Tapinoma magnum sorgt für reichlich Arbeit auf Bauhöfen

Die Ameisenart Tapinoma magnum bildet Superkolonien, verursacht materielle Schäden und führt zu einer signifikanten Einschränkung der Lebensqualität.
Tapinoma magnum
Schwierig zu bekämpfen: Die Tapinoma magnum bildet Superkolonien mit Millionen von Individuen. (Foto: Keppler)

Es sind ja nur Ameisen! So wurde noch im vergangenen Jahr gerne mal auf Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern reagiert, die sich über die kleinen, aber aggressiven Ameisen beschwert hatten, die sich in vielen Gemeinden vor allem im Südwesten der Republik explosionsartig ausbreiteten. Schnell wurde jedoch klar, dass es sich dabei um die invasive Ameisenart Tapinoma magnum handelt. Die Ameisen sehen der heimischen Schwarzen Wegameise (Lasius niger) zum Verwechseln ähnlich. Auch wenn ein einzelnes Individuum nur wenige Millimeter groß ist, absolut „magnum“ ist der Ärger, für den sie sorgt.

Strom- und Internetausfälle

Die Insekten bilden so genannte Superkolonien, die sich über mehrere Hektar erstrecken können und zahlreiche Einzelnester und Millionen von Individuen beherbergen. Sie unterhöhlen gepflasterte Flächen, sorgen in Verteilerkästen für Stromausfälle und haben im baden-württembergischen Kehl am Rhein selbst das Internet schon einmal lahmgelegt. Besonders problematisch: Sie dringen auch in Häuser ein.

In ein eigenes Heißwassergerät investiert: In der Gemeinde Schutterwald wurde ein Heißwassergerät beschafft, um eine Auswei-tung des Befalls durch Tapinoma magnum unter Kontrolle zu behalten. (Foto: Keppler)

Die bekannten Hausmittel, wie Backpulver, Zimt aber auch frei verkäufliche Ameisenköder, bleiben angesichts der Massen an Ameisen komplett wirkungslos. Die Folgen für die Menschen sind ein massiver Verlust an Lebensqualität. Die Ameisen legen ihre Straßen durch Häuser, vernichten Lebensmittelvorräte und sind während der Sommermonate immer präsent.

Auch die Gemeinde Schutterwald südlich von Offenburg hat mit der Tapinoma magnum zu kämpfen. Nach Angaben des Bürgermeisters Martin Hohlschuh wurde der Befall mit der invasiven Ameisenart derzeit in zwei Bereichen Schutterwalds bestätigt. Zum einem in einem Wohngebiet mit rund 60 betroffenen Haushalten sowie auf fünf Grundstücken in einem Gewerbegebiet. Fachleute gehen davon aus, dass es sich dabei um zwei Kolonien handelt, die vermutlich bereits seit etwa drei Jahren in Schutterwald aktiv sind. Auch in den Nachbargemeinden zeige sich ein zunehmendes Ameisenaufkommen.

Heißwasser-Strategie zeigt Wirkung in Schutterwald

In Schutterwald ist man bereits aktiv geworden. „Mit einer Heißwasserbehandlung bekämpfen wir die Ameisennester auf öffentlichen Flächen und setzen die Maßnahme auch auf betroffenen Privatgrundstücken ein – selbstverständlich nur nach ausdrücklicher Einwilligung der jeweiligen Eigentümer“, sagt Martin Hohlschuh. „Ziel ist es, die Ausbreitung so weit wie möglich einzudämmen und die Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger zu verringern.“

Die bisherigen Erfahrungen mit dieser Bekämpfungsstrategie seien sehr positiv. Mit der thermischen Behandlung, die ausschließlich auf heißem Wasser basiere, sei es gelungen, die Ausbreitung der Ameisen deutlich einzudämmen, ohne chemische Mittel einsetzen zu müssen.

Gut aufgestellt mit neuer Technik: Die Strategie die Nester mit heißem Wasser zu bekämpfen, hat sich u.a. in Schutterwald als effektiv herausgestellt. (Foto: Keppler)

Mit Blick auf die erforderliche Technik hat die Gemeinde Schutterwald zunächst auf die Unterstützung durch die Technischen Betriebe Offenburg zurückgegriffen. Das dort vorhandene Heißwassergerät konnte mitgenutzt werden. Aufgrund einer Anregung aus dem Gemeinderat hat die Gemeinde inzwischen ein Vorführgerät beschafft. Damit ist der Bauhof Schutterwald heute in der Lage, die Bekämpfungsmaßnahmen auch eigenständig und kurzfristig umzusetzen.

Die Mitarbeitenden des Bauhofes sind seit Ende Mai/Anfang Juni bis voraussichtlich Ende Oktober regelmäßig im Einsatz. Derzeit wird etwa zweimal pro Woche ganztägig (16 h pro Woche) in der Ameisenbekämpfung gearbeitet. „Das bindet erhebliche personelle Ressourcen, die wir aber bewusst einsetzen, um die Belastungen für die betroffenen Bürger so gering wie möglich zu halten“, betont Martin Holschuh, der sich mit Blick auf das Problem auch für eine interkommunale Zusammenarbeit ausspricht.

Kurz gesagt

  • Ausbreitung von Tapinoma magnum besonders im Südwesten Deutschlands rasant.
  • Ameisen verursachen gravierende Schäden.
  • Klassische Hausmittel und gängige Köder sind wirkungslos.
  • Gute Erfahrungen mit Heißwasserbehandlung in Schutterwald und Offenbach-Bürgel
  • Heißschaumbehandlung mit geringem Erfolg in Kehl am Rhein,
  •  In Kehl jetzt auch Heißwassertechnik beschafft plus intensive Bekämpfungsstrategie.
  • Wissenschaft treibt die genomische und ökologische Analyse der Ameisenart voran.
  • Experten empfehlen: schnelle Identifikation, enges Zusammenwirken von Kommunen und Fachleuten sowie konsequentes gemeinsames Vorgehen von Stadt und Bürgern.

Stephan Keppler

Den kompletten Artikel lesen Sie in Ausgabe 5/2025 unserer Fachzeitschrift KommunalTechnik.