Winterdienst-Fahrertraining
Die Koordination, Einweisung und Ausbildung der Mitarbeiter stellt für jeden Betriebsleiter regelmäßig eine besondere Herausforderung dar. Zuallererst geht es um die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes. Das führt heute dazu, dass quasi doppelt so viele Mitarbeiter in ihren Aufgaben eingewiesen werden müssen, als es beispielsweise früher praktiziert wurde. Die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes erfordert heute den zeitversetzten Einsatz der Mitarbeiter, in einigen Betrieben sogar den Einsatz von Schichtdiensten. So fahren heutzutage in Heidenheim morgens andere Fahrer als abends, weil die morgendliche Mannschaft nach einem Einsatz um 13 Uhr nach Hause geht. Nur so ist sichergestellt, dass die Mitarbeiter am nächsten Morgen um 4 Uhr auch ihre gesetzlich vorgeschriebene Mindestruhezeit von elf Stunden eingehalten haben. Auch die Traktorfahrer und die Winterdienst-Handreiniger wechseln regelmäßig, damit nicht eine Mannschaft für die gesamten vier Winterdienstmonate rufbereit sein muss.
Mehr T- und CE-Führerscheine benötigt
Aus dieser Erkenntnis entstand die Feststellung, dass wir mehr Mitarbeiter mit Führerscheinen für Lkw und Traktoren brauchen. Diese müssen die notwendigen Führerscheine erwerben und auf den– doch sehr speziellen Winterdienstgeräten - ausgebildet werden. Keine neue Erkenntnis ist die Tatsache, dass unsere Mitarbeiter diejenigen sind, die unsere Straßen für den Normalverkehr erst befahrbar machen. Folglich fahren unsere Mitarbeiter alle regelmäßig morgens mit ihren Privatfahrzeugen auf ungeräumten Straßen zum Betriebshof. Wer da nicht entsprechend geschult ist, setzt seine eigene Gesundheit und sein eigenes Vermögen aus Spiel.
Letztlich kommt jeden Morgen, für jeden Betriebsleiter, das leidige Problem, einen Vertreter für die unverhofft erkrankten Mitarbeiter zu finden. Das ist im Winterdienst-Einsatz nochmal etwas schwieriger, als es ohnehin schon täglich ist. Jetzt geht es möglicherweise darum, einen Unimogfahrer auf einem 18-Tonnen-Lkw einzusetzen, einen Fendt-Traktorfahrer auf einem Unimog einzusetzen oder einen Schmalspurfahrzeugführer mit einem kleinen Traktor auf Strecke zu schicken, weil keine anderen Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Da geht es oft um Banalitäten, die bei ausreichend Zeit jeder Fahrzeugführer schnell und leicht erlernt. Diese Zeit ist in jenen Situationen aber nicht gegeben. Es tauchen Fragen auf wie: Wie startet man den Streuer, wo ist der Schalter für die Rundumleuchte, wo ist der Maulschlüssel, um den Schneepflug anzuschrauben, arbeitet GPS jetzt oder nicht? Und wir erinnern uns: „Im öffentlichen Dienst darf keiner ein Gerät oder eine Maschine benutzen, wenn er vorher nicht ordentlich eingewiesen wurde“. Auch das ist ein Gesicht des „ganz normalen Wahnsinns“ unserer Arbeit.
Offroad-Schulungen
Um das Können der Fahrer und Mitarbeiter auf allen Ebenen zu verbessern, führen die Städtischen Betriebe Heidenheim alle drei Jahre eine Offroad-Schulung mit allen Lkw-Fahrern in einem Steinbruch durch. Hier erlernen die Fahrer unter fachkundiger Anleitung von Matthias Fiedler, einem Fahrsicherheitstrainer, die Extremsituationen ihres Fahrzeuges und gleichzeitig (durch Rotation) auch das Fahrzeugverhalten der anderen Fahrzeuge kennen. An Fallbeispielen werden die notwenigen Kenntnisse über den Einsatz der Fahrzeugsperren praxisnah geübt, die Mitarbeiter werden an die „sicheren“ Grenzen der Fahrzeuge und an ihre eigenen Grenzen herangeführt. So entsteht Fahrsicherheit bei den Mitarbeitern auf allen Lkw.
Gut angelegtes Geld
Jede Schulung dauert zwei Tage. Diese zwei Tage kosten insgesamt ca. 1.500 € pro Jahr, außer der Transporterschulung auf dem ADAC Übungsplatz. Die ist etwas teurer, wird aber von einigen Berufsgenossenschaften gerne subventioniert. Die Teilnehmer sind sehr motiviert bei der Sache und wir sind der Meinung, dass das ein gut angelegtes Geld in die Sicherheit unserer Mitarbeiter und eine Optimierungsmöglichkeit für unseren Winterdienst bedeutet. Die Mitarbeiter werden durch diese Schulungen kompatibler einsetzbar, sind im Umgang mit den Fahrzeugen und Geräten sicherer und sind auch privat sicherer auf der Straße unterwegs. Eine Win-Win-Situation für alle.
Für KommunalTechnik: Hans-Jürgen Schiffner, Stadt Heidenheim, Städtische Betriebe
Kontakt Off-Road- und Ecotrainer: Matthias Fiedler, E-Mail: fam-fiedler@t-online.de
(Fotos: Schiffner)