Daimler Truck: Neues Zentralersatzteil- und Logistikzentrum

KommunalTechnik war bei der Eröffnung des neuen Zentralersatzteil- und Logistikzentrum von Daimler Truck in Halberstadt vor Ort.
Karin Rådström (CEO Daimler Truck), Dr. Reiner Haseloff (3.v.r., Ministerpräsident Sachsen-Anhalt), Achim Puchert (2.v.l., CEO Mercedes-Benz Trucks), Sven Schulze (2.v.r., Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten Sachsen-Anhalt), Thomas Balcerowski (r., Landrat Landkreis Harz) und Daniel Szarata (l., Oberbürgermeister Halberstadt) (Foto: Noordhof)

An Superlativen mangelte es nicht, als die Verantwortlichen der Daimler Truck Holding AG und die politische Prominenz des Landes Sachsen-Anhalt kürzlich das neue „Global Parts Center“ (GPC) des Konzerns in Halberstadt am Nordharz offiziell eröffneten. Nur neun Monate vergingen vom Bauantrag bis zur Grundsteinlegung im Spätsommer 2023, und knapp zwei Jahre später folgte nun die Inbetriebnahme. Möglich war dies durch eine enge Kooperation zwischen Bauherren, ausführenden Baufirmen und den zuständigen Genehmigungsbehörden sowie einer sehr großen Kraftanstrengung aller Beteiligten. Und auch hinsichtlich der Ausmaße dieses Zentralersatzteil- und Logistikzentrums beeindrucken die Zahlen: 260.000 m² Logistikfläche stehen zur Verfügung, verteilt auf zwei parallel stehende Hallen. Künftig sollen in Halberstadt bis zu 300.000 verschiedene Teilepositionen auslieferbar sein, die an 20 Daimler-Truck-Logistikzentren und rund 3.000 Nutzfahrzeug-Partner des Konzerns in insgesamt 170 Ländern ausgeliefert werden.

Karin Rådström, CEO Daimler Truck, wies in ihrer Begrüßung auf die immense Bedeutung einer effizienten Ersatzteillogistik für ihr Unternehmen hin. Dies sei ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Hersteller selbst, dessen Vertriebs- und Servicepartner sowie natürlich – in erster Instanz – für die Kunden: „Schnelle und umfassende Teileversorgung ist wichtiger denn je, damit Fahrzeugflotten so viel Zeit wie möglich im Einsatz und so wenig Zeit wie nötig im Stillstand sind“, so die Konzernchefin. Darüber hinaus stelle die GPC-Eröffnung einen Meilenstein in der Neuausrichtung des Gesamtkonzerns seit dem Beschluss zur Aufspaltung in die Mercedes-Benz Group AG als Pkw- bzw. die Daimler Truck AG als Lkw-Sparte dar. Die Anforderungsprofile beider Organisationen an z. B. die Ersatzteillogistik können nun noch besser berücksichtigt werden.

Stark automatisierte Lagerlogistik

Die Gesamtinvestition in Halberstadt beziffert Daimler Truck auf rund 500 Mio. €. Schon jetzt sind dort gut 200 Mitarbeitende tätig. In der Endausbaustufe bis Anfang 2026 sollen es 650 werden, hieß es. Daraus wird deutlich, dass der Standort zum Zeitpunkt der offiziellen Eröffnung noch nicht im vollen Betriebsmodus war. Dies zeigte sich auch beim Rundgang durch das Logistikzentrum. Die Inbetriebnahme erfolgt nach Aussage seitens Daimler Truck stufenweise, das heißt, dass bereits ab November dieses Jahres erste Händler und Servicepartner in Europa beliefert werden.

Das „Global Parts Center“ (GPC) in Halberstadt mit rund 260.000 m² Logistikfläche ist das neue Herzstück der Ersatzteilversorgung für der Daimler Trucks in 170 Länder weltweit. (Foto: Daimler Truck)

Auch das automatisierte Hochregallager wird zum Jahresende in Betrieb genommen. Zu diesem Zeitpunkt sei das GPC „voll betriebsfähig“, der gesamte Prozess von Warenanlieferung, Einlagerung und Warenausgang laufe dann bereits im Realbetrieb. Aber die stufenweise Inbetriebnahme ist damit nicht abgeschlossen: Bis in das Jahr 2026 hinein werden aber weiterhin Teile aus dem heutigen Zentrallager nach Halberstadt ins GPC umgelagert und auch die Belieferung weltweiter Kunden erfolgt nach und nach im Jahr 2026.

Bereits zur Eröffnung in Betrieb zu beobachten war besagtes Hochregallager mit 40 m Höhe und bis zu 100 m Gebäudelänge. Darin finden sich derzeit 21 „Gassen“ mit vollautomatischen Regalbeschickungsgeräten, die jeweils zwei Regalreihen versorgen. Im gesamten Hochregallager können nach gegenwärtiger Planung bis zu 70.000 Gitterboxen – in der GPC-Terminologie „Standard-Ladungsträger“ – untergebracht werden. Mittels sogenannter Elektro-Boden-Bahnen werden die Gitterboxen auf zwei Ebenen ins bzw. aus dem Hochregallager transferiert. Ebenfalls vollautomatische selbstfahrende Transporteinheiten übernehmen die Boxen und transportieren sie zur Packstation, an der die kundenspezifischen Bestellungen gesammelt und versandfertig gemacht werden. Insgesamt zeichnet sich die Anlage durch einen sehr hohen Automatisierungsgrad aus.

Gleiches gilt für den sogenannten „AutoStore“. In diesem Lagerteil werden Kleinteile in kompakten Boxen gelagert, die platzsparend in Schächten übereinandergestapelt sind. In Halberstadt ist das System mit 160.000 Kisten ausgerüstet.

Für Michael Obermann, Leiter Service & Parts Mercedes-Benz Special Trucks, und Wolfgang Völker, Leiter Service & Parts Marketing Unimog, ist das GPC ein „Quantensprung für eine noch bessere Ersatzteilversorgung“. (Foto: Noordhof)

Oberhalb des Lagerbereichs agieren 56 Roboter zeitgleich, die diese Boxen ein- und auslagern. Sie sind chaotisch gelagert. Ist eine gesuchte Position weiter unten verortet, stapeln die Roboter die Boxen so lange um, bis sie zur gesuchten gelangen. Diese übergibt der jeweilige Roboter an die Packstation. Wurde das gesuchte Teil entnommen, bringt einer der Roboter die Box wieder an einen verfügbaren Stapelplatz. Die Technik des Autostore läuft rund um die Uhr und optimiert den Bestand permanent in Abhängigkeit von der Umschlagshäufigkeit.

Schub auch für „Special Trucks“

Teil der Eröffnungsveranstaltung waren außerdem nicht nur die Ausstellung diverser historischer und moderner Lkw sowie Unimog, sondern auch die Präsenz zahlreicher Ansprechpartner der Daimler-Truck-Serviceorganisation. Hierzu gehörten u. a. Michael Obermann, Leiter Service & Parts Mercedes-Benz Special Trucks, und Wolfgang Völker, Leiter Service & Parts Marketing Unimog innerhalb der Sparte Mercedes-Benz Special Trucks. Denn zu den mehreren Hundert Ehrengästen gehörten u. a. auch Repräsentanten zahlreicher Großkunden aus allen Wirtschaftsbereichen, nationaler und internationaler Vertriebs- und Servicepartner des Unternehmens sowie industrielle Kooperationspartner, etwa aus dem Bereich der Anbaugeräte für Lkw und Unimog.

Michael Obermann äußerte sich begeistert über die Möglichkeiten, die das neue Zentralersatzteil- und Logistikzentrum auch in seinem Verantwortungsbereich bietet: „Das GPC ist in vielfacher Hinsicht state of the art und gibt uns die Möglichkeit, unsere Kunden noch besser zu versorgen. Das betrifft in erster Instanz eine noch bessere Ersatzteilverfügbarkeit bzw. schnellere Logistik, geht aber deutlich darüber hinaus. Mit der kompromisslos auf Daimler Trucks zugeschnittenen, hochmodernen Softwarestruktur sind neue Höchstleistungen, aber ebenso dezidierte Analysen möglich, die uns ist es ermöglich, die Kundenanforderungen noch besser zu erfüllen.“

Und Wolfgang Völker ergänzte: „Gerade aus Sicht der Unimog-Kunden ist dieser Aspekt sehr erheblich. Denn gerade die vielseitige Einsetzbarkeit dieses Fahrzeugkonzepts und die erhebliche Bandbreite möglicher Anbaugeräte stellt sehr spezifische Erfordernisse an den Service. Deshalb ist das Global Parts Center aus meiner Sicht ein echter Quantensprung – sozusagen eine Sternstunde für den Service bei Mercedes-Benz Special Trucks.“

Jens Noordhof, Redaktion KommunalTechnik