Live dabei in Gronau: Hand in Hand bei der Laubbeseitigung

Mehrere Herbstwochen im Jahr sind die Mitarbeitenden der Zentralen Bau- und Umweltdienste (ZBU) der Stadt Gronau Laubbeseitigung beschäftigt.
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"Es ist mir wichtig, unser gutes Verhältnis zu den Bürgern zu wahren", Markus Schulte, Betriebsleiter ZBU Gronau

10:00 – Ankunft in Gronau

Punkt 10 Uhr stehe ich vor dem Gebäude der ZBU Gronau. Von drinnen winken mir bereits Mitarbeiter entgegen und zeigen in Richtung der Schranke, die auf das um die Ecke liegende Betriebsgelände führt. Betriebsleiter Markus Schulte empfängt mich sogleich mit einer heißen Tasse Kaffee, die ich dankend annehme – das ist genau das Richtige nach einer fast dreistündigen Autofahrt von der Region Hannover in das westliche Münsterland! Der gebürtige Gronauer ist Diplomingenieur der Fachrichtung Landespflege und arbeitet seit 2001 bei den ZBU. Diese umfassen die Bereiche Baudienste, mit Straßenwärtern, Fuhrpark und Stadtreinigung. Den Bereich Umweltdienste, mit Landschaftsgärtnern, Gärtnerei und Tierpark sowie die technischen Dienste mit Kfz Werkstatt, Schreinerei und Malerei. Die ZBU, deren Betriebsgelände einst aus einem landwirtschaftlichen Gehöft erwachsen ist, liegen ziemlich zentral zwischen Gronau und Epe. Letzteres ist im Rahmen der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 zu einem Stadtteil Gronaus geworden. Insgesamt zählt die Stadt rund 48.000 Einwohner bei einer Fläche von knapp 80 km². Sie ist mit etwa 30.000 Straßenbäumen und insgesamt vier Parkanlagen sehr grün.

Die drei Mitarbeiterkolonnen, die derzeit mit der Laubbeseitigung beschäftigt sind, sind schon seit 7:00 Uhr im Dienst und an jeweils verschiedenen Einsatzorten unterwegs. Während Markus Schulte und ich uns über die Entstehung und Entwicklung der ZBU unterhalten, sehe ich durch die großen Fensterscheiben des Gebäudes einen Schlepper mit geschlossenem Anhänger vorbeifahren: „Direkt hinter unserem Betriebsgelände befindet sich die Kompostieranlage – die Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland des Landkreises Borken betreibt dort, auf dem Gelände der ZBU einen Wertstoffhof. Wir liefern das Laub also dorthin“, erklärt er mir.

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Auch die Gehege im Tierpark werden vom Laub befreit.

10:30 Uhr – Auf in den (Tier-)park!

Markus Schulte und ich fahren vom Gelände der ZBU, durch die Stadt und schließlich über einen Feldweg direkt zum Stadtpark Gronau. Neben dem Inselpark, dem Familiengarten und dem Eper Park ist er einer von insgesamt vier Parks, die die Stadt Gronau zu bieten hat. Plötzlich erschrecke ich mich, da wir über eine fußgängerähnliche Holzbrücke fahren. „Die Brücke ist zwar klein aber offiziell befahrbar“, beruhigt mich Markus Schulte und hält gleich darauf neben einem Gehege an, in dem sich offensichtlich Damwild befindet. Er erklärt: „Im Stadtpark gelegen befindet sich auch dieser für die Öffentlichkeit zugängliche und der Naherholung dienende Tierpark.“ Den Tierpark gebe es bereits seit über 50 Jahren. Er werde stets sehr gut von der Bevölkerung angekommen. Das erkenne ich auch an den vielen Familien, die gerade durch oder am Park vorbeischlendern. Kleine Kinder sitzen vor einer Scheibe des Affenhauses und zeigen auf die Tiere - auf der anderen Seite der Scheibe sitzen die Äffchen und tuen es ihnen gleich. „Vor allem für Kinder ist es ein toller Ort – zum Erholen, Spaß haben und zum Lernen“, erzählt Markus Schulte, der als studierter Landschaftsplaner selber ein großes Interesse an den verschiedenen Tierarten hat. Was mir gleich auffällt, ist das viele Laub, das nicht nur im Wildgehege, sondern auch auf den Vogelvolieren liegt. „Die Priorität liegt hier nicht an oberster Stelle, aber wenn Zeit da ist, müssen wir natürlich auch hier das Laub entfernen“, erklärt mir Markus Schulte und weiter: „Im Wildgehege sammeln wir das Laub zuletzt, da die Tiere daran Freude haben. Ganz liegenlassen können wir diese großen Laubmassen jedoch nicht, da sonst kein Grün mehr drunter wächst.“

Das ganze Gelände ist von einem Flusssystem und Teichen umgeben, was nicht nur sehr idyllisch aussieht, sondern gleichzeitig vor Überflutungen schützen soll. Wir verlassen den Tierpark und gehen schräg hinüber zu einem See, der inmitten des Stadtparks gelegen ist. Überall ist bereits Laub zu Haufen zusammengekehrt, das dann von den Kolonnen mit Laubsaugern aufgenommen werden soll.

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"Immer wenn ein Laubhaufen „abholbereit“ ist, rufen uns die Kollegen an und wir fahren mit dem Gespann aus Schlepper, Anhänger und Laubsauger vor", Josef Huesmann, Mitarbeiter ZBU Gronau

11:15 Uhr – Naherholung in Epe

So auch im Eper Park, der unser nächstes Ziel ist, denn hier arbeitet gerade eine zweiköpfige Kolonne. Die beiden Männer sind dabei, die Laubhaufen, die an bestimmten Stellen im Park zusammengetragen wurden, aufzunehmen. Wir sind gerade aus dem Auto gestiegen und noch einige Meter entfernt, als Markus Schulte den beiden scherzhaft zuruft: „So Jungs, habt Ihr für die Presse auch saubere Klamotten angezogen?“ Nach einer gekonnten Retourkutsche und einem herzhaften Lachen aller Anwesenden spreche ich mit Mitarbeiter Josef Huesmann, der bereits seit 27 Jahren für den Betrieb tätig ist, über den Ablauf bei der Laubbeseitigung. „Die Laubhaufen werden mit Laubbläsern zusammengetragen. Immer wenn ein Haufen „abholbereit“ ist, rufen uns die Kollegen an und wir fahren mit dem Gespann aus Schlepper, Anhänger und Laubsauger vor. Heute sind wir zu zweit unterwegs, oft mache ich das aber auch alleine. Das hängt immer vom Arbeitsaufkommen ab. Drei bis vier Anhänger pro Tag können wir im Schnitt abfahren und zur Kompostierung bringen. In diesem Jahr sind wir seit dem 15. Oktober dabei. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass hier bei uns bis Mitte Dezember Laubarbeiten anfallen.“ Josef Huesmann ist ein erfahrener Mitarbeiter, den man auch als echten Allrounder bezeichnen könnte. Wenn er kein Laub sammelt, wird er in vielen anderen Bereichen eingesetzt, darunter auch der Winterdienst, der als nächstes ansteht. „Solange Laub anfällt, ist das aber die Aufgabe mit der höchsten Priorität, denn Laub auf den Wegen birgt auch immer eine Unfallgefahr für die Bürger der Stadt“, erklärt er. Wir werden ihn später noch einmal bei auf dem Wertstoffhof treffen: „Wir fahren jetzt zum anderen Ende des Parks. Schauen Sie sich auf jeden Fall noch die Kolonne beim Friedhof in Epe an. Das dortige Team nutzt eine andere Technik, um das Laub aufzusammeln. Ich melde mich, wenn wir bereit sind zum Abkippen“, wirft er uns noch zu, bevor die beiden weiterziehen.

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Die Rasenkehrmaschine lädt ab.

12:30 Uhr – Zweckentfremdung

Das nehmen wir beim Wort und machen uns sogleich auf zu nächsten Einsatzort. „Wir sind eine tolle Truppe - die Arbeit macht Spaß“, erzählt mir Betriebsleiter Markus Schulte auf der Autofahrt. Er erklärt: „Bis gestern war ein Teil der Mitarbeiter noch mit Laubsaugern auf den Spielplätzen unterwegs. Die sind jetzt erstmal fertig, bis sich wieder Laub angesammelt hat. Nun sind die Friedhöfe dran, mit denen wir etwa drei Tage lang beschäftigt sind.“ Die Stadt Gronau hat zwei katholische Friedhöfe sowie einen evangelisch und einen jüdischen Friedhof. Sie alle müssen gepflegt werden, wofür die ZBU zuständig sind. Dazu gehört, genauso wie in den Parkanlagen, auch die Laubbeseitigung.

Beim katholischen Friedhof in Epe angekommen, sehen wir auch schon die Kolonne der ZBU, die mit einem Schmalspurtraktor mit Hänger sowie einer Rasenkehrmaschine unterwegs ist. „Diese Rasenkehrmaschine haben wir für die Aufnahme von Laub zweckentfremdet“, erklärt mir Mitarbeiter Sebastian Stern, der gerade zum Abkippen des vollen Kehrbehälters zum Anhänger gefahren ist. Er erläutert: „Solange das Laub trocken oder maximal leicht feucht ist, ist sie wunderbar dafür geeignet, größere Flächen wie Parks, Friedhöfe oder Sportplätze abzusammeln. Wir nennen es auch „aufwischen“. Mein Kollege bläst mit dem Handgerät alle Bäume frei – ich kann das Laub dann mit der Kehrmaschine zügig aufnehmen und er fährt mit dem Hänger zwischendurch zur Kompostierung. Wir müssen also nicht alles Laub zu einem großen Haufen zusammentragen – das spart Zeit. Hier ist es aktuell besonders einfach, da vor kurzem nochmal gemäht wurde und das Laub also gehäckselt auf dem Rasen liegt. Durch die so veränderte Schüttdichte passt mehr Material auf den Hänger und wir müssen seltener zum Wertstoffhof fahren. Im Schnitt fahren wir sechs bis sieben Anhänger pro Tag ab.“

Ebenso wie Josef Huesmann ist auch Sebastian Stern bereits seit vielen Jahren für die ZBU tätig: „Ich habe im Jahr 1998 mit einer Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer angefangen und bin dann hier geblieben. Vor kurzem haben ich meine Meisterausbildung im selben Fachbereich abgeschlossen“, erzählt er über seinen Werdegang, bevor er mit der flotten Rasenkehrmaschine davondüst und die Rasenfläche in großen Kreisen abfährt. Markus Schulte und ich beobachten noch eine Weile, wie Sebastian Stern und sein Kollege das Laub aufwischen und auf den Hänger kippen. Währenddessen erzählt er stolz: „Unsere Mitarbeiter arbeiten sehr eigenverantwortlich. Ich muss als Betriebsleiter nicht kontrollieren, wo wieviel Laub liegt oder wann welche Arbeiten anfallen. Wir tauschen uns regelmäßig über das Telefon aus. Das klappt einwandfrei – vor allem die erfahrenen Mitarbeiter wissen, welche Dinge Priorität haben.“

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Viele Anwohner haben sich eigene Laubsammelstellen eingerichtet – in Form von Plastikbehältern Drahtkäfigen.

13:45 Uhr – Innerörtliche Alleen

Kaum sind seine Worte gefallen, klingelt auch schon das Handy. Es ein Mitarbeiter, der innerorts in den Straßen unterwegs ist und uns Bescheid gibt, wo genau er sich grade aufhält. Wir machen uns auf den Weg in ein Wohnviertel Gronaus. „Einige Straßen der Stadt Gronau sind baumreiche Alleen. So schön diese im Sommer aussehen, so werfen sie im Herbst jede Menge Laub ab. Viele Anwohner haben sich daher eigene Laubsammelstellen eingerichtet – entweder in Form von größeren Plastikbehältern oder in Form von Drahtkäfigen“, erklärt mir Markus Schulte und zeigt mit dem Finger auf einen solchen, als wir in eine Allee abbiegen. Wir steigen aus und schauen uns das genauer an. Es ist simpel, schnell gemacht und sogar ganz schmuckreich: Einige der Bäume sind mit einem Kaninchendraht umzäunt – das Laub liegt zu ihren Füßen.

Gerade bewundere ich noch den Ideenreichtum der Bürger, da biegen auch schon die Mitarbeiter der ZBU mit einem Gespann aus Schlepper, Anhänger und motorisiertem Laubsauger in die Allee ein. Sie brauchen den Rüssel des Laubsaugers bloß noch in die von den Anwohnern errichteten Laubbehälter halten und in wenigen Minuten sind alle Laubhaufen beseitigt. „Wir arbeiten gerne Hand in Hand mit den Bürgern, denn nur so macht unsere Arbeit auch Spaß! Wenn wir es streng nehmen würden, ist es gesetzlich so geregelt, dass jeder Anlieger das Laub seines Bürgersteigabschnittes selbst entsorgen muss. Da nun hier aber überdurchschnittlich viele und vor allem sehr große Bäume stehen, wollen wir die Menschen damit nicht alleine lassen. Durch diese Zusammenarbeit zwischen uns als ZBU und den Bürgern der Stadt Gronau können wir das hiesige Laub zügig abfahren, sodass sich der Mehraufwand für uns in Grenzen hält“, erklärt mir Markus Schulte und weiter: „Es ist mir wichtig, unser gutes Verhältnis zu den Bürgern zu wahren.“

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In der Stadt verteilt befinden sich diverse Laubsammelstellen, die die ZBU für die jeweils umliegenden Anwohner eingerichtet hat.

14:30 Uhr – In Kontakt mit dem Bürger

In der Stadt verteilt befinden sich auch diverse Laubsammelstellen, die die ZBU für die jeweils umliegenden Anwohner eingerichtet hat. Auch in der Nähe der Allee befindet sich so eine Sammelstelle. „Diese werden sehr gut genutzt und auch die Regeln werden von den Bürgern beachtet. Es ist für den reibungslosen Ablauf zum Beispiel wichtig, dass die Leute wirklich nur Laub hierherbringen und nicht ihre Gartenabfälle. Die Laubsauger haben nicht die Leistung, um schwere oder sehr nasse Materialien aufzunehmen. Aber wie gesagt, haben wir hier in Gronau mit solchen Dingen wirklich wenig Probleme, was auch an der Kommunikation mit den Bürgern liegt“, erklärt Markus Schulte.

Für die leichte Kommunikation hat er sich etwas einfallen lassen: „Wir haben vor einiger Zeit einen WhatsApp-Account eingerichtet, über den die Bürger mit uns in Kontakt treten können. Dafür habe ich ganz einfach eine Prepaid-Karte und ein günstiges Handy gekauft, dass wir hier im Büro liegen haben und das per WhatsApp-Web über den Desktop eines PCs läuft. Wir haben hier überall gutes W-LAN, sodass das einwandfrei funktioniert. Nach einer innerbetrieblichen Testphase, in der unsere Mitarbeiter über diesen Account mit der Zentrale kommuniziert haben, sind wir dann an den Start gegangen. Die Bürger nutzen es, was uns sehr freut. Wilde Müllkippen zum Beispiel können uns nun sofort gemeldet werden, direkt mit Foto und Standortangabe (GPS Koordinaten). Darauf wurden sogar die Medien aufmerksam und sendeten einen Beitrag“, erzählt Markus Schulte stolz. Wichtig sei die Beachtung der Datenschutzgrundverordnung: „Wir schreiben die Bürger nicht aktiv an, es ist Ihre eigene Entscheidung sich auf diesem Weg zu melden, daher wissen sie auch genau was es mit sich bringt und haben dem im Rahmen der Nutzung von WhatsApp schon zugestimmt. Es soll kein Dialog stattfinden, eine Meldung wird quittiert, eventuell wird noch einmal nachgefragt, Daten werden nicht von uns gespeichert.“ Die Mitarbeiter seien der Idee gegenüber zunächst etwas skeptisch gewesen: „Es hätte gut sein können, dass wir so viele Nachrichten erhalten, dass wir den Überblick verlieren. Die Sorge war jedoch unbegründet. Zu Beginn bekamen wir rund 50 Nachrichten pro Monat, heute sind es im Schnitt 25 Mitteilungen, die uns über den Messenger-Dienst erreichen“, überschlägt er kurz.

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Auf dem Wertstoffhof der Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland schiebt Josef Huesmann den Hänger gekonnt rückwärts, vorbei an mehreren Autos, bis an den großen Laubhaufen heran und kippt ab.

15:00 Uhr - Kompostierung

Wir machen uns auf den Weg zum Wertstoffhof der Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland. Dort angekommen, treffen wir auf Mitarbeiter Josef Huesmann, der mit einer Ladung voll Laub aus dem Eper Park hierhergefahren ist. Er schiebt den Hänger gekonnt rückwärts, vorbei an mehreren Autos, bis an den großen Laubhaufen heran und kippt ab. Kurz darauf trifft zufällig auch die Kolonne vom Eper Friedhof ein, um ihren Hänger zu leeren. Alles geht relativ zügig, da der Platz groß ist. Wieviel Laub hier insgesamt abgeliefert wird, kann mir keiner genau sagen – es ist viel. Das liegt auch daran, dass sehr viele Privatpersonen Laub vorbeibringen.
„Privatleute, die mit mehr als einer Kofferraumladung voll Laub zum Wertstoffhof fahren, müssen diese bezahlen“, erklärt mir Markus Schulte. Da viele Leute jedoch Laub von öffentlichen Bäumen einsammeln, das in ihre Gärten gefallen ist oder auf ihren Bürgersteigabschnitten liegt, können sie sich bei uns in der Zentrale einen Stempel abholen und das Laub kostenlos beim Wertstoffhof abliefern. Wir wollen damit verhindern, dass der Bürger im Herbst noch zusätzlich mit dem Laub von öffentlichen Bäumen belastet wird. Wie man hier an den vielen Leuten erkennen kann, helfen die Bürger teilweise tatkräftig mit. Den Humus, der dort drüben liegt, können sich die Bürger übrigens kostenlos mitnehmen“, erklärt mit Markus Schulte abschließend und kommentiert: „Hand in Hand“.

Dorothee Ebeling, Redaktion KommunalTechnik