Ungewöhnliches Engagement im Bauhof
In einem Gewerbegebiet am südlichen Gemeinderand liegt der Bauhof der Gemeinde Leopoldshöhe. Drei Hallen stehen auf einem ca. 4.500 m² großen Gelände. Ein kleines Schild weist den Weg zum Büro – der Wirkungsstätte des Bauhofleiters Andreas Glatthor. Offen und freundlich bittet er mich in sein funktional eingerichtetes Büro. Auf seinem Schreibtisch liegen sauber nebeneinander angeordnet drei Telefone, die in den nächsten eineinhalb Stunden unseres Gespräches des Öfteren klingeln werden.
Kaum beginnen wir das Interview, kommt schon der erste Anruf. Nach dem Telefonat erklärt er mir: „Heute herrscht hier Ausnahmezustand. Unsere Nachbargemeinde Oerlinghausen hat sich bei einem Radiosender zu einem Wettbewerb angemeldet und muss nun innerhalb von fünf Stunden den Rathausplatz zu einer Segelflugzeuglandebahn umbauen. Klar, dass wir da mit anpacken.“
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Alle sind auf Augenhöhe
Das Motto "alle in einem Boot" gilt für die Einbindung der Aushilfskräfte, Praktikanten, Langzeitarbeitslose und Asylsuchende, die auf dem Bauhof arbeiten. „Wir haben uns über im Laufe der Jahre Wege überlegt, wie wir Menschen helfen und unterstützen können, die es sonst nicht so leicht in unserer Gesellschaft haben“, so Andreas Glatthor und weiter: „Begonnen haben wir mit der Einführung von Praktikumsplätzen. Wir wollten jungen Leuten die Möglichkeit bieten, in das Berufsleben – in unsere Arbeit hineinzuschnuppern.“
Das geschah natürlich nicht ausschließlich uneigennützig, denn gute Mitarbeiter bzw. Auszubildende zu finden, wird in einer Region mit 4 % Arbeitslosigkeit immer schwieriger. „Das Praktikum kann ein sehr guter Einstieg ins Berufsleben sein. Unsere Mitarbeiter können sehr gut mit den Schülern umgehen. Und die sind stolz, dass sie alle Aufgaben im Bauhof mitmachen dürfen. Jeder Praktikant darf und soll alle Arbeiten durchführen, die ein festangestellter Mitarbeiter hier übernehmen muss. Sie werden hier keinen Praktikanten finden, der den ganzen Tag den Hof fegt oder die Autos putzt“, ergänzt der Bauhofleiter. Selbst wenn der Praktikant mal mit dem Radlader fahren will, so ist dies durchaus möglich. „Natürlich unter Anleitung eines erfahrenen Mitarbeiters. Für viele junge Leute ist das Praktikum ein richtiges Aha-Erlebnis fernab von Spielekonsole oder Fernsehen“, sagt Andreas Glatthor und fügt hinzu: „Gebraucht zu werden, nützlich zu sein – arbeiten zu dürfen. Das ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit.“
Der „soziale“ Bauhof
Der „soziale“ Bauhof ist mittlerweile über die Gemeindegrenzen bekannt, sodass auch immer wieder Anfragen aus Nachbarkommunen kommen. Aus einigen ehemaligen Praktikanten sind Auszubildende und anschließend Mitarbeiter des Baubetriebshofes geworden. Die ersten ziehen nun schon wieder weiter und suchen neue Herausforderungen. „Ich sehe das Ganze natürlich mit einem weinenden aber auch einem lachenden Auge. Wenn eine Arbeitsstelle mit einer besseren Bezahlung und neuen Aufgaben winkt, dann kann ich diese Mitarbeiter nicht aufhalten. Ich verliere sie zwar, freue mich aber für sie, da ich ihren Werdegang kenne“, fügt er hinzu und ergänzt: „Das zeigt mir auch, dass wir nie nachlassen dürfen mit unserer Arbeit. Wir müssen immer wieder neue junge Leute begeistern und zeigen, dass die Arbeit in unserem Betrieb Spaß macht. Wir bilden immer zwei Personen zeitglich aus: einen Straßenwärter und einen Tischler.“ Mit weiblichen Auszubildenden habe der Bauhof sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie seien häufig fokussierter und zum Teil engagierter bei der Arbeit dabei.
„Ich erwarte von meinen Mitarbeitern, dass sie respektvoll miteinander umgehen. Man muss dafür nicht immer einer Meinung sein und kann sich auch streiten. Wichtig ist aber, dass das immer auf Augenhöhe und nicht von oben herab geschieht“, erklärt Andreas Glatthor das Rezept für das gute Betriebsklima im Bauhof Leopoldshöhe.
Es klopft an der Bürotür - die Polizei ist da. Ein [...]
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