KT Trend-Report: Kehrtechnik
Auf ein positives Erscheinungsbild ihrer Gemeinde legen viele Bürger großen Wert – und schauen dabei besonders auf die Tätigkeiten des jeweiligen Baubetriebshofes. Neben der Pflege der Grünanlagen und dem Winterdienst steht hier besonders die Straßenreinigung im Fokus. Aber was ist rund um’s Kehren und Fegen aus Sicht der Kommunen wichtig? Welche Technik kommt zum Einsatz? Wer kehrt überhaupt wo und wie oft? Diese und andere Fragen haben wir Abteilungsleitern bzw. Mitarbeitern aus bundesweit 100 Baubetriebshöfen gestellt.
Bevor die Antworten jedoch näher dargestellt und erläutert werden können, ist es wichtig, sich die Größenstruktur der Städte und Gemeinden vor Augen zu führen. Dazu gibt Grafik 1 nähere Auskunft. Wer sich die Verteilung näher anschaut, könnte zu der Ansicht gelangen, dass Kommunen mit mehr als 250.000 Einwohnern unterrepräsentiert wären. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Laut Wikipedia gab es 2014 in Deutschland 76 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern, dazu rund 600 sogenannte Mittelstädte in der Größenordnung zwischen 20.000 bis 100.000 Einwohner. In Relation zur Gesamtzahl von rund 11.100 Städten und Gemeinden haben die 676 Groß- und Mittelstädte somit – gemessen an der Anzahl – einen Anteil von gut 6 %. Unserer Umfrage lag eine etwas andere Größeneinteilung zugrunde, aber wenn wir die Teilnehmer aus Gemeinden mit 15.000 oder mehr Einwohnern addieren, ergibt sich ein Anteil von 36 %. Dies nur als Vorbemerkung für die später zu erläuternden Ergebnisse bezüglich der eingesetzten Kehrtechnik.
Drinnen mehr, draußen weniger
Welche Bedeutung hat das Kehren für unsere 100 befragten Baubetriebshöfe? Einen Anhaltspunkt bot unsere Frage nach der Länge der zu kehrenden Straßen und Wege. Als Mittelwert aller Antworten ergaben sich gut 125 km Straßen sowie 31 km Rad- und Gehwege pro Gemeinde. Dabei lagen die Spitzenreiter bei 720 km Straßen bzw. 127 km Rad- und Gehwege. Die Größe der zu reinigenden Plätze war dabei nicht berücksichtigt, weil nicht im Kilometer zu messen. Indirekt spielte dieser Aspekt aber bei der nächsten Frage eine Rolle: Wieviel Prozent der zu reinigenden Flächen wird per Hand gekehrt? Im Schnitt aller Befragten liegt hierzu der Mittelwert bei 9,7 %. Das erscheint auf den ersten Blick wenig, bei detaillierterer Betrachtung ist es trotzdem beachtlich, denn ein Dutzend der Teilnehmer lag bei 30 % Handkehranteil, teils sogar deutlich darüber!
Bei der Einschätzung von Reinigungsleistung spielt nicht nur eine Rolle, was und mit welcher Technik, sondern auch wie oft gekehrt und gefegt wird. Diesen Aspekt stellt Grafik 2 dar. Wenig überraschende Erkenntnis: Fußgängerzonen sind am häufigsten „dran“, und je weiter nach außen man blickt, desto seltener wird gekehrt. Aber die statistischen Mittelwerte geben nur bedingt die Putzhäufigkeit wieder. Werden zum Beispiel Innenstadtbereiche im Schnitt durchschnittlich 1,9 Mal pro Woche gereinigt, so lag der Spitzenreiter bei zwei Durchgängen täglich plus einen am Sonntag! Das andere Extrem der Antworten lautete „2-3 Mal pro Jahr“.
Doch wie sieht der Trend beim Kehren aus – weniger, gleich bleibend oder mehr? Zusammenfassende Antwort zu dieser Frage: Es bleibt im Prinzip gleich. In Fußgängerzonen (sofern vorhanden) und Innenstadtbezirken haben fünf Baubetriebshofleiter vor, mehr zu kehren, während zwei den Aufwand reduzieren möchten. Gegenteilig sieht es in den Ortsteilen oder außerhalb der Ortschaften aus: Ein Bauhofleiter will mehr kehren lassen, vier wollen reduzieren, das Gros bleibt bei den bisherigen Intervallen.
Kompakte dominieren
Dennoch hat die Technik logischerweise den mit Abstand größten Anteil. Grafik 3 zeigt, welche Maschinen und Geräte dabei zum Einsatz kommen. Mehrfachnennung bei den Antworten waren möglich, somit kam die Summe von 175 Kehrmaschinen zustande. Und die mit über 63 % bzw. 111 Stück ganz klare Mehrheit liegt bei den kompakten, selbstfahrendenden Kehrmaschinen. Einige haben keine, die meisten eine, immerhin 18 Kommunen haben zwei oder mehr, Spitzenreiter sind acht Maschinen.
Und die Lkw-Kehrmaschinen? Das müssten doch mehr sein, möchte man ausrufen. Aber an dieser Stelle sei die eingangs erläuterte Größenstruktur in Erinnerung gerufen. So gesehen, sind 21 Stück nicht ganz so dramatisch wenig. Doch sei an dieser Stelle ganz klar gesagt: Es handelt sich um eine Auswahl von 100 Baubetriebshöfen aus ganz Deutschland. Diese Umfrage kann nur ein Schlaglicht sein und erhebt bewusst keinen repräsentativen Anspruch, die Realität aller 11.000 Städte und Gemeinden widerzuspiegeln.
Größer als zumindest seitens der Redaktion erwartet ist der mit 39 Stück relativ hohe Anteil der Traktor-Anbaukehrmaschinen, wobei das Gros auf Kompaktschlepper entfällt, also vermutlich eher der Reinigung von Geh- und Radwegen sowie Plätzen dient. Hierbei haben wir nicht näher ergründet, wie viele davon über einen Sammelbehälter für Kehrgut verfügen. Aber es ist von einem gewissen „Handanteil“ bei der Aufnahme auszugehen…
Gemischte Borsten
Zur Bereich Technik gehörte auch unser Interesse, welche Kehrbesen zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse finden Sie in Grafik 4. Soweit waren die Antworten einfach interpretierbar. Aber auf unsere Frage, wie oft bzw. nach wieviel Einsatzstunden die Kehrbesen durchschnittlich gewechselt werden, lautete die Mehrheit der Antworten: „nach Bedarf“. Somit ist hieraus keine nähere Erkenntnis zu ziehen, auch nicht bezüglich eventueller Unterschiede zwischen den einzelnen Borstenarten (Stahl/Kunststoff/Mischbürste). Bei denjenigen, die sich doch auf eine konkrete Zahl festlegen mochten (oder konnten), reichte das Spektrum von 60 Betriebsstunden bis hin zu „1x/Jahr).
Eindeutig war dagegen die Aussage zur Frage, ob es bei Ersatzbürsten „original“ sein muss oder auch eine andere Bezugsquelle in Frage kommt: ein Viertel zieht Originalbürsten des Markenherstellers vor, das Gros von 75 % greift auf „andere Fabrikate“ zurück – was im Zweifelsfall eine Preisfrage sein dürfte. Hier eröffnet sich für die Original-Anbieter noch ein weites Marketing- und Vertriebs-Betätigungsfeld…
Alternative Antriebe zu Benzin- und Dieselmotoren, wie etwa Gas oder Strom, sind für die Fuhrparks der Baubetriebshöfe durchaus häufiger im Gespräch – so jedenfalls unser subjektiver Eindruck bei unseren Terminen vor Ort. Das wollten wir genauer wissen – und haben gelernt, dass dies zumindest im Kreis der jetzt Befragten kaum eine Rolle spielt. Lediglich 9 % antworteten auf die Frage, ob derartige Antriebslösungen von Bedeutung seien, mit „ja“. Ist das nun auf mangelndes Interesse zurückzuführen? Oder auf zu hohe Kosten? Oder schlichtweg auf die Tatsache, dass es derzeit zumindest für größere Kehrmaschinen bei Elektroantrieben keine passenden Angebote gibt?
Wünsche an Hersteller
Ziemlich große Einhelligkeit herrschte auch bei unserer Frage nach den Wünschen der Betriebsleiter an die Technikproduzenten: Immerhin 58 von 100 haben keine Wünsche oder artikulieren diese zumindest nicht. Aber: Immerhin 42 hatten durchaus Verbesserungsvorschläge. In der Hitliste dieser Wünsche gibt es keine Ausreißer einzelner Aspekte, sondern ein breites Spektrum. Aber auffallend für uns waren folgende Punkte:
- mehr Zuverlässigkeit und Haltbarkeit sowohl der Bürsten als auch der Kehrmaschinen an sich;
- bessere Ersatzteilverfügbarkeit und besserer Kundendienst;
- zu hohe Kosten bzw. ein ungünstiges Preis-Leistungsverhältnis;
- ein zu hoher Geräuschpegel, speziell für den Einsatz in Innenstädten;
- bessere technische Lösungen zur Reinigung von Fugen, speziell bei Kopfsteinpflaster oder ähnlichen Oberflächen;
- größere Behältervolumina zur Steigerung der Reichweite – ein Aspekt vor allem bei den kleineren Selbstfahrern;
Zu den Einzelnennungen gehörten zudem: bessere Wendigkeit der Fahrzeuge, stabilere Seitenbesen, variable Breitenverstellung bei Hindernissen und geringerer Wasserverbrauch. So mancher der genannten Aspekte ist technisch nicht lösbar, denn zum Beispiel die Behältervolumina lassen sich bauartbedingt bei Kompaktkehrmaschinen nun mal nicht beliebig ausdehnen. Und der Wunsch nach einer Kehrmaschine, die tiefe Fugen besser reinigt, den Sand aber liegen lässt, weniger Staub verbreitet und auch noch leiser ist, hat schon etwas von eierlegender Wollmilchsau… Aber speziell die Aspekte Zuverlässigkeit und Haltbarkeit waren wiederholt zu hören – für uns schon ein klarer Appell.
Und der Ausblick – was planen die Baubetriebshöfe 2016 an Investitionen? Immerhin 17 % sind in konkreter Planung bis Ausschreibung, wobei die Wunschliste von Wildkrautbürste bis 6-m³-Selbstfahrer reicht.
>> Der Autor: Jens Noordhof,
Redaktion KommunalTechnik
Erschienen in der KommunalTechnik Ausgabe 05/2015.