Bad Saulgau lebt Biodiversität

Vor über 20 Jahren hat Bad Saulgau in Oberschwaben begonnen, das öffentliche Grün artenreicher zu gestalten. Mittlerweile werden dadurch auch Kosten gespart.
Auf nährstoffarmem Kiessubstrat wachsen in Bad Saulgau Spornblumen (Centranthus ruber), Lein (Linum perenne) und Katzenminze (Nepeta x faassenii "Snowflake").

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet die Stadt mit klar definierten Zielen zur Biodiversität. Thomas Lehenherr initiierte damals ein grobes Biodiversitätskonzept. „Es enthielt schnell umsetzbare Maßnahmen, aber auch Visionen“, erinnert sich der Agraringenieur. Ende der 1990er Jahre begannen er und sein Team, das Konzept mit dem Titel „Umwandlung von Einheitsgrün in artenreiches Grün“ umzusetzen – in der Kernstadt wie auch in den 13 Ortsteilen. Das Werk wurde über die Jahre regelmäßig erweitert. Lehenherr arbeitete schon damals eng mit Jens Wehner zusammen sowie mit weiteren Kollegen, Privatpersonen und Organisationen, die sich bei der Ideenfindung und der Umsetzung einbrachten. 2017 war es soweit: Die Beteiligten hatten über die Jahre, wo immer möglich, alle städtischen Pflanzbeete und Wiesen der Stadt mit einer Größe von insgesamt 120 ha in ökologisch hochwertigere Flächen umgewandelt – und das ohne die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel.

Stauden gepflanzt

Die Stadt hat dafür monotone Staudenbeete und Wechselbepflanzungen aufgegeben. Ersetzt wurden sie durch dauerhafte, heimische oder nicht-heimische, aber insektenfreundliche mehrjährige Staudenpflanzungen. „Wo es möglich war, haben wir fast alle Verkehrsinseln und Fahrbahnteiler entsiegelt und nachfolgend mit Stauden bestückt“, beschreibt Thomas Lehenherr. Im Straßenbegleitgrün gab es viele kiesige Flächen, die für Staudenarten margerer und trockener Standorte ideal sind. „Daneben haben wir auch viele Beete mit humusreicherem Substrat, auf denen jetzt entsprechend nährstoffliebendere, ausdauernde Stauden wachsen.“ Für beide Substrate haben die Experten eine Artenliste entworfen und als Bad Saulgauer Staudenliste im Internet veröffentlicht.

Die Bad Saulgauer Experten renaturierten auch Fließgewässer auf einer Strecke von insgesamt 15 km – wie hier die Schwarzach auf 3 km Länge mit zahlreichen Mäandern und Gehölzpflanzungen.

Blumenwiesen angelegt

Alle intensiv bewirtschafteten Parkrasenflächen und -streifen gestalteten Stadtgärtnerei und Bauhof in mehrjährige heimische Blumenwiesen und teilweise auch in artenreiche Staudenbeete um – ausgenommen natürlich die Spiel- und Sportplätze. Bei den Intensivrasenflächen wurde in der Regel die Grasnarbe abgezogen, 0 - 16 mm-Wandkies aufgefüllt und mit unterschiedlichen dauerhaften heimischen Blumenwiesenmischungen mit 30 bis 40 Arten eingesät. Wo dies aufgrund intensiver Nutzung nicht möglich war, ließen die Stadtgärtner Blumeninseln oder Säume in Randbereichen stehen. „Bei manchen Wiesen reichte es, nur die Düngung einzustellen und den Mährhythmus auf zwei Mal pro Jahr zu beschränken“, sagt Jens Wehner. Die Artenvielfalt habe sich auf solchen Flächen wieder von alleine eingestellt.

Mahd zweimal im Jahr

Die städtischen Gärtner mähen die kleineren Blumenwiesen normalerweise zwei Mal pro Jahr – in der Regel händisch mit einem Balkenmäher, je nach Witterung im Juni und Ende September/Oktober. An steileren Böschungen setzen sie ferngesteuerte Mähroboter ein. „Um nicht allen Insekten auf einmal die Nahrungsgrundlage zu entziehen, mähen wir die Blumenwiesen möglichst in einem Zeitfenster von etwa drei Wochen“, erklärt der Stadtgärtnermeister das Vorgehen.

Das Mähgut wird abtransportiert und entweder selbst kompostiert oder zu einem nahegelegenen Kompostwerk gebracht. Der zweite Schnitt beinhaltet kürzeres Schnittgut und kann auch in Biogasanlagen vergoren werden. Die größeren Blumenwiesenflächen mähen ortsansässige Landwirte mit Messerbalken oder Kreiselmähwerk. Das Mähgut pressen sie nach dem Trocknen zu Ballen und verfüttern es meist an Pferde oder Rinder.

Einsparung überzeugt

Pflegeaufwand und -kosten haben sich nach der Umgestaltung deutlich reduziert. [...]

Autorin: Birgit Greuner
Fotos: Bad Saulgau

Den kompletten Text lesen Sie in der KommunalTechnik Ausgabe 5/2020 (Erscheinungstermin: 28.08.20)