Oifach sauber!
Was dem Kölner der Karneval, ist dem Ravensburger die Fasnet. Beiden gemeinsam ist jedoch, was nach Rosenmontagsumzug und Narrensprung kommt: der große Kehraus. Und zwar nicht nur im närrisch-ironischen Sinne, sondern ganz real. „Das große Fegen beginnt bei uns bereits am Rosenmontag, unmittelbar sobald der Umzug vorbei ist. Dann gelingt es am besten, Unrat und vor allem die Konfettimassen von den Straßen und Plätzen zu entfernen. Wenn erst mal alles nass ist, wird es viel mühseliger“, erzählt Siegfried Veit, geschäftsführender Leiter des Betriebshofes.
Auch 2018 gelang dies wieder problemlos, nicht zuletzt dank der Tatsache, dass alle Maschinen und verfügbaren Mannschaften im Reinigungseinsatz waren – der eine oder andere Kollege sogar mit Perücke, Schminke oder Pappnase als närrischer Ergänzung der ansonsten vorschriftsmäßigen Arbeitskleidung. Somit war die Strecke des Narrensprung-Umzuges in der Ravensburger Innenstadt schon am nächsten Tag wieder „auf Vordermann“, wie Siegfried Veit zufrieden konstatiert.
Feste Bezirke
Die allgemeine Kehr- und Reinigungssaison hat damit allerdings noch nicht begonnen, jedenfalls nicht für die zwei betriebseigenen Kleinkehrmaschinen, wie er weiter erläutert: „Deren Hauptzeit beginnt normalerweise im März, wenn die Winterdienst-Saison vorbei ist und wir beginnen, die Straßen, Wege und Plätze von den abstumpfenden Streumitteln zu befreien.“ Und davon gibt es auch nach der Wintersaison 2017/2018 reichlich, so sein Hinweis. „Bis Ende Januar hatten wir auf unseren rund 350 km langen Straßen-, Fuß- und Radwegenetz bereits etwa 500 t Salz und über 250 t Splitt gestreut. Und ich vermute, dass bis März noch so manche Tonne hinzukommt“, vermutet Siegfried Veit.
In der Regel reicht eine normale Tagesschicht aus.
Zusätzlich kommen übrigens Großkehrmaschinen auf Lkw-Trägerfahrzeugen zum Einsatz; sie gehören jedoch nicht der Stadt, sondern privaten Dienstleistern, die damit feste Touren im Stadtgebiet reinigen, vor allem auf den Bundesstraßen im Stadtgebiet oder nach Großveranstaltungen.
Für die eigenen beiden Kehrmaschinen mit knapp 2 m³ fassenden Kehrrichtbehältern sind in der Saison feste Touren bzw. sogenannte Reviere vorgesehen. Die Reinigungshäufigkeit hängt davon ab, wo die jeweilige Tour entlangführt – in der Innenstadt wird dreimal wöchentlich maschinell gekehrt, in den angrenzenden Bezirken einmal wöchentlich. Und die weiter außerhalb liegenden Strecken einmal in 14 Tagen. In der Regel reiche eine normale Tagesschicht aus, um das Pensum in einem Revier zu bewältigen, so Siegfried Veit.
Wachsende Vermüllung
Besagte Reviere gibt es in Ravensburg nicht nur für die Kehrmaschinen, sondern ebenso für Pritschenwagen, deren Teams zum Beispiel Fahrbahnen, Grünflächen und Wege reinigen. „Und es gibt derzeit in der Altstadt sowie am Bahnhof zwei Reviere für Handkehrer. Diese sind unentbehrlich, um die touristisch besonders frequentierten Bereiche im gewünschten 1a-Sauberkeitsstatus zu halten“, erklärt der Leiter des Betriebshofes. „Künftig werden wir deren Aktionsradius sogar noch erweitern und einen dritten Handkehrerbezirk vorsehen“, ergänzt er noch.
Dieses Dilemma ist nicht immer ganz einfach zu lösen.
Als Grund nennt er die wachsende Stadt und die nach wie vor steigende Zahl der Tagespendler. Genauso seien die generell veränderten Konsumgewohnheiten der Menschen – Stichwort Einwegbecher für Coffee-to-Go – eine Ursache für wachsende Vermüllung. „Die Identifizierung der Menschen mit ihrer Umgebung und ein damit verbundenes Ordnungsgefühl ist nicht mehr so ausgeprägt wie etwa noch vor zehn Jahren. Darauf müssen wir uns einstellen“, so seine Schlussfolgerung.
Ein Ansatzpunkt, dieser Müllmengen besser Herr zu werden, ist nach Einschätzung Siegfried Veits das Aufstellen und natürlich regelmäßige Leeren zusätzlicher Behälter. Hier eröffnet sich allerdings durchaus ein Widerstreit unterschiedlicher Wünsche, wie er weiter erläutert: „Allein mit den Eimern die Menschen zu animieren, den Müll nicht auf den Boden zu werfen, reicht natürlich nicht aus. Diese Angebote werden schon gut angenommen – und je offensichtlicher die Behälter zu sehen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit. Aus stadtplanerischer Sicht wäre es allerdings wünschenswert, die Mülleimer möglichst unauffällig zu platzieren. Dieses Dilemma ist nicht immer ganz einfach zu lösen.“ Eine denkbare Option wären unterirdische Tiefbehälter mit oberirdischem Einwurf, der jeweils unauffälliger zu platzieren wäre. Eine Leerung würde in größeren Intervallen dann mit Großfahrzeugen und Saugrüssel erfolgen. Diese Idee findet der Betriebsleiter zwar spannend, aber leider sei dies aus verschiedenen baulichen Gründen in der historischen Innenstadt nicht umsetzbar. Somit bleibe nur, wie bisher die bestehenden Behälter manuell zu entleeren und das Material mit Pritschen-Pkw oder -transportern zum Sammelplatz zu bringen. [...]
Jens Noordhof, Redaktion KommunalTechnik
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Ausgabe 2, 2018 der KommunalTechnik.