Sauber gerüstet für die Zukunft

Im beschaulichen Voltlage-Weese, ganz im Westen des Landkreises Osnabrück ungefähr auf halber Strecke zwischen Osnabrück und Lingen, ist die bema Maschinenfabrik beheimatet. Das Unternehmen bestehend aus Verwaltungsgebäude und Produktionshalle steht auf einem großzügigen Grundstück – aufgebaut auf den Grundmauern der „alten Schmiede“, wo Heinrich Berens 1940 sein Unternehmen gründete und es in den Folgejahren von der Hufbeschlagschmiede zur Landmaschinenschlosserei ausbaute. In den 90er Jahren wurde das Unternehmen schließlich zum Experten für Kehrmaschinen und Schneeschilde.
Heute arbeiten rund 55 Personen bei bema, Geschäftsführerin ist in dritter Generation Sonja Koopmann, die Enkelin des Unternehmensgründers. Sie leitet das Unternehmen mit „Herz und Verstand“, legt Wert auf flache Hierarchien, liebt die Vielfalt an Nationalitäten unter ihren Mitarbeitern und konnte mit ihrem Team 2023 sogar den Großen Preis des Mittelstandes der Oskar-Patzelt-Stiftung gewinnen. Am Herzen liegt ihr auch die Kooperation mit anderen mittelständischen Firmen in der Region und die gute Zusammenarbeit mit den Partnern.

Das Kerngeschäft von bema ist „Sauber machen“. Bedient werden schwerpunktmäßig die Kundengruppen Kommune, Landwirtschaft und Bauwirtschaft/Industrie. Hergestellt werden ausschließlich Anbaugeräte. Der Hauptfokus liegt dabei auf der Anbau-Kehrmaschine in Größen von 1 bis 5,20 m für nahezu alle Trägerfahrzeuge, die eine Aufnahme haben. Weiterhin werden Schneeschilde, sowie Lösungen für die Laub- und Wildkrautbeseitigung hergestellt.
Wie viele Maschinenbauunternehmen waren die letzten Jahre auch für bema wirtschaftlich nicht einfach, doch das Unternehmen schaut positiv in die Zukunft. KommunalTechnik hat mit Sonja Koopmann über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsaussichten gesprochen.
Frau Koopmann, die letzten Jahre waren für viele Maschinenbaufirmen herausfordernd. Wie erging es bema seit Beginn der Coronazeit?
Die letzten fünf Jahre waren sehr anstrengend, das kann man nicht anders bezeichnen. Die Pandemie hat einige Herausforderungen mit sich gebracht. Die Ungewissheit, was als nächstes für Vorgaben kommen und wie die Kundschaft darauf bezüglich ihres Kaufverhaltens reagiert. Das ging dann fast nahtlos mit dem Krieg in der Ukraine weiter, der enorme Preissteigerungen beim Material mit sich brachte. Damit war es sehr schwierig umzugehen, weil wir aus der Coronazeit noch einen sehr hohen Vorlauf in der Produktion hatten und ein dementsprechend hohes Auftragsvolumen. Der Brexit war nebenbei auch noch zu bewältigen – einige unserer hydraulischen Bauteile kamen und kommen noch aus Großbritannien. Corona war eigentlich nur das „Warm-Up“ für die nächste Krise.
Von einer Krise in die nächste zu schlittern, ist für ein mittelständiges Unternehmen wie bema sicherlich sehr kräftezehrend. Wie haben Sie das gemeistert?

Die Preissteigerungen bei den Materialien mussten wir zunächst selbst auffangen, bis wir dann auch die Preise erhöhen konnten. Ein großer Vorteil eines Unternehmens unserer Größe sind die kurzen Entscheidungswege und die Flexibilität auf neue Situationen zu reagieren. Außerdem arbeitet unser Team sehr lösungsorientiert. Hilfreich ist ebenfalls, dass viele Zulieferer mittlerweile hier bei uns im Umkreis sitzen. Um unsere Marktposition zu stärken und auszubauen forcieren wir zudem Kooperationen mit anderen mittelständischen Unternehmen und Herstellern, wie z. B. den Amazonen Werken.
Wie sieht die Kooperation zwischen bema und Amazone aus?
Wir haben eine Vertriebspartnerschaft im Bereich der Winterdienst-Technik, da sich unsere Produkte aus diesem Bereich – die Amazone-Winterdienststreuer und die bema-Schneeschilde perfekt ergänzen. Alternativ zum Schneeschild kann für die Räumung geringerer Schneemengen auch eine unserer Kehrmaschinen konfiguriert werden. Speziell für den Winterdienst statten wir diese dann mit einer Schnee-Kehrwalze und einem Spritzschutz aus.
Sie haben von langen Lieferzeiten in der Krise gesprochen, wo stehen sie gerade und zieht das Auftragsvolumen aktuell wieder an?

Die Lieferzeiten haben sich wieder normalisiert. Dies ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Die Ursache für die damaligen langen Lieferzeiten waren neben dem hohen Auftragseingang die großen Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung. Die politischen Signale der letzten Wochen lassen eine Aufbruchstimmung in Kommunen und vor allem in der Baubranche erkennen.
Was erwarten Sie für 2025?
2025 ist für uns ein Jahr voller Highlights mit den beiden Weltleitmessen bauma und Agritechnica, zudem feiern wir 85 Jahre bema. Darüber hinaus haben wir einige Innovationen im Gepäck. Daher erwarten wir eine positive Entwicklung.
Was sind die neuesten Maschinenentwicklungen bei bema?
Mit den Sweezy Kehrmaschinen bieten wir eine zukunftsfähige Produktgruppe im Hinblick auf die Elektrifizierung von Trägerfahrzeugen. Hier sehen wir uns im Bereich der Anbaugeräte als Innovationstreiber. Zudem stellen wir in diesem Jahr die neue bema 85 Dual PowerMaster vor. Mit diesem Kehrmaschinenmodell erweitern wir unseren Bereich der Hochleistungsmaschinen. Im Markt wird das neue Modell Ende 2025/Anfang 2026 erhältlich sein. Des Weiteren haben wir bewährte Produkte konstruktiv weiterentwickelt. Das sind zum Beispiel die neuen vollverzinkten Schiebebesen.
Mit der Sweezy steigen Sie in den Bereich elektrisch angetriebener Anbau-Geräte ein. Was sind die Hintergründe?
Bisher war die Maßgabe, dass die Kehrmaschinen hydraulisch oder mechanisch durch das Trägerfahrzeug angetrieben wurden. Mit den noch recht neuen Sweezy Kehrmaschinen haben wir Produkte im Portfolio, die keine Versorgung mehr über das Trägerfahrzeug benötigen. Damit bieten wir eine Lösung für die immer häufiger verwendeten E-Geräteträger und weitere alternativ angetriebene Trägerfahrzeuge, für die der Antrieb eines Anbaugerätes schwierig ist.
Wie werden die Sweezy Kehrmaschinen angetrieben?

Wir bieten zwei verschiedene Lösungsansätze: Der erste arbeitet mit einem effizienten Radantrieb, der über ein geschlossenes Hydrauliksystem die Kehrwalze und den Seitenkehrbesen antreibt. Aktuell stehen hier zwei verschiedene Modelle zur Auswahl. Die zweite Variante setzt auf einen elektrischen Motor, der entweder über Akkus betrieben wird oder eine Schnittstelle zum Trägerfahrzeug bietet, welches dann die benötigte Antriebsenergie für das Anbaugerät bereitstellt. Mit der Sweezy 580 Dual E haben wir die erste Anbaukehrmaschine im Programm die einen direkten elektrischen Antrieb für die Hauptkehrwalze und den Seitenkehrbesen hat.
2019 haben sie auf der demoparkt erstmals die Saug-Kehrdüse bema SKD 200 vorgestellt, die dort auch mit einer demopark-Medaille prämiert wurde. Wie ist das Gerät im Markt angenommen worden?
In den Kommunen wird die Saug-Kehrdüse häufig eingesetzt in Kombination mit auf dem Bauhof bereits bestehenden Systemen – oftmals ist bspw. schon ein Container oder Anhänger vorhanden. Wir sind aktuell damit beschäftigt unseren Container noch mehr auf die Bedürfnisse des kommunalen Marktes zuzuschneiden.
85 Jahre bema sind eine beeindruckende Zeit. Was tun Sie, damit das Unternehmen für die nächsten 85 Jahre gut gerüstet ist?
Wir nutzen ruhigere Zeiten, um intern Abläufe und Prozesse zu optimieren. Außerdem bedienen wir seit kurzem ein Vertriebsgebiet in Deutschland selbst. Normalerweise arbeiten wir mit Werksvertretungen. Dadurch haben wir – zumindest in dieser Region – mehr Nähe zum Markt und Endverbraucher erlangt.
Unser Slogan „Sauber auf der ganzen Linie“ spielt neben unserer Reinigungstechnik auf ganz viele Bereiche in unserem Unternehmen an. Unter anderem versuchen wir das Unternehmen immer nachhaltiger zu betreiben. Aktuell warten wir darauf, unsere große Solaranlage auf unserem Hallendach in Betrieb zu nehmen. Ganz wichtig ist uns aber auch „der saubere Umgang“ untereinander. Das soziale Miteinander – im Unternehmen und auch zu unseren Partnern – ist für uns ein zentraler Punkt der Unternehmensstrategie. Der Ausbau eines guten Netzwerkes hier in der Region – auch mit weiteren mittelständischen Unternehmen – ist mir persönlich sehr wichtig. Das kann in schwierigen Zeiten ungemein hilfreich sein.
Das Gespräch führte Mirja Schmatzler, Redaktion KommunalTechnik