Grünflächenamt Darmstadt: Stadtbaum-Bewässerung

Über 40.000 Stadtbäume gilt es in Darmstadt zu erhalten. Bei der Bewässerung der Jungbäume sollen Bodenfeuchtesensoren unterstützen.
Unmiog bei der Baumbewässerung
Foto: EAD

Darmstadt wurde in früheren Zeiten auch „die Stadt im Walde” genannt. Noch im 18. Jahrhundert war Darmstadt komplett vom Wald eingeschlossen. Auch heute noch ist mit immerhin ca. 6.000 ha die Hälfte des Stadtgebiets bewaldet. Das dies nicht nur eine Zahl auf dem Papier ist, wird schnell deutlich. Außerordentlich viele Stadt- und Straßenbäume unterschiedlichster Arten begrüßen Besucher der Stadt.

„Rund 40.000 Stadtbäume sind im Baum-Kataster des Grünflächenamtes Darmstadt vermerkt“, weiß Dr. Andreas Rais. Der studierte Forst- und Holzwissenschaftler leitet die Abteilung Forsten, Biotopschutz und Stadtbäume und ist hiermit für den Großteil der Park- und Straßenbäume im Darmstädter Stadtgebiet sowie den knapp 2.000 ha großen Stadtwald zuständig.

Insgesamt beschäftigt das Grünflächenamt ca. 180 Personen und besteht aus fünf unterschiedlichen Abteilungen inklusive einer schlagkräftigen, operativen Truppe, zu der auch eine Baumpflegekolonne mit mehreren Personen gehört. „Das sind sehr gut ausgebildete Baumpfleger, die etwa auch mit Seilklettertechnik arbeiten. Diese setzen wir vor allem für kleinere Aufträge sowie Spezialeinsätze ein. Insgesamt eine tolle Truppe, die mittlerweile fast jeden Baum im Stadtgebiet kennt, stets mitdenkt und ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringt “, berichtet Dr. Andreas Rais. Das Hauptvolumen der Baumpflegearbeiten wird jedoch an sechs verschiedene Fachfirmen vergeben.

Jungbäume bekommen fünf Jahre lang Wasser

Bewässert werden jährlich ca. 1.500 Jungbäume, in extremen Trockenjahren zusätzlich auch Altbäume sowie einige Bäume an schwierigen Standorten, die teilweise mit stark verdichtetem Boden im Wurzelbereich zu kämpfen haben. „Teile der Innenstadt sind stark untertunnelt – etwa durch Straßen und Tiefgaragen. Das hat zur Folge, dass dort nur wenig Wurzelraum zur Verfügung steht. Einige Bäume werden deshalb in Kübeln oder Hochbeeten gepflanzt“, sagt Dr. Andreas Rais.

Für die Bewässerung beauftragt das Grünflächenamt Dienstleistungsbetriebe, die eigene operative Truppe des Grünflächenamts wird flexibel eingesetzt – etwa bei kurzfristigen Einsätzen oder besonderen Standorten. „In der Ausschreibung haben wir ein detailliertes Leistungsverzeichnis hinterlegt“, erklärt der Abteilungsleiter. „Darin geben wir vor, wie oft und auf welche Weise ein Baum bewässert werden soll – je nach Standortbedingungen, etwa bei Hanglagen. So können wir auch unterschiedlich vergüten, wenn der Aufwand höher ist oder häufiger gefahren werden muss.“

Technisch gesehen kommen verschiedene Fahrzeuge zum Einsatz, die mit geeigneter Bereifung ausgestattet sind, um die Grünflächen zu schonen. In Parks wird oft mit langen Schläuchen gearbeitet, damit das Fahrzeug auf dem Weg bleibt. Für schwer zugängliche Stellen werden spezialisierte Fahrzeuge mit Gießarmen genutzt. „Wassersäcke versuchen wir zu vermeiden“, erklärt Julia Brand, Sachgebietsleiterin für die Stadtbäume. „Sie fördern eher das Wurzelwachstum von stamm- und oberflächennahen Wurzeln. Das langfristige Ziel ist immer, dass sich der Baum ab einem gewissen Zeitpunkt selbst mit ausreichend Wasser versorgen kann. Dazu ist es wichtig, dass sich die Wurzeln tief im Boden ausbreiten und nicht an der Oberfläche. Wir setzen Wassersäcke nur an besonderen Standorten ein, z.B. an Hanglagen oder an Stellen, wo wir keinen Gießring einbauen können. Weiterhin ist zu beachten, dass die Säcke nicht zu nah am Stamm angebracht werden, um sich stauende Hitze und Schimmelbildung zu verhindern. Dazu kann man mehrere Säcke miteinander verbinden. Eine Problematik der Säcke besteht darin, dass sich die feinen Löcher mit der Zeit durch Partikel oder Schlamm zusetzen können und dann keine ausreichende Menge an Wasser mehr abgegeben werden kann. Wenn wir Wassersäcke einsetzen, dann nur so, dass das Wasser gezielt in den Boden abgegeben wird, um den Baum langfristig zu versorgen.“

Bodenfeuchtesensor für die Baumbewässerung
Foto: Grünflächenamt Darmstadt

Pilotprojekt „Sensorbäume“ seit 2022

Seit einigen Jahren kommt dem Thema Bewässerung in der Abteilung ein besonderes Augenmerk zugegen: „Die Jungbäume werden in Darmstadt grundsätzlich die ersten fünf Jahre intervallmäßig mit je 200 l bewässert, um ihnen gute Startbedingungen zu geben“, erklärt Julia Brand. Die Anzahl der Wassergänge hängt von den klimatischen Bedingungen ab. In trockenen Jahren, wie etwa im Jahr 2023, wurde insgesamt 12-mal bewässert, im Jahr 2024 8-mal. Dies wird bisher anhand von Aspekten wie Wetterlage, Abstand zum letzten Bewässerungsgang, offensichtlicher Vitalität und Erfahrungswerten entschieden, nicht basierend auf objektiven Messdaten. „Wir fragen uns natürlich, ob diese Wassermengen wirklich nötig sind“, berichtet die studierte Landschaftsarchitektin. „Deswegen wollen wir zukünftig die Umstellung von starren Intervallgießen auf ein dynamisches Bewässerungssystem, welches den Erhalt des städtischen Baumbestandes sichert, durch Überwachung und bedarfsgerechte Wässerung aber auch den nachhaltigen Einsatz der vorhanden Ressourcen ermöglicht“, ergänzt Julia Brand.

Und so startete das Grünflächenamt 2022 innerhalb des Förderkulisse „Schlaues Wasser Darmstadt“ mit der Installation von Bodenfeuchtemessern. 
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Mirja Schmatzler, Redaktion KommunalTechnik 
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