Effektiv entsorgt mit vollelektrischer Müllpresse

Der Bauhof in Hohen Neuendorf setzt erstmals auf voll elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Besonders bemerkenswert: eine vollelektrische Müllpresse.
Bei der Übergabe der elektrischen Müllpresse freuten sich mit Anika Böttcher (r.) Bürgermeister Steffen Apelt (l.) und Jaqueline Piest (Fachbereichsleiterin Stadtservice). (Foto: Städtischer Bauhof Hohen Neuendorf)

Der städtische Bauhof Hohen Neuendorf verfügt nun über drei neue, vollelektrische Nutzfahrzeuge von Iveco, davon zwei E-Pritschen, die für Grünschnitt, Grünpflege, und alles Weitere, was auf dem Bauhof anfällt, eingesetzt werden. Der dritte Iveco ist mit einer Müllpresse von Zoeller ausgestattet. Diese soll vor allem auch Personalkapazitäten für andere und zum Teil nicht geschaffte Arbeiten freisetzen.

In Hohen Neuendorf gibt es mehr als 280 öffentliche Mülleimer. Im Jahr 2023 lag die darin entsorgte Müllmenge bei etwa 240 m³. 2024 waren es bereits 396 m³. „Bevor wir die elektrische Müllpresse hatten, waren acht meiner 18 Mitarbeiter jeweils Montag und Freitag im Einsatz, um die öffentlichen Mülleimer im Stadtgebiet zu leeren. Mit der Müllpresse ist nur noch ein Mitarbeiter eine ganze Woche mit der gleichen Arbeit beschäftigt“, sagt Bauhofleiterin Anika Böttcher. Das Aufgabenfeld des Bauhofs ist groß, so dass die Arbeitszeitpläne trotz recht vieler Fachkräfte immer eng gesteckt sind.

Mehr Sicherheit

Aber nicht nur wegen freiwerdender Kapazitäten ist die elektrische Müllpresse eine wichtige Errungenschaft für die Mitarbeitenden des Bauhofs. Ein weiterer Grund ist deren Sicherheit: Die elektrische Müllpresse ist ein Rechtslenker, so dass die Mitarbeitenden an der Gehwegseite aussteigen und den Mülleimer erreichen können, ohne den Verkehr zu überqueren. „Vorher fuhren zwei Mitarbeiter diese Tour. Einer musste immer an der Hauptstraße in den Verkehr aussteigen. Das ist ein Aspekt, der mir schon seit langem nicht gefiel. Dann hielt der eine den blauen Sack auf und der andere füllte den Inhalt der Mülltonne hinein“, erklärt Anika Böttcher.

Mitarbeiter Mario Briese beim Müll entleeren in die elektrische Müllpresse. (Foto: Städtischer Bauhof Hohen Neuendorf)

Mit der Müllpresse kann ein Mitarbeitender die Arbeiten selbst durchführen und muss den Müll nicht mehr zusätzlich in Müllbeutel umfüllen. Das spart ca. 3.000 € pro Jahr an blauen Müllsäcken ein. Und Co2 wird auch noch eingespart, denn bisher waren vier Dieselfahrzeuge zweimal wöchentlich im Stadtgebiet unterwegs. Zukünftig übernimmt dies nun die Müllpresse. „Die Mitarbeiter haben nicht mehr die Dieselabgase um die Nase und sehr leise ist die Müllpresse außerdem“, so Anika Böttcher.

Zukünftig weniger Reparaturen

Nach einer Alternative zu Dieselfahrzeugen hatte die Bauhofleiterin aber aus noch einem ganz anderen Grund gesucht: „Es gab zunehmend Probleme mit den Dieselfahrzeugen durch die Kurzstrecken in der Kommune. Die Rußpartikelfilter brennen sich irgendwann nicht mehr richtig frei bei den niedrigen Drehzahlen im Stadtgebiet. Daher hatten wir ab und zu bei älteren Fahrzeugen teure Reparaturen.“

Also machte sich Anika Böttcher auf die Suche nach anderen Antriebsarten: „Seit 2017 habe ich mich mit Elektrofahrzeugen beschäftigt. Vor fünf Jahren war die Tonnenzahl der E-Fahrzeuge noch zu niedrig. Mittlerweile passt das aber. Eins unserer E-Fahrzeug ist ein 7,2-Tonner. Und die Reichweite von 200 km ist auch vollkommen in Ordnung.“ Die Fahrzeuge fahren mit dem Strom aus der Bauhof-eigenen Photovoltaikanlage. Hier können sie an zwei Ladesäulen zwischendurch und auch über Nacht aufgeladen werden.

Das Trägerfahrzeug ist von Iveco, die Müllpresse von Zoeller. (Foto: Städtischer Bauhof Hohen Neuendorf)

Ohne Fördermittel hätten sich die E-Fahrzeuge allerdings nicht finanzieren lassen, da der Anschaffungspreis erheblich teurer ist als bei vergleichbaren Dieselmodellen. „2022 haben wir den Antrag beim Bundesamt für Logistik und Mobilität gestellt. Dieser wurde 2023 genehmigt, dann haben wir europaweit ausgeschrieben und das hat sich lange hingezogen, bis die Fahrzeuge jetzt vor kurzem ausgeliefert wurden“, sagt Anika Böttcher.

Die nächsten Schritte der Stadtverwaltung, um die Abfalltouren noch effizienter zu gestalten, sind Füllstandsensoren und die automatische Tourenplanung. Durch Füllstandsensoren in den Mülleimern wissen die Mitarbeitenden dann bereits im Vorfeld, welche Mülleimer geleert werden müssen und welche nicht. Die erfassten Daten sollen anschließend durch künstliche Intelligenz ausgewertet werden, die so den optimalen Tourenplan für die Entleerung errechnet.

Bundesministerium für Digitales und Verkehr förderte Beschaffung

Die Investitionen für die drei neuen Fahrzeuge beliefen sich abzüglich der Fördermittel auf 296.560 €. Die Beschaffung der Fahrzeuge wurde im Rahmen der Richtlinie über die Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben und dazugehöriger Tank- und Ladeinfrastruktur (KsNI) mit insgesamt 134.537,76 € durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert, Anträge werden durch das Bundesamt für Logistik und Mobilität bewilligt.

Carmen Carl, Redaktion KommunalTechnik

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