Straßenunterhaltung Stadt Peine

In so mancher Stadt ist die Straßenunterhaltung eine Riesenbaustelle, die eher größer als kleiner wird. Nicht so in der niedersächsischen Stadt Peine.
Die Arbeitsbreite der Simex-Fräse beträgt 45 cm. Die Fräsköpfe lassen sich einzeln austauschen.

Dort verfolgt man das Ziel, so viel wie möglich durch die Städtischen Betriebe selbst erledigen zu lassen. Dazu zählt im Speziellen auch die Straßenunterhaltung, die mit 19 Mitarbeitern und professioneller Ausrüstung passiert. Das Ergebnis zeigt sich im guten Zustand der Infrastruktur.
Die Städtischen Betriebe Peine sind ein optimierter Regiebetrieb mit 106 Mitarbeitern. Für eine 50.000-Einwohner-Stadt ist das schon eine respektable Größe, hinter der allerdings auch sehr vielfältige Aufgabenbereiche stehen. Jörg Schwieger ist seit 2008 Leiter der Städtischen Betriebe und hat seit der Zeit sehr zügig das Auftraggeber-Auftragnehmer-Verhältnis eingeführt, das sich bisher auch gut bewährt hat. Die Städtischen Betriebe bekommen die Aufträge entweder als Dauerauftrag oder als aktuellen Einzelauftrag von der Stadt Peine, arbeiten ihn ab und schicken dann der Stadtverwaltung die Rechnung.
Jörg Schwieger ist ein Verfechter davon, möglichst viele Arbeiten in eigener Regie und mit eigenem Personal durchzuführen. „Und das wird in Peine auch von der Verwaltungsspitze so unterstützt“, betont er. „Immer vorausgesetzt, wir arbeiten zuverlässig, schnell und mit hoher Qualität“, schiebt Jörg Schwieger nach. Die Kostenseite ist dabei keineswegs egal. Sie zu überprüfen und zu dokumentieren ist die Aufgabe eines zu den Städtischen Betrieben gehörenden Betriebswirts.
Im Garten- und Grünflächenbereich beispielsweise, als größter Fachbereich der Städtischen Betriebe, werden die Aufträge zu 98 % komplett selbst erledigt. Dort arbeiten allein 60 Mitarbeiter inklusive Saisonkräfte und bearbeiten ein Auftragsvolumen von rund 3. Mio. € pro Jahr. Etliche Arbeiten, die früher ausgelagert waren, wurden wieder zurückgeführt, wie zum Beispiel das Mähen vom Straßenbegleitgrün und die Pflege besonders repräsentativer Flächen, wie dem Burgpark. „Der Grund für die Rekommunalisierung liege nicht in erster Linie an den Kosten, sondern an der verlässlichen Qualität und dem geringen bzw. keinen Aufwand für die Beauftragung/Vergabe, der Einweisung, Kontrolle und Nachkontrolle“, erklärt Jörg Schwieger. Ähnlich wie bei der Personalstärke, so sind die Städtischen Betriebe Peine auch vom Fuhrpark her gut aufgestellt. „Wir erstellen einen Ersatzbeschaffungsplan sehr gewissenhaft und der wird in der Regel nach kritischer Erörterung auch genehmigt. Abgesehen von günstigen Gelegenheiten kaufen wir nur neue Maschinen und Fahrzeuge“, schildert Jörg Schwieger.
 

Jörg Schwieger, Leiter der Städtischen Betriebe Peine (links), und Uwe Gaube, Leiter des Fachbereiches Straßenunterhaltung.

Asphalt erst abfräsen dann auffüllen
Eine der jüngeren und auch umfangreicheren Fahrzeuginvestitionen in diesem Frühjahr war die Simex Asphaltfräse und der Kramer Teleskoplader als Träger- und Antriebsfahrzeug. Ziel war und ist eine nachhaltige Reparatur der asphaltierten Wege und Straßen zu erreichen. „Wir wollen nicht nur Löcher zuschmieren, sondern eine dauerhafte Reparatur, egal ob das nur das ein Quadratmeter große Loch ist oder aber eine 70 m² große Straßenfläche. „Um das zu erreichen, ist eine solche Asphaltfräse nötig“, betont Uwe Gaube. Der schadhafte Asphalt wird auf ca. 4 cm abgefräst und dann mit neuem, heißem Asphalt verfüllt und gewalzt. Nur das garantiere eine dauerhafte Haltbarkeit, betont Uwe Gaube. Er leitet die Abteilung Straßenunterhaltung mit 18 Personen. Das Auftragsvolumen der Straßenunterhaltung umfasst rund 1,3  Mio. € pro Jahr. Er und sein Team sind für rund 305  Kilometer Straßen mit dazugehörigen Geh-, Radwegen und Parkbuchten plus 150  km Wirtschaftswege verantwortlich, in Peine und den 14 Ortsteilen. Im Radius um den Stadtkern umfasst das Arbeitsgebiet rund 15 km. Zum Aufgabenspektrum seines Fachbereiches gehören u. a. flächiger Plattentausch auf Gehwegen und Plätzen, legen von Verbundpflaster und eben die genannten Asphalt-Reparaturarbeiten auf Straßen und Wegen. Auch Erdbewegungen und die Erneuerung von Wirtschaftswegen mit Mineralgemisch gehören zum Aufgabenspektrum. „Wir sind das ganze Jahr für die Straßen- und Wegeunterhaltung im Einsatz. Wenn Schnee und Frost die Straßen- und Wegeunterhaltung stoppen, dann wechseln seine Mitarbeiter in den Winterdienst.
 

Zustand der Asphaltdecke vor der Reparatur. Der Asphalt wurde ca. 4 cm tief abgefräst und mit heißem Asphalt neu gefüllt.


Fräse und Thermofass gehören zum Team
Als wir mit Jörg Schwieger und Uwe Gaube im November über das Peiner System der Straßenunterhaltung sprachen, waren die Mitarbeiter des Fachbereiches Straßenunterhaltung noch eifrig dabei, Straßenlöcher auszufräsen und mit frischem Asphalt zu verfüllen. Von drohendem Winter mit Frost keine Spur. „Jeder Tag ohne Frost hilft, dass unsere Aufgabenliste etwas kürzer wird“, meint Gaube. Die wichtigsten technischen Helfer für das Mitarbeiterteam sind die Asphaltfräse am Teleskoplader, die kleine Straßenwalze und das Thermofass als Wechselaufbau auf Lkw. Im Winter wird dann das Thermofass übrigens gegen den Aufbaustreuer für Salz und Lauge ausgetauscht. Das Thermofass fasst ca. 2,5 t heißen Asphalt, der aus dem ca. 20 km entfernten Asphaltwerk in Hildesheim geholt wird. „An manchen Tagen wird das Fass dreimal im Werk gefüllt, sodass am Ende des Tages rund 7,5 t Asphalt in den Peiner Straßen verarbeitet werden“, schildert Uwe Gaube stolz.
Nicht nur bei Frost ist die Verarbeitung von dem heißen Teer vorbei, sondern auch in den Monaten Januar und Februar. Dann nämlich hat das Asphaltwerk geschlossen. Wenn dann Straßenlöcher aufgrund der Verkehrssicherungspflicht zügig geschlossen werden müssen, greift man auch in Peine zu einer winterfesten Fertigmischung als Füllmaterial für Löcher. Das halte zwar über den Winter, sei aber eben keine Dauerlösung, weil diese Masse keine Verbindung zum Asphalt am Rand des Loches eingehe und sich daher das Loch am Rand weiter ausbreche, erklärt Uwe Gaube. Im Frühjahr, wenn der Frost aus der Erde ist, wird dann diese „Plombe“ wieder entfernt, das Loch sauber gefräst und mit heißem Asphalt gefüllt.
„Die Asphaltreparatur gelingt nur qualitativ hochwertig und nachhaltig, wenn wir den Asphalt an der zu erneuernden Fläche ca. 3 bis 4 cm abfräsen, bzw. den Rand der einzelnen Löcher entfernen“, schildert Uwe Gaube.
 

Hier werden gerade einzelne ausgefräste Löcher mit heißem Asphalt aus dem Thermofass gefüllt und gewalzt. Zu einer Kolonne gehören meist vier Mitarbeiter.

Nachhaltig muss die Reparatur sein
Bei der Asphaltfräse, handelt es sich um eine Simex PL 4520 mit einer Arbeitsbreite von 45 cm und ausgerüstet mit einer hydraulischen Tiefeneinstellung und integriertem Wassertank mit Berieselungsanlage zur Staubbindung. Die Fräse nivelliert sich automatisch aus und ermöglicht so eine konstante und präzise Frästiefe. Mit der Nivellierautomatik und der regulierbaren Frästiefeinstellung werden plane Flächen erreicht. Es werden nicht nur Unebenheiten des Oberbelages, sondern auch Unebenheiten zwischen nebeneinander liegenden Frässpuren ausgeglichen. Bevor die Fräse und der Teleskoplader gekauft wurden, hat sich Uwe Gaube verschiedene Fräsen vorführen lassen und auch zu der einen und anderen Vorführung Vertreter des Tiefbauamtes eingeladen. Für eine solch umfangreiche Investition habe es sich bewährt, die Auftraggeber früh mit einzubeziehen, meint er.
Der Leiter der Straßenunterhaltung ist sichtbar stolz auf diese Investition und die Arbeitsqualität, die damit erreicht wird. Er zeigt einige der gefrästen und asphaltierten Flächen, die ein durchaus sauberes und akkurat repariertes Straßenbild zeigen.


Der Straßenbegeher meldet Schäden
Nach welchem Rhythmus und Vorgaben laufen Reparatur- und Erhaltungsaufträge für den Fachbereich Straßenunterhaltung ab? „Das Tiefbauamt bei uns hat einen Straßenbegeher, der den Zustand der Straßen, Wege und auch der Fußgängerzone im Rahmen der Verkehrssicherheitspflicht überprüft. Je nach Belastung der Straßen und Wege, wird auch die Begehung durchgeführt. Dieser Straßenbegeher meldet dann zu reparierende Stellen und Bereiche, die vom Tiefbauamt dann per Spezialprogramm als Auftrag an die Städtischen Betriebe geleitet werden und letztlich im PC von Uwe Gaube auflaufen. „Diese Aufträge werden dann von mir sortiert, mit den Mitarbeitern besprochen und dann umgesetzt“, erklärt er. Das heißt, die Mitarbeiter seines Fachbereiches bekommen von ihm einen ausgedruckten Einzelauftrag mit Beschreibung der Tätigkeit sowie ein Foto der zu reparierenden Stelle. Bei größeren und umfangreicheren Maßnahmen wird auch ein Kostenvoranschlag erstellt. Dies sei aktuell der Fall bei einem geplantem kleinen Basketballplatz, der von der Straßenunterhaltung gebaut werden soll.
Sorgenkinder für die Städtischen Betriebe sind neuerdings vermehrt die Wirtschaftswege. „Die Notwendigkeit zur Reparatur und Erneuerung der Wirtschaftswege nimmt mittlerweile ein beängstigendes Tempo an“, schildert Uwe Gaube. Für die Belastungen durch Fahrzeuge, besonders dem vermehrten Einsatz von Lkw im landwirtschaftlichen Transport seien die Wirtschaftswege nicht ausgelegt.
Die Arbeit geht Uwe Gaube und seinem Team also vorerst nicht aus. „Aktuell habe ich nahezu 100 Einzelaufträge im PC, vom Auswechseln einer einzelner Gehwegplatte, Erneuerung eines Verkehrsschildes bis hin zu Fräs- und Asphaltarbeiten im Straßennetz“, schildert er. Er ist aber guten Mutes, das noch bis Weihnachten weitgehend abgearbeitet zu haben, wenn denn nicht der Frost den Wechsel vom Radlader mit Fräse zum Winterdienst erzwingt.


Hans-Günter Dörpmund,
Redaktion KommunalTechnik

Erschienen in der KommunalTechnik Ausgabe 1/2015