Eichensplintkäfer in Stadtbäumen

Die Bekämpfungsmöglichkeiten gegen den Eichensplintkäfer sind begrenzt und erfolgen ab April. Der Prophylaxe kommt eine besondere Rolle zu.
Eichensplintkäfer
Abb. 1. Nur wenige Millimeter klein sind Eichensplintkäfer – die verursachten Schäden dagegen können groß sein.

Insgesamt über 100 in Deutschland heimische Arten des Borkenkäfers sind aus Forst und öffentlichem Grün bekannt. In den meisten Fällen sind die betroffenen Bäume durch andere Faktoren geschwächt, bevor sie von diesen holz- und rindenbrütenden Insekten angegangen werden. Auch der Eichensplintkäfer ist ein solcher Sekundärerreger.

Biologie

Der Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus) ist mit 2,5 bis 3,5 mm Körperlänge wie die meisten Borkenkäfer recht klein. Er ist rötlichbraun bis schwarz gefärbt, das Halsschild ist dunkler als die Flügeldecken (Abb. 1). Die Käfer schlüpfen und schwärmen im Mai/Juni, möglicherweise bedingt durch die sich verfrühende Vegetationsperiode auch schon ab Ende April. Es folgt ein Reifungsfraß an der Basis von einjährigen Trieben, die in der Folge vertrocknen und abfallen können. Von diesen Fraßstellen können Pilzinfektionen ausgehen. Letztlich bohren sich die Käfer wieder in die Rinde und das Holz von Eichen ein. Selten werden andere Laubgehölze von diesem Borkenkäfer als Wirte genutzt. Es werden Äste und Stämme bis zu etwa 17 cm Stärke befallen, die in Folge der Fraßaktivität von Larven und Käfern absterben können (Abb. 2). Das Einbohrloch misst 1 bis 2 mm Durchmesser und ist kreisrund. Als Reaktion auf die Verletzung treten Saftfluss und Rindenverfärbungen auf. In das unter der Rinde gelegene Splintholz wird ein 1 bis 3 cm langer Quergang hineingefressen, in den etwa 50 Eier abgelegt werden. Die schlüpfenden Larven fressen quer zum Gang, in Längsrichtung des Stammes oder Astes, bis zu 15 cm lange Larvengänge, an deren Ende sie sich schließlich verpuppen. Die daraus schlüpfenden Jungkäfer fressen sich durch die Rinde nach außen, was beim Schlupf zahlreicher Käfer viele nah beieinander liegende Ausbohrlöcher hinterlässt. Im Laufe des Absterbens kann die Rinde aufplatzen und die darunterliegenden Larvengänge sichtbar machen (Abb. 3).

Eine zweite Generation tritt mit einer Flugzeit im August/September auf. Die Larven der zweiten Generation überdauern den Winter in ihren Gängen im Holz und entwickeln sich erst im Frühling des Folgejahres zum erwachsenen Insekt, das wiederum etwa im Mai schlüpft.

Trockene Kronenpartie einer Eiche
Abb. 2: Trockene Kronenpartien können ein Hinweis auf Borkenkäferbefall sein.

Vorbeugung

Der Eichensplintkäfer gilt wie alle Borkenkäfer in erster Linie als Sekundärschädling, der bevorzugt in geschwächte Bäume mit herabgesetzter Vitalität eindringt und zu deutlichen Schäden führen kann. Daher ist das primäre Ziel, die Vitalität möglichst zu erhalten oder schnellstmöglich wieder zu erlangen. Insbesondere sind frisch verpflanzte Eichen empfindlich für einen Befall mit dem Eichensplintkäfer. Das Verpflanzen ist für jeden Baum ein bedeutender Stress, doch kann durch einige Maßnahmen dieser Faktor deutlich abgemildert werden:

  • Schon bei der Wahl der zu pflanzenden Bäume sollte auf Qualität geachtet werden. Schwache oder überständige Bäume sollten aussortiert werden. Heister und junge Bäume gelten als stress- und borkenkäferanfälliger als größere Eichen.
  • Ein ausgewogenes Wurzel-Spross-Verhältnis ist anzustreben, daher ist besonders auf einen ausreichend großen, gut durchwurzelten Ballen Wert zu legen.
  • Fachgerechtes Pflanzen vermeidet Schäden: Verletzungen am Stammgrund und an den Wurzeln, zu tiefes Pflanzen, ungenügende Belüftung des Wurzelraums, Staunässe und Verdichtungen sowie ungeeignete Baumsubstrate erschweren oder verhindern das erfolgreiche Anwachsen.
  • Der Befall ist eng mit ungünstigen Wachstumsbedingungen, insbesondere Trockenheit, verbunden. Daher muss eine adäquate Pflanzpflege erfolgen – und das für mindestens zwei Vegetationsperioden. In Trockenzeiten stellt frühzeitige und ausreichend tiefgründige Bewässerung die Versorgung der Bäume sicher – auch schon beim Pflanzen!
  • Pflanzungen erfolgen am besten im Herbst. Frühjahrspflanzungen sind grundsätzlich auch geeignet, doch hinsichtlich möglichen Trockenstresses etwas riskanter.
  • Unkrautbekämpfung und ausreichender Abstand zu anderen Gehölzen vermindern den Konkurrenzdruck.
  • Befallene Bäume sollten zum Schutz benachbarter, noch nicht besiedelter Bäume, entnommen und beseitigt werden. Die eliminierten Bäume oder Äste können gehäckselt werden, da nicht zu erwarten ist, dass im Häckselgut enthaltene Larven die Entwicklung vollständig abschließen können.
  • Nachpflanzen in einen bereits befallenen Bestand sollte unterlassen werden.

Das Anbringen von Schattiergewebe, Fegeschutz oder eines Stammschutzanstrichs hilft nicht gegen den Befall!

Rindenverletzung durch Eichensplintkäfer-Larve
Abb. 3: Unter der Rinde und im Splintholz sind die Fraßgänge der Larven gut erkennbar.

Bekämpfung

Der Eichensplintkäfer verbringt den größten Teil des Lebens sehr gut geschützt im Holz des Wirtsbaums. Es gibt keine Methode, die Larven im Holz abzutöten, ohne den Baum selbst zu schädigen. Es bleibt also nur ein relativ kurzes Zeitfenster, um schlüpfende, auf der Rinde herumkrabbelnde sowie anfliegende Käfer zu bekämpfen.

Zwar gibt es im Forst die Möglichkeit, mit Pheromonfallen die Borkenkäferpopulation durch Massenfang zu reduzieren, doch ist diese biotechnische Maßnahme im öffentlichen Grün nicht praktikabel. Ebenso wenig können dort Fangholzhaufen sinnvoll genutzt werden.

Auch biologische Maßnahmen können nicht gezielt genutzt werden. Zwar gibt es etliche bekannte Nützlinge (verschiedene Käfer, Fliegen, Schlupfwespen sowie weitere räuberische oder parasitäre Insekten sowie Milben), jedoch lassen sich diese nicht leicht in Massen züchten und gezielt einsetzen. Die Förderung von räuberischen Insekten und Milben, Parasiten und Pathogenen ist im öffentlichen Grün kaum erfolgversprechend. Der auffälligste Gegenspieler der Borkenkäfer sollte besser nicht an den Stadt- und Straßenbäumen aktiv werden: Der Specht richtet zu großen Schaden an.

Neben der Beseitigung befallener Eichen zur Reduktion des Befallsdrucks bleibt die Möglichkeit des Insektizideinsatzes. Dieser ist allerdings im öffentlichen Bereich durchaus heikel und unterliegt strikten Regeln (siehe Kastentext: „Regeln beachten!“).

Gegen Eichensplintkäfer steht für Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, aktuell nur ein Pflanzenschutzmittel zur Anwendung zur Verfügung: Karate Zeon (Wirkstoff lambda-Cyhalothrin, Zulassungs-Nr. 024675-00, derzeitiges Zulassungsende: 31.12.2022). Die Anwendung erfolgt mit 1 mal 0,075 l/ha in 38 l/ha Wasser (entspricht 0,2 %) bei festgestellter Befallsgefahr oder mit 1 mal 0,075 l/ha in 19 l/ha Wasser (entspricht 0,4 %) vor dem Ausfliegen der Käfer. Die Suspension wird auf den Stamm und die Äste gestrichen.

Die Behandlung mit Karate Zeon ist für öffentliche Parks (ohne Spiel- und Liegewiesen), Friedhöfe, öffentliche Gärten, Flächen in unmittelbarer Nähe von Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie öffentlich zugängliche Wege und Plätze genehmigt – auf allen weiteren Flächen des öffentlichen Grüns ist die Anwendung gegen Borkenkäfer nicht möglich.

Zusätzlich zu den mittelbezogenen Auflagen und Anwendungsbestimmungen, die in der Gebrauchsanleitung nachzulesen sind, ist die Öffentlichkeit in geeigneter Weise (z. B. durch das Aufstellen von Warnschildern vor Ort während und bis mindestens 48 h nach der Anwendung) über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu informieren. Zudem ist während der Behandlung und bis zum Antrocknen des Pflanzenschutzmittelbelags sicherzustellen, dass sich keine unbeteiligten Personen unmittelbar neben und in den zu behandelnden Kulturen aufhalten.

Da es sich bei den genannten Flächen zum Teil um sensible Bereiche handelt und auf diesen die Wahrscheinlichkeit eines Kontaktes mit dem applizierten Belag erhöht ist, sollte auch entsprechend umsichtig mit den Pflanzenschutzmaßnahmen agiert werden. Zu empfehlen ist daher ein zusätzlicher Schutz der Stämme nach der durchgeführten Streichbehandlung, z. B. durch eine Schilfmattenummantelung, um Kontaktmöglichkeiten auszuschließen.

Falls ein Stammanstrich (Weißeln) geplant ist, muss dieser vor der Applikation des Insektizids erfolgen, da sonst die Tiere nicht ausreichend mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen. Eine Mischung von Pflanzenschutzmittel und Stammschutzfarbe wird aus demselben Grund nicht empfohlen.

Eichen werden allerdings oftmals nicht auf gärtnerisch genutzten Flächen gepflanzt, sondern sind Bestandteil von nicht regelmäßig gärtnerisch gepflegten Anpflanzungen, z. B. in der freien Landschaft (Ausgleichspflanzungen, Böschungen etc.), die als Nichtkulturland aufgefasst werden. Grundsätzlich gilt, dass die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf diesen Flächen verboten ist. Die Anwendung kann nach Antrag durch die zuständige Behörde genehmigt werden. Beratung ist bei den Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer einzuholen.

Der richtige Zeitpunkt

Da die erste Generation im Mai/Juni schwärmt, sollte die Behandlung bereits im April erfolgen, um die schlüpfenden Käfer dieser ersten Generation zu dezimieren. Ist zu diesem Zeitpunkt keine Behandlung erfolgt, ist es sinnvoll, die Behandlung im Juli, vor dem Schwärmen der zweiten Generation, durchzuführen. Da die Wirkung des zugelassenen Insektizids bei den angegebenen Aufwandmengen nach Herstellerangaben etwa fünf bis sechs Monate andauert, ist bei richtiger Terminierung eine Behandlung pro Jahr ausreichend. Die oft ausgeschriebene zweite Behandlung ist daher nicht notwendig und überdies ist sie aus Zulassungsgründen derzeit gar nicht möglich.

Text: Dr. Thomas Brand, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Fotos: Pflanzenschutzamt Berlin, Brand