Krankheiten und Schädlinge - Konsequenzen für Kommunen

Im Baumbestand der Städte und Gemeinden stellen neue Krankheiten und Schädlinge alle Akteure vor große Herausforderungen. Antworten wollten die Teilnehmer des Kongresses zur Baumgesundheit am 25. Januar 2017 finden.

Die Messe Essen hatte in Kooperation mit dem Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. und der Stiftung DIE GRÜNE STADT (DGS) zur Fachdiskussion geladen. Wie man mit einer anhaltend hohen Zahl von Baumschäden durch Insekten, Pilze und Bakterien umgehen kann, war die Frage, mit der sich die Teilnehmenden in drei Impulsvorträgen und einer anschließenden Plenumsdiskussion beschäftigten. Redner waren Gerhard Renker vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW, Franz-Josef Gövert vom Grünflächenamt Münster und Karsten Jocksch vom Sachverständigenbüro Leitsch.

Die GALK bietet eine Straßenbaumliste mit empfohlenen Arten und Sorten.

Als Mitarbeiter des Grünflächenamtes beschäftigt sich der Sprecher Franz-Josef Gövert täglich mit Schadensbildern in Münster. Außerdem ist er Mitglied im Arbeitskreis Stadtbäume der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz e.V. (GALK). Durch diesen Austausch mit anderen Kommunen in Deutschland und angrenzenden Nachbarländern, kennt Gövert viele Beispiele, in denen Schadorganismen zum Problem geworden sind: „Ein Umfrage des Arbeitskreises unter unseren Mitgliedskommunen hat ergeben, dass zum Beispiel die Baumkrankheiten Eschentriebsterben und Massaria bei Platanen sowie die Schädlinge Eichenprozessionsspinner und Rosskastanienminiermotte besonders häufig auftreten."

Wie stark sich ein Schädling ausbreitet, sei auch von klimatischen Verhältnissen vor Ort abhängig. Generell gelte, dass die Bäume infolge von zunehmendem Stress durch Extremwetter, die aufgrund des Klimawandels zunehmen, Bäume weniger resistent gegen die Krankheitserreger und Schädlinge sind. „Die GALK bietet eine Straßenbaumliste mit empfohlenen Arten und Sorten. Grundsätzlich ist eine große Vielfalt an Baumgattungen die beste Voraussetzung, um die Ausbreitung von spezifischen Baumschäden im Stadtgebiet gering zu halten." Eine Übersicht zu Baumgattungen, die sich für unterschiedliche Standorte vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen eignen, bietet auch die KLimaArtenMatrix für Stadtbaumarten und -sträucher (KLAM-Stadt) des BdB auf www.gruen-ist-leben.de. Optimale Standortvorbereitungen sind in den Städten die nachhaltigsten Maßnahmen für gesunde Bäume.

„Ein kleiner Pilz kann einen großen Baum umwerfen"

Einen praxisnahen Einblick in die aktuelle Situation von Stadtbäumen präsentierte Karsten Jocksch. Er verfügt über langjährige Erfahrungen als Baumpfleger und Baumkontrolleur und wird regelmäßig hinzugezogen, wenn Bäume bereits Schäden an Holz, Rinde oder Blättern aufweisen - und diese können beträchtlich sein. „Ein Massaria-Befall an einem Platanenast ist zunächst nur an der Oberseite sichtbar. Schon bevor man ihn von unten erkennt, besteht die Gefahr, dass er abbricht und herunterfällt", erklärt Jocksch. „Ein kleiner Pilz kann einen großen Baum so von innen zersetzen, dass die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet ist." Einige wenige dieser Pilze sind sogar für Menschen schädlich. Die Sporen der Rußpilzkrankheit etwa können schwere Lungenschäden verursachen. Da immer neue Schädlinge und Erreger hinzukommen, sei es nicht leicht, auf Anhieb die Ursache eines Schadens festzustellen. „Wir arbeiten hier eng mit der Forschung zusammen, die uns anhand von Proben eine sichere Zuordnung liefern kann", so Jocksch. „Die Bäume leiden auch unter klimabedingter Trockenheit und Hitze. Bei der Ursachensuche muss man auch in Betracht ziehen, dass es sich um Klimaschäden handeln könnte. Generell gilt: Prophylaxe ist immer besser und günstiger als die Heilung auftretender Schäden. Entscheidend ist daher eine Optimierung der Standortbedingungen von Stadtbäumen zum Beispiel durch die Auswahl geeigneter Bäume und durch eine gute Bodenvorbereitung mit speziellen, verdichtungsfähigen Substraten." Auch BdB-Präsident Helmut Selders hatte an der Veranstaltung teilgenommen und resümierte: „Unsere Betriebe sind längst dabei, neue Sortimente zu entwickeln, die den steigenden Anforderungen an den Standort ‚Stadt' besser gerecht werden. Hierbei gilt es, die Bäume zu pflanzen, die auch noch in 50 Jahren unsere Städte lebenswert machen." Weitere Informationen sind unter www.die-gruene-stadt.de zu finden.

Quelle: BdB