PraxisTest: Drei für die Hecke

Zu den Herbst- und Winterarbeiten gehört in wohl jedem Bauhof die Gehölzpflege, nicht nur von Solitär-gehölzen und Stauden im innerstädtischen Bereich, sondern ebenso von Hecken, Büschen und Bäumen an Wegrändern und Feldrainen. Diese Arbeit ist in der Regel sehr zeitaufwändig, nicht nur durch den eigentli-chen Schnitt, sondern ebenso durch das Beseitigen des geschnittenen Materials. Die Überlegung, dies durch passende Mechanisierung zu erleichtern und vor allem den Zeitaufwand zu verringern, war ausschlaggebend für Sven Barner, Fachdienstleiter des Grünbetriebs der Stadt Celle, einen Ausleger im Heckanbau mit Ge-hölzpflegetechnik von Greentec im KT PraxisTest einzusetzen.
Aber welches Arbeitsgerät ist dafür das Richtige – eine klassische Astschere, eine Astsäge mit kreisrunden Sägeblättern oder ein Astschneider, dessen Messer-Rotoren die Äste nicht nur schneiden, sondern das Grünmaterial auch gleich zerkleinern, sodass es unmittelbar am Gehölz verbleiben kann? Unter dem Ge-sichtspunkt der Arbeitseffizienz schien ihm dieser Astschneider im Vorfeld am vielversprechendsten, wie Sven Barner bestätigt. Allerdings ist dieses Gerät für Aststärken bis zu 4 cm konzipiert und nicht für einen „Grundschnitt“ von Feldhecken gedacht, die seit sechs oder acht Jahren nicht mehr gekappt wurden. Das bestätigten im Rahmen dieses KT Praxis-Testes auch die ersten Arbeiten an den Gehölzen der Celler Wirt-schaftswege, sodass zusätzlich je eine Schere und Säge von GreenTec nachgeliefert wurden. Im Testeinsatz hatte Julian Bicks, Mitarbeiter des Grünbetriebs, somit den Astschneider RM 232 mit 2,3 m Arbeitsbreite, die Astsäge LRS 2002 (2,0 m) und die Astschere HX 230 (2,3 m). Trägergerät war ein GreenTec Twiga Flex mit Auslegerarm und 6,3 m Reichweite.

Auslegerarm: Für alle Lagen
Als Trägerfahrzeug diente ein Fendt 309 mit 90 PS sowie rund 8,5 t zulässigem Gesamtgewicht. Diese Ma-schine schlug sich wacker mit dem Ausleger, aber bereits am ersten Einsatztag zeigten sich Grenzen. „Unser Fendt hat die Arbeit an sich ordentlich bewältigt. Doch obwohl der Ausleger einen eigenen Ölkreislauf hat, kam der Traktor leistungsmäßig an seine Grenze, vor allem beim Einsatz mit dem Astschneider RM 232. Und die Bewegungen des Auslegers im Arbeitsmodus sorgten insgesamt schon für deutliches Schwanken. Dazu war es gut, dass wir unsere Mähtechnik zur Pflege des Straßenbegleitgrüns im Fronthubwerk angebaut gelas-sen haben, quasi als Gegengewicht“, berichtet Julian Bicks.
Die eigentliche Arbeit mit dem Ausleger bekommt von ihm eine gute Bewertung. Zwar war der Einsatz im Heckanbau für Julian Bicks neu, aber bedurfte keiner langen Gewöhnungsphase. Denn der Schwenkpunkt des Arms am Rahmen des Twiga Flex sei günstig gewählt und der Schwenkwinkel mit 155 ° weit genug, so-dass im Arbeitsmodus das Arbeitsgerät neben der Traktorkabine befinde und so für den Fahrer gut sichtbar sei. Auch die Schwenkbarkeit des Arms und des Anbaukopfes ist nach seiner Aussage sehr gut, obwohl dieser Arm im Vergleich zu anderen Fabrikaten nur einen Schwenkpunkt habe. Durch dessen günstige Platzierung sind die Arbeitsgeräte dennoch quasi in jedem gewünschten Winkel optimal nutzbar, etwa um Hecken und Büsche in konische Form zu schneiden und auch die Oberseite zu kappen. Positiv hebt Julian Bicks zudem die AutoFlex-Funktion hervor, mit der ein Schnittwinkel voreingestellt und während der Arbeit gehalten wird.

Handling: Easy going
Den Twiga Flex an sich bewertet er insgesamt als robust, solide verarbeitet und übersichtlich aufgebaut. An- und Abkoppeln sind „super leicht“, so die Formulierung der Tester, und das Gerät wird im abgebauten Zustand auf die mitgelieferten, ansteckbaren Stützen gestellt. Dank der Offenheit des Gerätegehäuses ist es insgesamt leicht zu reinigen. Je nach Anforderung des Arbeitsgerätes kann bei der Ölpumpe zwischen 50 und 85 l/min Pumpleistung gewählt werden. Das entsprechende Umschalten ist einfach. Auch die Hydraulikschläuche zum Arm sind gut platziert, sodass kein Hängenbleiben an Ast- und Buschwerk zu beobachten war. Das Steuerungsmodul wird in der Schlepperkabine platziert und ist unspektakulär funktional. Die Sensibilität und Feinheit der Steuerung ist gut.
Die Robustheit und Qualität bestätigt der Tester auch den drei Arbeitswerkzeugen, ebenso wie die einfache Wartung. So verfügen die Astsäge LRS 2002 und der Astschneider RM 232 über wartungsfreie Lager, allein Riemen und Bolzenmuttern sind laut Hersteller täglich vor dem Einsatz zu kontrollieren. Die Astschere HX 230 ist alle 8 h zu schmieren, die Schmierpunkte sind gut erreichbar.
Was in Sachen Handling sehr positiv auffiel, war das Schnellwechselsystem, mit dem das Tauschen der Geräte in Minutenschnelle möglich ist. Einzig das Abziehen bzw. Anstecken der Hydraulikschläuche und das Lösen bzw. Einstecken einer Sicherungsschraube erfordern das Aussteigen des Fahrers aus der Kabine. „Sehr anwenderfreundlich“, so das Julian Bicks‘ Fazit zu diesem Punkt.
Als sehr einfach bezeichnet er darüber hinaus den Wechsel von Arm und Gerät aus der Arbeits- in die Transportposition. Mit einem Oberlenker werden die Armteile gesichert. Das Thema Straßenfahrt stellte sich jedoch aus Sicht des Celler Teams als der wichtigste „Knackpunkt“ des Tests heraus. Laut Hersteller soll das Arbeitsgerät dazu hinter den Twiga geschwenkt werden. Dann allerdings ragt es deutlich weiter als der laut deutscher StZVO maximal zulässige 1 m über die Standardbeleuchtung hinaus. Nach Aussage des Lieferanten ist dafür zwar eine optionale Zusatzbeleuchtung lieferbar, die aber zum Test in Celle nicht vorhanden war. Pragmatische Lösung der Transportfrage: Durch das Schwenken des Arms nach vorn und des Arbeitsgerätes quasi „über Kopf“ blieben alle Außenmaße im Rahmen des Erlaubten. Aber nach Einschätzung der Celler ist das Gewicht des Arbeitsgerätes, vor allem beim RM 232, zu groß, um dauerhaft so transportiert zu werden. „Es geht, aber es belastet nach meiner Einschätzung das Material, sorgt für Unruhe beim Fahren und ist in dieser Form nicht schön“, erklärt Julian Bicks, der in dieser Einschätzung von seinem Vorgesetzten, Gärtnermeister Heiko Müller, ausdrücklich unterstützt wird.
Jens Noordhof, Redaktion KommunalTechnik
Den kompletten PraxisTest lesen Sie in KommunalTechnik-Ausgabe 7/2018.