Getestet: Allradfahrzeuge für Kommunen
Für den Offroad-Einsatz in der Kommune muss es nicht zwangsläufig ein Geländefahrzeug oder ein Pick-Up sein. Auch die beliebten Hochdach-Kombis sind mit Schlechtwegefahrwerk und Allradantrieb erhältlich.
Bis vor kurzem bot Dangel Umrüstungen für folgende Fabrikate und Modelle an: Peugeot Partner, Expert, Traveller & Boxer, Citroen Berlingo, Jumpy, Spacetourer & Jumper sowie für den Fiat Ducato. Nun kam die K9-Plattform für Hochdachkombis auf den Markt, die die Fabrikate Peugeot, Citroen, Opel, Vauxhall und Toyota umfasst. Die vier ersteren werden bereits von Dangel umgerüstet. Der Toyota folgt.
In das K9-Projet für die Modelle Partner, Berlingo und Combo hat Dangel vier Jahre Arbeit und rund 4,5 Mio. € Entwicklungskosten gesteckt. Je nach Anwendungsgebiet gibt es die Variante Trek mit einer angetriebenen Achse aber mit um 90 mm höhergelegtem Schlechtwegefahrwerk und Unterfahrschutz. Als Option ist ein Sperrdifferenzial erhältlich. Beim 4x4-Umbau kann auch eine Differenzialsperre für die Hinterachse geordert werden und eine nochmals um 20 mm erhöhte Bodenfreiheit.
Kernstück des Antriebsstrangs ist eine Visko- (keine Haldex-!) Kupplung. Die Fahrzeuge können bei den jeweiligen Vertriebspartnern bestellt werden. Die Hersteller liefern dann nach Sentheim. Dort wird der Antriebsstrang umgerüstet, die Tanks getauscht und der Unterfahrschutz montiert. Es ist allerdings keine Nachrüstung möglich. Der Allradantrieb kostet dann zusätzlich zum Grundfahrzeug 6.400 €, die Differenzialsperre 690 €, die erhöhte Bodenfreiheit 490 € und eine spezielle Schwanenhalsanhängerkupplung 540 € extra. Alle Preise plus MwSt.
Praxiseindruck
KommunalTechnik hatte bei Automobiles Dangel nicht nur die Möglichkeit das moderne Werk zu besichtigen, es standen zudem alle K9-Modelle, also der Peugeot Partner, der Citroen Berlingo und der Opel Combo für eine Probefahrt bereit. Bei allen drei handelt es sich um die Nutzfahrzeug-Variante mit bis zu drei Sitzen, die entsprechenden Pkw-Versionen werden erst Ende 2019 auf den Markt kommen. Dangel steht zwar Gewehr bei Fuß, allerdings lässt die Homologation noch auf sich warten.
Optisch und bei der Innenausstattung unterscheiden sich die drei Modelle, technisch sind die Autos weitgehend identisch. Wir schnappen uns also den Partner und los geht´s. Auf der Straße ist man annähernd mit Pkw-Komfort unterwegs, Allradantrieb und Höherlegung machen sich weder positiv noch negativ bemerkbar. Allerdings spürt man die erhöhte Sitzposition deutlich. Wenig Unterschiede zum Serienmodell auch auf den Feld- oder Waldwegen. Mehr zur Sache geht es dann, wenn die Pisten von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen ausgefahren sind. Zwar käme man hier mit einem konventionellen Fahrzeug bei entsprechender Fahrtechnik auch recht weit, aber wehe man rutscht einmal in die tiefen Fahrspuren. Der um 110 mm höhere Peugeot verzeiht da so manche fahrerische Unaufmerksamkeit. Den Allradantrieb schalten wir erst an einer extremen Steigung zu. Dank der zusätzlichen Traktion ist diese überhaupt kein Problem.
Schub erwartet
Von Dangel umgerüstete Fahrzeuge sind in Deutschland noch weniger bekannt. Importeur De Bondt Fahrzeugaufbauten aus Hamm erhofft sich aber vor allem durch die deutsche Marke Opel und das Modell Combo großen Auftrieb. International setzen vor allem gewerbliche Kunden, Kommunen und Forstbetriebe auf Dangel-Umbauten, unter Jägern gelten sie als Geheimtipp. Die größten Kunden sind übrigens die österreichische und die norwegische Post. Zwar ist der Preis für die Umrüstung erheblich teurer, als der Aufpreis für den 4x4-Antrieb bei einem ähnlichen Fahrzeug eines deutschen Herstellers. Allerdings ist der Gesamtpreis bei den Dangel-Umrüstungen erheblich niedriger. Sie dürften damit vor allem für Kommunen interessant sein, die auf ein gutes Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen Wert legen.
Johannes Hädicke, Redaktion KommunalTechnik
Fotos: Hädicke
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