Planung inklusiver Spielplätze

Wir haben mit Peter Schraml, Obmann des Normungsausschusses, Spielplatzprüfer und -planer über die gestalterische Bandbreite und die Vorteile der Matrix für die Planung und Umsetzung inklusiver Spielräume gesprochen.
KommunalTechnik: Immer häufiger sieht man spezifische Spielplatzgeräte mit dem Etikett „inklusiv“. Was hat es damit auf sich? Machen diese Geräte den Spielplatz inklusiv?
Peter Schraml: Inklusive Spielräume sollen gemeinsames Spielen ermöglichen. Sie bieten allen Kindern Spielmöglichkeiten, einfach indem Angebote vorhanden sind, die auch – aber nicht ausschließlich – von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Die Inklusionsmatrix wendet dazu ihren Blick auf Fertigkeiten und Fähigkeiten, statt auf unterschiedliche Behinderungsarten und eventuell dafür gestaltete spezielle Geräte. Das ist ein radikaler Perspektivwechsel. Denn: Jeder Mensch verfügt über Fertigkeiten und Fähigkeiten in unterschiedlicher Ausprägung – Spielräume sollten diese ansprechen. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt der von der Matrix definierten Grundanforderungen, die auf vielfältige und sehr unterschiedliche Weise umgesetzt werden können.
Um attraktive, herausfordernde und interessante Erfahrungsräume zu gestalten, definiert die Matrix ein Zusammenspiel von drei wesentlichen Faktoren:
- Die Erreichbarkeit des Spielplatzes selbst sowie der einzelnen Spielstationen.
- Vielfalt. Hier geht es darum, ob Angebote unterschiedliche Sinneswahrnehmungen ansprechen. Ein Beispiel hierfür wäre, die Gestaltung einer Wegbegrenzung mit tastbaren Oberflächen, die zudem farblich abgehoben ist. So können sich Menschen taktil (tastend) und sehend orientieren.
- Der dritte Faktor ist die Nutzbarkeit von Spielangeboten.
Werden alle diese Faktoren berücksichtigt, entsteht eine umfassendere und nachhaltigere Inklusion, als beispielsweise durch eine „Rollstuhlschaukel“, die letztlich nur von einem Rollstuhlfahrer genutzt werden kann und darf – und zwar alleine; und unter Umständen gar nicht erreicht werden kann, weil der gesamte Spielplatz von Wiese umgeben ist, ohne berollbaren Zugang.
Demzufolge kann ein Gerät einen Spielplatz nicht inklusiv machen, sondern es bedarf des Zusammenspiels der oben genannten Faktoren. Ein nach den Prinzipien der Matrix geschaffener Spielraum bringt Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammen, fördert Bewegung, berücksichtigt Vielfalt. Getreu dem Motto: Mit dabei, statt außen vor.

KommunalTechnik: Heißt das, dass alles für alle benutzbar sein muss? Wird so ein Spielplatz nicht sehr langweilig?
Schraml: Nicht alle müssen alles können – so etwas kann es nicht geben. Vielmehr muss für jeden etwas vorhanden sein, dass er oder sie nutzen kann. Und: Die Bereiche oder Angebote, die nicht von allen genutzt werden können, sollten die Ausnahme sein. Das erfordert ein neues Denken. Der Personenkreis mit den höchsten Anforderungen, wie Rollstuhlfahrer oder Blinde, muss dabei vor allem unter dem Fokus der Erreichbarkeit entsprechend berücksichtigt werden. Ein noch so geeignetes oder aufregendes Spielgerät ist nutzlos, wenn die Kinder nicht dorthin gelangen können. Das heißt, um überhaupt mit den vorhandenen Geräten spielen zu können, müssen Wege und Zugänge für alle Kinder vorhanden sein.
Gute Ergebnisse erzielt, wer [...]
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Text: Corina Prutti