Pickups für Bauhöfe

Pickups sind geländegängig, praktisch und auf Bauhöfen ausgesprochen beliebt! Wir haben jetzt vier Pickup-Modelle zum Vergleichstest antreten lassen.
Pick-ups in Sandgrube
Geländegängiges Quartett: Die vier Testkandidaten haben Aufstellung in der Sandgrube genommen. (Foto: Keppler)

Kontrollbesuch auf einer Baustelle und anschließend muss noch ein kleiner Generator dringend für den Aufbau einer Bühne für das nächste Stadtfest in die Fußgängerzone gebracht werden. Für die vielen kleinen Transportfahrten, die es auf Bauhöfen zu erledigen gilt, werden gerne Pickups genutzt. Eine Fahrzeugkategorie, die mittlerweile für eine steigende Zahl kommunaler Bauhöfe zum Fuhrpark gehört. Pickups sind universell einsetzbar. Sie können einiges an Nutzlast stemmen, sie lassen sich leicht beladen und bieten ein Komfortniveau, das den Vergleich mit einem gut ausgestatteten Mittelklassewagen nicht scheuen muss. Auch wenn Hersteller wie Mercedes-Benz mit der X-Klasse sowie Pickup-Klassiker wie der L200 von Mitsubishi oder der Navara von Nissan aus diesem Fahrzeugsegment inzwischen ausgestiegen sind, gibt es verschiedene Hersteller, die sich mit ihren Pickup-Modellen weiterhin dem Wettbewerb stellen.

Die KommunalTechnik-Redaktion hatte jetzt Gelegenheit mit dem Ford Ranger, dem VW Amarok, die Toyota Hilux und dem Isuzu D-Max vier relevante Vertreter im Pickup-Segment miteinander zu vergleichen. Anforderung an die Hersteller für unseren Vergleichstest: Sie sollten möglichst Fahrzeuge in der Basisausstattung bereitstellen, schließlich wollten wir uns auf die Fähigkeiten als geländegängiger Lastenträger konzentrieren und nicht auf die Lifestyle-Qualitäten. Nicht alle Hersteller haben sich an diese Vorgabe gehalten.

Ford
Flott unterwegs: Auf der Straße zeigte nicht nur der Ford Ranger, dass man mit einem Pickup auch sportlich unterwegs sein kann. (Foto: Keppler)

Deutschlands zulassungsstärkster Pickup, der Ford Ranger, wurde in der üppig ausgestatteten Wildtrak X-Variante bereitgestellt und fiel damit etwas aus dem Rahmen. Der VW Amarok ist weitgehend baugleich mit dem Ford Ranger. Hintergrund ist eine Kooperation beider Automobilhersteller. Nachdem VW-Nutzfahrzeuge ebenfalls aus der Produktion einer eigenen Pickup-Baureihe ausgestiegen ist, wurde kurzerhand der Ranger als Basis genommen, mit einigen typischen VW-Styling-Elementen ausgestattet und als „neuer“ Amarok in die Ausstellungsräume der Händler gestellt. So weit so normal; Kooperationen (auch mit wechselnden Partnern) sind im Segment von leichten Nutzfahrzeugen und Pickups an der Tagesordnung. Die Kooperation zwischen Ford und VW wird insbesondere beim Blick auf die Fahrzeugdimensionen augenfällig. Das breitschultrige Duo hebt sich optisch doch deutlich von den kompakter wirkenden Toyota Hilux sowie dem D-Max von Isuzu ab.  

Nutzfahrzeug-Qualitäten 

Was haben wir miteinander verglichen? Zunächst ging es um die Nutzfahrzeug-Qualitäten wie die Größe der Ladefläche, die Höhe der Ladekante, Verzurr-Möglichkeiten, die mögliche Anhängelast und natürlich die Nutzlast selbst. Einen weiteren Schwerpunkt in unserem Vergleichstest bildete das Fahrverhalten sowohl im Gelände als auch auf befestigten Straßen. Bei unseren Testfahrten in einer Sandkuhle sowie auf Landstraßen und einem Autobahnabschnitt haben wir uns die Verbräuche angesehen. Aber auch das Rangieren unter beengten Verhältnissen war ein Thema, das in die abschließende Bewertung mit eingeflossen ist. Last but not least ging es um den Fahrkomfort und das Handling der Trucks. Wie gut lässt sich in die mitunter hochbeinige Kabine einsteigen? Kommt man auch mit Sicherheitsschuhen mit der Pedalerie zurecht? Wie intuitiv sind die Fahrzeuge bedienbar? Wie ist es um das Geräuschniveau in der Fahrerkabine bestellt?

Isuzu
Lang und steil: An der lang gezogenen Rampe zeigten sich die Offroad-Qualitäten des Pickup-Quartetts. (Foto: Keppler)

Beginnen wir mit den Nutzfahrzeug-Qualitäten: Die Größenunterschiede zwischen dem Ford Ranger respektive VW Amarok auf der einen und dem Toyota sowie dem Isuzu auf der anderen Seite spiegeln sich auch auf der Ladefläche wider. Nun werden Längenunterschiede von bis zu 10 cm nicht wirklich viel ausmachen, der zur Verfügung stehende Platz zwischen den Radkästen dagegen schon. Während bei Ford/VW hier mit jeweils über 1.200 mm ein palettentaugliches Maß realisiert wurde, müssen sowohl im D-Max als auch im Hilux Paletten längs geladen werden. In Sachen Nutzlast sind die jeweiligen Testaspiranten ebenfalls nicht weit voneinander entfernt. Lediglich der Ranger Wildtrak X muss hier ausstattungsbedingt einige Federn lassen und darf gesetzeskonform nur noch 844 kg Nutzlast mitführen. Mit Blick auf die Anhängelast erreichen alle Kanditen mit 3,5 t das Maximum oder kratzen wie der Amarok mit 3.45 t zumindest an der Maximalgrenze.

Praktische Features

Das Beladen der kurzen Ladefläche gestaltet sich etwas schwierig. Von der Seite werden groß gewachsene Fahrer allenfalls einen Kasten Bier über die Seitenwände stemmen können. Aber auch das Heck, das sich bei allen Modellen mit einer Klappe öffnen lässt, bietet nicht wirklich eine ergonomisch glückliche Belademöglichkeit. Immerhin ist eine Ladekante zwischen 660 und 825 mm zu überwinden. Bei schweren Frachten lässt sich das nur mit einem Gabelstapler bewerkstelligen. Doch Vorsicht: Die beliebten Ladeflächenabdeckungen, mit denen bei uns der Ford Ranger sowie der VW Amarok ausgestattet waren, können dabei schnell kostspieligen Schaden nehmen. Gleichwohl sind es sinnvolle Features, um die Ladung vor den Blicken von Gelegenheitsdieben zu schützen. Apropos sinnvolle Features: Der Ford Ranger Wildtrak X war neben dem Schiebeverdeck auch mit seitlichen Trittstufen sowie einer speziellen Leiterhalterung ausgestattet. Beides hilft im Arbeitsalltag deutlich.

Amarok
Anspruchsvolles Testprogramm: Die vier Pickups mussten sowohl auf befestigten Straßen als auch im Gelände zeigen, was sie können. (Foto: Keppler)

Kommen wir zu den Fahreigenschaften: In einem Pickup sitzt man hoch und trocken. Zu mehr Übersichtlichkeit führt die hohe Sitzposition jedoch nicht zwingend. Der sehr bullige Ranger und sein Pendant von VW-Nutzfahrzeuge sind durch ihre äußeren Abmessungen etwas unübersichtlicher als der Toyota und der Isuzu. Wenn es um das Handling beim Fahren und die Bedienung eines Fahrzeuges geht, spielen persönliche Vorlieben bekanntermaßen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Was für den einen unglücklich gelöst ist, kann für den anderen völlig irrelevant sein. Für mich war es beispielsweise bei allen Testkandidaten etwas hakelig, in die Fahrzeuge einzusteigen. Zum einen hätte ich mir einen größeren Öffnungswinkel der Fahrertür gewünscht, zum anderen bin ich froh, gar nicht erst hinten einsteigen zu müssen. Mit der Pedalerie bin ich dagegen trotz Sicherheitsschuhen gut zurechtgekommen, obwohl die im Isuzu D-Max doch etwas eng nebeneinander lagen. Recht unterschiedlich ist die Anordnung verschiedener Bedienelemente wie der Steuerung der Scheibenwischer und der Beleuchtung. Nicht alles lässt sich intuitiv bedienen, wer allerdings regelmäßig mit einem Fahrzeug unterwegs ist, den wird das nicht stören.

Vertretbare Verbräuche

Speziell im Gelände gestaltet sich die Bedienung von Über- und Untersetzungen sowie Differentialen nicht immer ganz einfach. Aber auch das wird sich bei mehrmaliger Nutzung egalisieren. Schaltkomfort bieten erwartungsgemäß vor allem der Ranger mit seiner 10-Gang-Automatik sowie der Hilux mit seiner 6-Gang-Automatik. Aber auch die „handgerissenen“ Testkandidaten VW Amarok und Isuzu D-Max lassen sich im Gelände gut schalten, wie sich insbesondere an einer langgezogenen und steilen Rampe in der Sandgrube gezeigt hat.

Auf befestigten Straßen haben alle vier Pickups bewiesen, dass sie auch Fahrkomfort können. Keiner fängt an Bodenunebenheiten das „Hüpfen“ an oder belästigt Fahrer und Beifahrer durch dröhnende Geräusche im Innenraum. Mit Blick auf den Verbrauch hat sich einmal mehr gezeigt, dass es der Fahrer ist, der den Verbrauch in der Hand respektive im rechten Fuß hat. Wir sind mit allen Kandidaten in Sachen Durchschnittsverbrauch auch im beladenem Zustand deutlich unter 10 l pro 100 km/h geblieben. Für Autos mit vier angetriebenen Rädern und einem relativ hohen Gewicht kein schlechter Wert.

Fazit: 

Nein, einen Testsieger gibt es nicht! Zu unterschiedlich ist das Komfortniveau und das Handling der vier Pickups im Vergleich. Mir persönlich sind der Ford Ranger und der VW Amarok zu „lifestylig“ für andere macht genau dieser Lifestyle einen Pickup aus. Mein persönlicher Favorit innerhalb dieses Quartetts war der Toyota Hilux, dem man seine Reife aufgrund der jahrzehntelangen Offroad-Erfahrung von Toyota deutlich anmerkt. Muss auf die Investitionskosten geachtet werden, führt kein Weg am Isuzu D-Max vorbei, für den der mit großem Abstand günstigste Kaufpreis aufgerufen wird.      

Stephan Keppler

Redaktion KommunalTechnik

Mehr zu unserem Test lesen in Ausgabe 6/24.