KT-Umfrage: Vorbereitung auf den Winterdienst

Bad Zwischenahn
Von den 23 Fahrzeugen des Baubetriebshofs werden fünf im Winterdienst eingesetzt: Zwei Großflächenstreuer und drei City-Streuer. Die meisten der 42 Baubetriebshofmitarbeiter verfügen über einen Lkw-Führerschein. Schneeschilder kommen ebenso zum Einsatz wie Kehrbesen. Letztere werden an den City-Streuern verwendet, damit die Wege sauber sind für die Sole, die anschließend auf den Geh- und Radwegen ausgebracht wird. Mit den City-Streuern sind diese gut befahrbar. Für die Übergänge sind zwei Handkehrer mit Motorbesen und Handschieber im Einsatz. Ob gestreut werden muss, entscheidet der sogenannte Wetterfrosch – ein Mitarbeiter des Bauhofs. „Der muss nachts um 3:00 Uhr los und guckt sich zwei, drei Stellen an. Dann entscheidet er, ob gestreut werden muss, und ruft in dem Fall die anderen Mitarbeiter an. Die fahren dann raus“, so Baubetriebshofleiter Herbert Brunßen. Die Mitarbeiter arbeiten im Schichtsystem morgens und nachmittags bis 16:30 Uhr. An manchen Tagen wird zusätzlich von 17:30 Uhr bis 20:00 Uhr im Winterdienst gearbeitet. Einsätze in der Nacht gibt es nicht.
Dokumentiert werden die Arbeiten in einem Streubuch.
Die Straßen sind in einem Streckenfahrplan angeordnet, damit die Mitarbeiter genau wissen, wo sie langfahren sollen. Die Strecken sind nach Wichtigkeit geordnet; zuerst wird auf den Hauptverkehrsstraßen im Ort gestreut, dann kommen die Schulwege und die Radwege, die zur Schule führen, danach die Straßen innerorts. „Wir haben bei uns zwei Problemstellen. Die eine ist eine Brücke, über die die Bahn fährt. Da gibt es Steigungen, die ziemlich glatt sein können. Die andere ist ein Trog, der unter dieser Bahnbrücke hindurchgeht. Auch da kann es sehr glatt sein, das müssen wir ständig im Auge behalten“, sagt Herbert Brunßen. Diese Stellen werden häufiger angefahren und kontrolliert. Dokumentiert werden die Arbeiten in einem Streubuch. Nach einer Fahrt zeichnet der Mitarbeiter ab, wo er gestreut hat.
Der Baubetriebshof Bad Zwischenahn streut ausschließlich mit Salz und Sole. Dieses kommt aus der Region und wird in zwei Salzsilos gelagert. 120 m³ werden für den Winter angeliefert. Zusätzlich verfügt der Baubetriebshof über eine eiserne Reserve von 240 m³, die beim Lieferanten eingelagert ist. Wenn die eigenen 120 m³ sich dem Ende neigen, wird eine neue Ladung im Winter nachbestellt, die Reserve aber nicht angefasst. „Vor ein paar Jahren war die Situation so, dass wir nirgendwo mehr Salz bekommen haben. Da konnten wir uns mit den 240 m³ helfen“, erklärt Herbert Brunßen.

Bernau bei Berlin
Der Städtische Bauhof Bernau bei Berlin nutzt hauptsächlich Kies als Streumaterial für den Winterdienst. Etwa 450 t sind in drei großen, überdachten Boxen eingelagert und verschiedene Stärken vorrätig gehalten. Der Kies kommt ganz aus der Nähe – der Zulieferer hat einen Anfahrtsweg von etwa 20 km.Das war nicht immer so; es wurde auch schon mit Kies einer osteuropäischen Firma gestreut. Die Aufträge werden nach Ausschreibungen vergeben. Salz kommt laut Satzung lediglich bei Extremwetterlagen zum Einsatz. Für diesen Fall sind 20 t eingelagert, in Big Paks zu je einer Tonne. Der Vorrat reicht für zwei bis drei Einsatztage. So wird auch nur bei Extremwetterlagen mit Eisregen präventiv gestreut – dann werden die Straßen etwa mit Salz behandelt. Kies hingegen kann erst nach dem ersten Schneefall ausgebracht werden. „Sonst liegt der Kies drunter, das bringt nichts“, so Bauhofmeister Tobias Karrasch. Entfernt wird er am Ende des Winters oder in größeren schneefreien Einsatzpausen mit durchgängigen Plusgraden mithilfe von zwei Kehrmaschinen.
Im Vordergrund steht der ungeschützteste Verkehrsteilnehmer, also der Fußgänger.
Die Mitarbeiter arbeiten im Schichtsystem: Zwei Schichten teilen sich unter der Woche auf in die Früh- und Spätschicht, am Wochenende ist eine Schicht jeweils für einen Tag für die Bereitschaft zuständig. Vier Personen pro Schicht werden im Handbetrieb eingesetzt mit Schneeschaufeln, Handschneeräumern, handgeführten Motorgeräten mit Kehrbürste und Besen. „Die räumen zum Beispiel die Bushaltestellen“, so Tobias Karrasch. Die anderen Mitarbeiter sind mit den drei Kleintraktoren von Iseki, Kubota und Grünig des Bauhofs in der Innenstadt und ein bis zwei der vier Multicars auf den überregionalen Rad- und Fußwegen sowie Innenstadtstraßen unterwegs. Die Radwege sind so gebaut, dass sie mit Fahrzeugen bis 4,5 t befahren werden können. Ein Aebi-VT450 wird zum Räumen und Streuen der Buslinien eingesetzt. Im Einsatzgebiet gibt es nur vier bis fünf Problemstellen, bei denen eine Gefällestrecke auf eine Kreuzung zuführt. Die übrigen Strecken sind flach.
Gestreut wird nach einem Streckenfahrplan. Für jede Tour gibt es ein Nachweisheft, in dem Anfang und Ende der ganzen Tour, das Fahrzeug und die Maßnahme (gestreut/geräumt/Kontrolle) eingetragen werden. Die Prioritäten sind anders geordnet, als es in vielen Kommunen üblich ist: Im Vordergrund steht der ungeschützteste Verkehrsteilnehmer, also der Fußgänger. Die Fußwege werden als erstes versorgt, danach die Radwege und die Busstrecken, zum Schluss dann die Straßen für die Autos. Tobias Karrasch dazu: „Ich muss im Ernstfall dem Autofahrer wenigstens ermöglichen, als Fußgänger unterwegs zu sein.“

Bad Neustadt, Rhön-Grabfeld
„Wenn wir im Winter Schnee und Wind haben, haben wir es mit Windverfrachtungen bis zu 1,50 m Höhe zu tun. Da setzen wir auch Schneefräsen und Schneeschleudern ein. An besonders kritischen Bereichen werden Schneefangzäune aufgestellt, die uns die Arbeit deutlich erleichtern, solange der Wind aus der Hauptwindrichtung kommt", sagt Detlef Manger vom technischen Bauamt. Mit anderen Worten: In einem schweren Winter haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. 28 der 29 Mitarbeiter sind verantwortlich für 335 km Kreisstraßen und circa 25 km Orts- und Gemeindeverbindungsstraßen, sowie mehrere Wanderparkplätze im Bereich der Hochrhön. Diese werden von Wanderern, Skilangläufern und Schlittenfahrern genutzt. Geh- und Radwege fallen nicht in ihren Zuständigkeitsbereich. 60 km dieser Strecke werden von externen Dienstleistern betreut.
Die Kreisstraßen werden ausschließlich mit Unimog und Lkw bearbeitet – insgesamt kommen 13 Fahrzeuge zum Einsatz. Für den Winterdienst werden Aufbaustreuer und Schneepflüge der Marken Küpper-Weisser, Schmidt und Epoke verwendet. Die Fahrzeuge werden bereits im Oktober für Probeläufe und zur Justierung, sowie für das Fahrsicherheitstraining umgebaut. Je nach Witterung werden die Aufbauten dann wieder abgebaut. „Nachdem die Streuautomaten mit integrierten Absetzsystemen ausgestattet sind, hält sich der zeitliche Aufwand hierfür in Grenzen und ermöglicht den flexiblen Einsatz der Fahrzeuge“, erklärt Detlef Manger. Jedes Fahrzeug hat seine eigenen Strecken gemäß eines Streckenfahrplans zu betreuen. „Die Route muss zweckmäßig sein, verkehrsbedeutendere Strecken und solche, deren Topographie problematischer ist, werden zuerst bedient“, so Detlef Manger. Die Touren für das jeweilige Fahrzeug sollten möglichst zusammenhängen. GPS ist auf den Fahrzeugen nicht verbaut.
Gestreut wird mit Salz und Feuchtsalz.
Das Kommando zum Streuen geben die Wettermelder. Nachdem der Landkreis mit einer Fläche von 1.022 km² recht groß ist, sind täglich drei Wettermelder im Einsatz. Diese Mitarbeiter fahren um 3:00 Uhr raus und rufen die Kollegen an, wenn es erforderlich ist, zu streuen. Die Wettermelder informieren auch mehrere Gemeinden, bzw. Gemeindebauhofmitarbeiter, sodass diese dann auch über die Straßenverhältnisse informiert sind. Die im Winterdienst eingesetzten Mitarbeiter arbeiten nicht in einem echten Schichtsystem; wenn die Witterungsbedingungen es erfordern, wird die Arbeitszeit vorverlegt, damit diese dann früher anfangen und nach der täglichen Regelarbeitszeit Feierabend haben. Ansonsten fällt die Entscheidung, ob gestreut werden soll, in die Verantwortlichkeit des Hauptstraßenmeisters Karsten Schilling, dessen Büro im Kreisbauhof Bad Neustadt ist.
Gestreut wird mit Salz und Feuchtsalz. Die Sole hierfür bereitet das Team vom Bauamt selbst auf. 2.500 t Salz werden in zwei Salzhallen und drei Salzsilos an mehreren Standorten im Landkreis Rhön-Grabfeld gelagert und im Frühbezug eingekauft. Bei Bedarf werden die Silos im Winter nachgefüllt. Es wird nur präventiv gestreut, wenn extreme Bedingungen wie Blitzeis angesagt sind.

Brilon
Das Streckennetz, das in die Verantwortlichkeit des Bauhofs Brilon fällt, ist 260 km lang. Es umfasst Stadtstraßen, aber keine überregionalen Straßen. Für den Winterdienst gibt es Räumpläne, in denen die Straßen mit Prioritäten verzeichnet sind.
Diese Räumpläne bekommen sowohl die 30 Mitarbeiter des Bauhofs, als auch die neun Unternehmer, die mit insgesamt 16 Fahrzeugen ebenfalls für die Stadt Brilon tätig sind. Die Stadt liegt im Sauerland, der Winterdienst wird in Bereichen von 300 bis 600 Höhenmetern durchgeführt. „Wir haben viele Steigungen und oft mit dem Wechsel von Tauen und Gefrieren zu tun. Durch die Höhenunterschiede im Stadtgebiet kann es sein, dass es im einen Ort noch regnet und im anderen schon eine geschlossene Schneedecke gibt“, erklärt Ute Spiekermann, Leiterin des Bauhofs.
Die Mitarbeiter sind für den Winterdienst wochenweise in zwei Schichten eingeteilt. Seit 2008 kommt der Bauhof auf etwa 60 Einsätze pro Jahr. Im vergangenen Jahr waren es 55. Weil die Stadt Brilon auch Gebäude wie zum Beispiel Schulen betreut, bei denen nicht mit Geräten geräumt werden kann, wird auch Handräumung durchgeführt. Für die Straßenräumung werden drei Lkw eingesetzt: ein MAN TGM 18.280, ein MAN TGM 13.290 und ab diesem Jahr ein 7-Tonner Fuso Canter 4x4, außerdem ein Fendt 412 Vario und ein Geräteträger Multicar Fumo. Für die Gehwegräumung stehen den Mitarbeitern drei Schmalspurschlepper der Marken Fendt, Case und Deutz und drei Geräteträger Multicar Tremo zur Verfügung. Die Mitarbeiter bekommen vor dem Winter eine Winterdienst-Unterweisung zur Arbeitssicherheit. Auch die Dienstleistungsfirmen werden im Rahmen einer Schulung am Bauhof auf das Verhalten auf dem Betriebsgelände, sowie die richtige Handhabung des Salzladebandes eingewiesen.
Wir streuen so gut wie gar nicht präventiv.
Für die Straßen benutzt der Bauhof hauptsächlich ein Salz-Sole-Gemisch. Für die Herstellung der Sole steht den Mitarbeitern eine Soleaufbereitungsanlage zur Verfügung. Für die Gehwege wird vorwiegend Salz verwendet. Die Stadt Brilon ist an den zweijährigen Ausschreibungen bei Straßen NRW beteiligt. Beim Zulieferer, der den Zuschlag bekommt, wird eine Sommerbevorratung bestellt, im Winter wird nach Bedarf nachgeliefert. Die Salzhalle des Bauhofs fasst 300 t, zusätzlich werden etwa 100 t Sackware gelagert.
„Wir streuen so gut wie gar nicht präventiv, weil auf den Stadtstraßen einfach nicht die Geschwindigkeiten gefahren werden, bei denen das nötig ist. Wir würden höchstens vorbeugend streuen, wenn Eisregen angesagt ist und noch kein Schnee auf der Straße liegt“, so Ute Spiekermann. Das Kommando zur Streuung gibt ein Streckenkontrolleur, der morgens um 4:00 Uhr rausfährt. Die 16 Ortschaften verteilen sich auf eine Gesamtfläche von 230 km². Der Kontrolleur fährt darüber hinaus bestimmte Punkte ab und ruft um 5:00 Uhr die Mitarbeiter an, sofern gestreut werden muss. In Ausnahmefällen, wenn bereits abends starker Schneefall ist, würde schon um 4:00 Uhr mit dem Räumen und Streuen begonnen werden.
Pia Kim Schaper, Redaktion KommunalTechnik
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Zeitschrift KommunalTechnik Ausgabe 7 Dez. 2016