Vorbeugend bekämpfen
Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Großburgwedel ist erst seit 1,5 Jahren in Betrieb, aber bereits im ersten Jahr begann das Wildkraut in den Fugen zu wachsen. Zwischen den neu angelegten Pflastersteinen konnte sich selbst über den kurzen Zeitraum erstes Wildkraut etablieren. Vor allem in den schattigen und wenig beanspruchten Randbereichen wachsen verschiedene Grasarten, Löwenzahn oder Breitwegerich, außerdem sammeln sich dort Samen an. Trotz des eng verlegten Pflasters sind die nur wenige Millimeter großen Fugen groß genug, damit sich Humus und Samen ansammeln können.
Die Bordsteine wurden entsprechend verlegt und die Wege großzügig gestaltet.
Martin Riessler vom Bauamt in Großburgwedel hat das Problem erkannt und wollte rechtzeitig mit der Bekämpfung beginnen. Er hat in Osnabrück Garten- und Landschaftsbau studiert und ist, nach einigen Jahren in der Wirtschaft, seit fünf Jahren bei der Stadt Großburgwedel angestellt. Er erklärt: „Frühzeitig anzufangen ist genau richtig – der Neubau hat schließlich Geld gekostet und es gilt diesen Wert zu erhalten. Der ZOB ist von unserem Schulzentrum umgeben und täglich kommen hier viele Busse mit hunderten Schülern an. Es gibt insgesamt sieben Haltestellen. Die Bordsteine wurden entsprechend verlegt und die Wege großzügig gestaltet. Nun muss die gesamte Anlage in Stand gehalten werden.“
Verfahren vergleichen
Im letzten Jahr und auf anderen Flächen wird Bewuchs bisher mit Mähern oder Freischneidern beseitigt. Insbesondere auf Flächen mit einem stärkeren, wiederkehrenden Bewuchs, sei diese Methode effektiv. Auf dem ZOB möchte Martin Riessler jedoch andere Wege gehen und dort erstmals ein Gerät zur Wildkrautbeseitigung nutzen: „Da wir in noch kein eigenes haben, wurde diese Dienstleistung vorerst ausgeschrieben. Ich habe mich im letzten Jahr umfangreich beraten lassen. Ich war unter anderem auf der Messe GaLaBau und habe mir Systeme vor Ort vorführen lassen. Letztendlich ist die Entscheidung auf Heißwasser-Technik gefallen und die Firma Haase Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG aus Bergen hat den Zuschlag für die Pflege des ZOB erhalten.“
Stefan Müller ist bei der Firma Haase Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG für den Bereich Pflege zuständig und ist zusammen mit seinem Kollegen Thorsten Martin zum heutigen Einsatz erschienen. Ebenso wie viele Kommunen haben sich die Mitarbeiter Gedanken über verschiedene Systeme gemacht und letztendlich für Heißwasser entschieden. „Wir als Dienstleister haben gemerkt, dass der Bedarf da ist und haben reagiert. Wir haben uns für ein Heißwassergerät von Wave aus der Mid Series entschieden. In dieser Saison sind wir das erste Mal mit Heißwasser unterwegs und gespannt auf die Ergebnisse“, so Stefan Müller. Auf einem Anhänger findet das Heißwassergerät inklusive einem 500-l-Tank Platz – dieser soll für etwa 1,5 h Arbeitszeit ausreichen. Auf einer Pritsche hat das Unternehmen vorsorglich einen zweiten Wassertank mit 1.000 l Fassungsvermögen mitgebracht. Es ist der erste Einsatz des Wave-Geräts. Laut Hersteller soll eine Flächenleistung von 2.500 m² pro Tag erreicht werden können.
Manche Blätter sehen regelrecht gekocht aus.
Das Wasser wird auf dem Anhänger erhitzt und fließt durch den Schlauch zur Handlanze. Thorsten Martin führt die Handlanze, aus der heißes Wasser tropft, langsam über die Wege. Systematisch beginnt er bei der am tiefsten gelegen Stelle und arbeitet sich in Bahnen vor. Andersherum könnte das herabfließende Wasser die Wirkung beeinträchtigen, da die nötige Temperatur nicht erreicht werden könnte. Für eine Wirkung muss das Wasser so heiß sein, dass die Proteine der Pflanzen zerstört werden. Da der Boden kalt ist, muss das Wasser möglichst heiß aufgebracht werden. Direkt nach der Behandlung deutet nichts darauf hin, dass die Pflanzen geschädigt sind. Der Effekt ist jedoch stark davon abhängig, um welche Pflanze es sich handelt. Gräser sind meist sehr robust – an ihnen sind Schäden erst später sichtbar. Hingegen tritt an den krautigen Blättern des Löwenzahns bereits wenige Minuten später ein Verwelken ein. Manche Blätter sehen regelrecht gekocht aus.
Sicherheit geht vor
Während Thorsten Martin langsam die Wege behandelt, erklärt Martin Riessler, warum er zunächst nur mit Heißwasser behandeln lassen möchte: „Dieser Ort ist stark frequentiert – nicht nur von den Schülern, sondern auch von Spaziergängern. Natürlich kenne ich die anderen Systeme und habe diese auch schon im Einsatz gesehen – speziell auf dieser Fläche kommt für mich allerdings nur Heißwassertechnik in Frage. Der Einsatz von Gas bzw. der Wildkrautbekämpfung mittels Abflammgerät wäre für mich aufgrund der Sicherheit hier keine Option. Ich habe selbst schon gesehen, wie bei unsachgemäßer Handhabung brennende Gräser eine Hecke in Brand gesetzt haben. Im Sommer wäre die Brandgefahr an dieser Stelle zu hoch. Heißes Wasser, das mit Hochdruck auf die Fläche appliziert wird, ist hier nicht nötig und von Schaum habe ich Abstand genommen, denn ich möchte schlichtweg nicht mit den Passanten diskutieren oder wütende Anrufe im Bauamt erhalten.“
Insbesondere Hundebesitzer seien sehr sensibel und wie auf Kommando erscheint ein Anwohner mit seinem Hund. Da das Gerät nur leise vor sich hin brummt und Thorsten Martin einige Meter entfernt den Weg behandelt, läuft er ohne Reaktion über die noch leicht nasse Fläche. Es sind Osterferien und daher kommen nur vereinzelt Busse am ZOB an. Den ersten Zeitpunkt für die Behandlung hat Martin Riessler bewusst gewählt – nicht zu früh, damit das erste Wildkraut schon keimen konnte und nicht zu spät, damit sich keine größeren Populationen entwickeln konnten.
Regelmäßige Wiederholung
Gemeinsam mit Dienstleister Stefan Müller überlegt Martin Riessler, wann eine weitere Behandlung durch Haase Garten- und Landschaftsbau erfolgen könnte. Martin Riessler meint: „Eine Behandlung kann nur erfolgen, wenn kein Schulbetrieb stattfindet. Daher kommen nur schulfreie Brückentage oder die Ferien in Frage.“ Zunächst sind vier Behandlungen pro Jahr geplant. Entscheidend für den Erfolg ist jedoch nicht nur die Häufigkeit, mit der behandelt wird, sondern auch die richtigen Zeitabstände mit Berücksichtigung der Vegetationsentwicklung. Aus Sicht der optimalen Wildkrautbekämpfung ist es daher sinnvoll, in etwa sechs Wochen eine zweite Behandlung durchzuführen. Selbst wenn die Wurzeln unter dem Pflaster nicht unmittelbar erreicht werden, soll die Schädigung der oberen Pflanzenteile langfristig zum Absterben führen.
Sollte Heißwasser später auf stärker verunkrauteten Flächen wie dem Rathausplatz eingesetzt werden, rechnet Martin Riessler mit häufigeren Einsätzen, zumindest im ersten Jahr. Doch zunächst möchte er die Bekämpfung auf dem ZOB beobachten. Dieser wird spätestens in den Sommerferien, eventuell schon vorher, einer zweiten Behandlung unterzogen.
Maren Vaupel, Redaktion KommunalTechnik
Der Artikel ist zuerst erschienen in der KommunalTechnik Ausgabe 3, 2017.