Marktübersicht Ladekrane

Aushub aufnehmen, Absperrungen transportieren oder eine Arbeitsmaschine auf die Ladefläche eines Kommunalfahrzeugs heben: Arbeiten, die ohne einen Ladekran nicht machbar sind. Der Klassiker unter den Ladehilfen hat sich in zahlreichen Branchen etabliert und auch im Kommunalbereich gibt es kaum einen Bauhof, der nicht auf einen Ladekran zurückgreifen kann. Gemeinsames Merkmal aller hier eingesetzter Ladekrane ist ihr faltbarer Ausleger. Nur bei sogenanntem Knickarm-Kranen lässt sich der Ausleger für die Transportstellung so zusammenfalten, dass der Aufbau des Lkw uneingeschränkt nutzbar ist. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Ladefläche eines Trägerfahrzeugs mit Streuaufbau im Winterdienst genutzt wird.
Auch mit Blick auf die Position des Krans auf dem Trägerfahrzeug gibt es Unterschiede. In der Baustofflogistik werden Krane gerne am Heck des Trägerfahrzeugs montiert, um auch den Anhänger be- und entladen zu können. Bei kommunal genutzten Lkw wird der Ladekran in der Regel hinter dem Fahrerhaus montiert. Der Weg zum passenden Kran setzt einiges an Knowhow voraus. Zunächst einmal gilt es mit Blick auf die Themen Hubkraft, Reichweite und Gewicht einen Kran passend zum Fahrzeug zu konfigurieren. Anschließend gilt es das Angebot der Hersteller zu sondieren. Eine echte Fleißarbeit: Allein der Branchenprimus Palfinger hat aktuell rund 100 Ladekranmodelle im Programm. Dazu kommen Hersteller wie Atlas, Hiab, Fassi, HMF und andere, die ebenfalls mit ihren jeweiligen Modellpaletten breit aufgestellt sind.
Anforderungsprofil
Der Kran muss zum jeweiligen Trägerfahrzeug und zum Anforderungsprofil passen. Zentrale Stellgrößen sind wie eingangs angesprochen Hubkraft, Reichweite und das Eigengewicht des Krans. Gerade bei gewichtssensiblen Einsatzprofilen, wenn etwa schwere Arbeitsmaschinen transportiert werden müssen, kommt es darauf an, den Kran so leicht wie möglich zu wählen. Hier den richtigen Kompromiss zwischen Tragkraft und Eigengewicht zu finden wird immer wichtiger. Wurden früher Krane schon mal kräftiger gewählt, zählt mittlerweile jedes Kilogramm Nutzlast. Und da fällt es im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht, ob ein Kran 300 kg mehr oder weniger auf die Waage bringt.

Klassische Trägerfahrzeuge für Ladekrane auf Bauhöfen und Straßenmeistereien sind 2-Achs-Lkw für den Baustelleneinsatz, wie die Arocs-Baureihe von Mercedes-Benz Trucks oder die G-Baureihe von Scania. Ein Arocs 2036 AK 4x4 mit einem Radstand von 3.900 mm und einer 3-Seiten-Kippbrücke hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 22 t. Die Nutzlast beträgt rund 11 t. Ein solches Trägerfahrzeug könnte unter anderem mit einem Ladekran des Typs AK82.4E von Atlas kombiniert werden. Der 8,2 mt-Kran hat eine maximale Traglast von 4 t und eine Reichweite von 12,74 m und würde damit sehr gut für viele kommunale Aufgaben passen. Das Gewicht dieses Krans beträgt je nach Konfigurierung des Krans ohne Abstützverbreiterungen und Stützbeine zwischen 930 und 1.310 kg und damit deutlich über 10 % der Nutzlast. Wird dann noch ein Streuaufbau samt Soletanks montiert und für den Winterdiensteinsatz befüllt, wird sich das Fahrzeuge an der Nutzlastgrenze befinden. Es gilt also bereits in der Phase der Ausschreibung sehr genau abzuwägen, was ein Ladekran samt Abstützung maximal wiegen darf oder gegebenenfalls auf ein Trägerfahrzeug mit mehr Nutzlast zurückzugreifen.
Möglichst leicht
Eine noch höhere Bedeutung hat das Eigengewicht eines Ladekrans im Kran-Segment für leichte und mittelschwere Nutzfahrzeuge. Ein M30A.13 mit einem Hubmoment von knapp 3 mt von Fassi bringt ohne Abstützung bereits ein Eigengewicht von 290 kg auf die Waage. Mit der Abstützung wiegt der Kran bereits knapp über 400 kg. Mit einem Trägerfahrzeug aus dem 3,5 t-Segment macht ein Kran mit einem solchen Eigengewicht nur in Ausnahmefällen Sinn, wenn etwa eine Mähraupe regelmäßig auf einem Anhänger gehoben werden muss. Beide Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, bereits im Vorfeld sehr genau abzuwägen, wie das Zusammenspiel aus Traglast und Eigengewicht sinnvollerweise aussehen soll.
Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen für eine Investitionsentscheidung auch Sicherheits- und Komfortfeatures eines Ladekrans.
Dazu gehört zunächst die Bedienung des Ladekrans. Bedient werden Ladehilfen in der Regel mit Hilfe einer Funkfernbedienung. Die hat gegenüber der früher weit verbreiteten Bedienung mit Hilfe von Hebeln zwei zentrale Vorteile. Ausgeschlagene Hebelgelenke können nicht mehr eine präzise Steuerung der Krane beeinträchtigen, und der Bediener kann den Kran von einer Position außerhalb der Gefahrenzone bedienen und hat jederzeit optimale Sicht auf den Arbeitsbereich.
Safty first
Sicherheitsaspekte spielen für die Arbeit mit Ladekranen eine zentrale Rolle. Sicherheit beginnt mit dem Abstützen des Trägerfahrzeugs. Eine Aufgabe die einiges an Erfahrung durch den Fahrer voraussetzt. Er muss sich vor dem Abstützen einen Eindruck von der Tragfähigkeit des Untergrunds verschaffen und die die hydraulischen Abstützungen so positionieren, dass das Fahrzeug samt Kran für die jeweilige Aufgabe sicher abgestützt steht. Um das Ausnivellieren des Kranfahrzeuges möglichst schnell durchzuführen, bietet Palfinger für seine TEC-Ladekrane einen Nivellierassistenten an, der den Abstützprozess auf unebenen Geländen deutlich vereinfacht.

Der Bediener kann mit nur einer Hebelbewegung an der Funkfernsteuerung die Stützzylinder optimal ausnivellieren. Dadurch lässt sich der Abstützprozess deutlich zeitsparender realisieren, als das bei einem manuellen Abstützprozess der Fall wäre. Steht das Fahrzeug nicht eben, sondern im Bereich der zulässigen Fahrzeugneigung, nivelliert das System. Um hier jederzeit auf der sicheren Seite zu sein, bieten die Hersteller entsprechende Assistenzsysteme an. Wird der Kran mit hohen Lasten in einem Bereich geführt, in der das Fahrzeug nicht mehr sicher steht, sperrt das System Bewegungen in diesem kritischen Bereich.
Der Schwerlast-Lkw der G-Baureihe von Scania ist mit einem Kippaufbau sowie einem Ladekran ausgestattet. Eine klassische und zugleich bewährte Kombination im Straßenbetriebsdienst.
Load-Sensing-Hydraulik
Um mit Ladekranen überhaupt arbeiten zu können, muss das Trägerfahrzeug über eine entsprechend leistungsstarke Hydraulik verfügen. Im Segment der schweren Lkw entscheiden sich die Kunden aus dem Kommunalbereich inzwischen mehrheitlich für eine Load-Sensing-Hydraulik. Die wäre für einen Ladekran allein nicht notwendig. Da jedoch auch ein Kippaufbau sowie der Streuaufbau und das Schneeräumschild über die Hydraulik gesteuert werden, bringt eine komplexe Load-Sensing-Hydraulik nicht nur mit Blick auf die Performance Vorteile. Eine Load-Sensing-Hydraulik stellt im System immer nur den Druck zur Verfügung, der in einer bestimmten Situation auch benötigt wird. Das spart zum einen Kraftstoff, zum anderen schont es die Komponenten.
Eine besonders anfällige Komponente der Hydraulikanlage sind die Schlauchverbindungen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Schläuche im Bereich von Knickgelenken oder Verlängerungen nicht auf den Profilen des Kranarms verlaufen, sondern innenliegend angeordnet sind. Das erschwert zwar den Zugang und damit den Wechsel von Schläuchen, dafür wird das Risiko äußerer Beschädigungen während des Kranbetriebs minimiert. Das wiederum senkt Ausfallzeiten und Wartungskosten.
Fazit
Die Auswahl eines Ladekrans sollte mit viel Sorgfalt und unter Einbeziehung des Fahrzeugbauers getroffen werden. So ist gewährleistet, eine optimale Kombination von Trägerfahrzeug und Kran zu finden. Das ist gerade vor dem Hintergrund, dass die Nutzungszeiten von Kommunal-Lkw mit Ladekran nicht selten bei zehn und mehr Jahren liegen. In unserer Herstellerübersicht stellen wir die wichtigsten Hersteller im Segment der Knickarm-Ladekrane und die Bandbreite ihrer jeweiligen Produktpalette vor. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Stephan Keppler, Redaktion KommunalTechnik
Eine ausführliche tabellarische Marktübersicht nach Herstellern können Abonnenten der Fachzeitschrift KommunalTechnik hier downloaden.