Feuerwache Kiel: Neuer Waschplatz

Beim Neubau der Feuer- und Rettungswache Nord in Kiel-Holtenau stand nicht nur Funktionalität, sondern auch der Umwelt- und Gewässerschutz im Fokus.
Feuerwehrfahrzeug auf Waschplatz
Auf dem Waschplatz der Feuer- und Rettungswache Nord werden regelmäßig Einsatzfahrzeuge gereinigt. (Foto: Berufsfeuerwehr Kiel)

Der Neubau der Feuer- und Rettungswache Nord in Kiel-Holtenau setzt in hohem Maß auf Umweltschutz – auch bei der Entwässerung eines Waschplatzes und einer Löschübungsanlage.

Die im September 2024 eingeweihte neue Feuer- und Rettungswache Nord in Kiel-Holtenau schließt eine Sicherheitslücke im Norden der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt: Der Standort in der Boelckestraße trägt dazu bei, das Schutzziel zu erreichen, nach Alarmierung innerhalb von acht Minuten mit einem Löschzug am Brandort zu sein. Bei der Planung und Ausführung des Neubaus spielten Klima- und Umweltschutzaspekte eine bedeutende Rolle. Zu den hierbei umgesetzten Maßnahmen zählt ein klimaneutrales Wärme- und Kältekonzept mit Geothermie-Nutzung sowie aufwändiger Dämmung und Wärmeschutzverglasung. Das begrünte Dach trägt eine großflächige Photovoltaikanlage und über die Ladeinfrastruktur im Außenbereich können E-Fahrzeuge „auftanken“.

Um die Umwelt, insbesondere die Gewässer, vor Schäden durch wassergefährdende Stoffe zu bewahren, wurden auf dem Betriebsgelände ebenfalls weitreichende technische Vorkehrungen getroffen. Entsprechend belastete Abwässer entstehen bei der Feuer- und Rettungswache Nord auf zwei Wegen: zum einen beim Reinigen der Einsatzfahrzeuge, zum anderen bei Löschübungen.

Löschübungsplatz
Der 200 m2 große Löschübungsplatz wurde mit flüssigkeitsundurchlässigen Betonsteinen gestaltet. (Foto: p.si GBR)

Flächenversiegelung und nachfolgende Komponenten aus einer Hand

Die Reinigungsmaßnahmen finden in einer Waschhalle und auf einem außerhalb des Gebäudes liegenden Waschplatz statt. Gemäß den strengen Vorschriften des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) sowie im Einklang mit der Technischen Regel wassergefährdender Stoffe (TRwS 786) musste der Waschplatz mit einer flüssigkeitsdichten Versiegelung ausgestattet werden. Gleiches gilt für eine weitere Fläche, auf der die Feuerwehrleute regelmäßig Löschübungen abhalten. Das von der Landeshauptstadt Kiel beauftragte Ingenieurbüro p.si GBR (Eckernförde) und der bauleitende Architekt für die Außenanlagen, Heino Brockmann vom Büro Zwischenraum Architekten aus Kiel entschieden sich hierbei für ein Flächendichtsystem sowie weitere Abwasserbehandlungskomponenten des Herstellers Mall aus Donaueschingen. „Es war für unsere Planungen attraktiv, bei der Ableitung und Abscheidung des Waschwassers sowie beim Umgang mit den Flüssigkeiten aus den Löschübungen komplett im System eines einzigen Herstellers zu bleiben“, sagt Hendrik Jaschke. Der Beratende Ingenieur vom Planungsbüro p.si fährt fort: „Dadurch sind zum einen die einzelnen Produkte sehr gut aufeinander abgestimmt. Zum anderen konnten wir bei der Konzeptionierung auf das unterstützende Know-how der Mall-Experten zugreifen.“

200 m2 Waschplatz mit Betonsteinen belegt

Für den Waschplatz verlegte das Kieler Bauunternehmen Heinrich Karstens im Dezember 2023 auf einem mit Frostschutzschicht, flüssigkeitsdurchlässigem Geotextil, Tragschicht und Bettung vorbereiteten Untergrund Betonsteine aus dem Baukastensystem. Dieses umfasst serienmäßig über 20 verschiedene Platten-, Rinnen-, Ablauf- und Bordsteinelemente. Gefertigt werden sie aus „flüssigkeitsdichtem Beton nach Eindringprüfung“ (FDE-Beton). „Das Material hat also durch spezifische Prüfverfahren seine Eignung in Bereichen mit wassergefährdenden Stoffen nachgewiesen“, erläutert Daniel Fürst, der bei Mall für das Produktmanagement Abscheider zuständig ist.
Beim Kieler Projekt kamen als „Hauptbausteine“ 125 cm lange, 100 cm breite und 25 cm hohe Bodenplatten zum Einsatz. An ihren Platz manövriert wurden die per Tieflader angelieferten, jeweils 750 kg schweren Elemente per Vakuumhebegerät. Eine Einfassung mit zuvor gesetzten, sogenannten Absenkplatten  zieht die Ränder des 20 m x 10 m großen Platzes um drei Zentimeter nach oben, was ein seitliches Ablaufen des Waschwassers verhindert. Die Fugen zwischen den Betonsteinen dichtete das Bauunternehmen mit einem auf die im Waschwasser anfallenden Treib- und Schmierstoffe abgestimmten Dichtstoff ab.

Kurze, witterungsunabhängige Bauzeit und garantierte Betonqualität

Die Bauzeit bis zur möglichen Inbetriebnahme einer so versiegelten Fläche dauert maximal fünf Tage. Das ist deutlich kürzer als die Herstellungszeit einer alternativen Ortbetonfläche, die durch die Aushärtezeit und die Betonnachbehandlung auf rund 30 Tage kommt. Im Gegensatz zum Ortbetoneinbau ist das Verlegen der Betonelemente zudem witterungsunabhängig – weshalb bei der Feuer- und Rettungswache Nord der Waschplatz und der Löschübungsplatz problemlos an kalten Wintertagen erstellt werden konnten. „Als weiteren Vorteil können wir durch die Werksproduktion eine gleichbleibende Qualität der Bausteine bezüglich Festigkeit, Maßhaltigkeit, Struktur und Ebenheit gewährleisten“, ergänzt Fürst.

 

Umlenkschacht zur Trennung von Wasserpfaden
Der Umlenkschacht ermöglicht eine Trennung der Wasserpfade von unbelastetem Niederschlagswasser und belasteten Flüssigkeiten bei Löschübungen. (Foto: Mall)

Ablauf über einen Leichtflüssigkeitsabscheider

Das vom Platz abgeleitete Waschwasser – wie auch das dort niedergehende Regenwasser – werden zu einem ABKW-Abscheider geleitet. Die Abkürzung steht für „Anlagen zur Begrenzung von Kohlenwasserstoffen in mineralölhaltigen Abwässern mit Anteilen an Biodiesel, Bioheizöl und Ethanol“. Das bei der Feuerwache gewählte Modell kombiniert in einem 3000 Liter fassenden monolithischen Stahlbetonbehälter drei Funktionselemente: Neben einem Schlammfang für die sedimentierenden Inhaltsstoffe werden Leichtflüssigkeiten wie Benzin zum einen rein nach dem Schwerkraftprinzip nach oben aus dem Wasser abgeschieden. Zum anderen ist ein Koaleszensabscheider integriert. An dessen Koaleszenzmaterial schließen sich feine Öltröpfen zu größeren, schneller aufsteigenden Tropfen zusammen. Während das so gereinigte Abwasser über einen Probenahmeschacht in die Kanalisation abfließt, wird das abgeschiedene Gemisch aus Treib-, Schmier- und Feststoffen bei Erreichen des festgelegten Füllstands von einem Entsorgungsbetrieb aus dem Abscheider abgepumpt.

 

Schaltschrank
Der Umlenkschacht wird über einen einfach zu bedienenden Schaltschrank gesteuert. (Foto: p.si GBR)

Löschübungsanlage unterscheidet zwei Betriebszustände

In der Nachbarschaft zum Waschplatz liegt die Löschübungsanlage der Feuer- und Rettungswache Nord. Um die bei den Übungen abfallenden, kontaminierten Löschmittel aufzufangen und abzuleiten wurde auch hier – analog zum Waschplatz – ein 200 m2 großes Areal mit dem Flächendichtsystem gestaltet. Im Unterschied zum Waschplatz ist die Entwässerung hier für zwei mögliche Betriebszustände ausgelegt: Im Regelbetrieb fließt anfallendes Regenwasser in die Kanalisation. Während einer Löschübung hingegen wird der mit wassergefährdenden, nicht abscheidbaren Stoffen belastete Ablauf in ein Sicherheitsauffangbecken geleitet. Möglich wird dieser duale Betrieb durch einen Umlenkschacht. Die Steuerung, also die Umschaltung zwischen den beiden Abwasserpfaden, erfolgt über einen nahegelegenen Schaltschrank. Bedient wird dieser von entsprechend berechtigten und eingewiesenen Personen. Ist das Sicherheitsauffangbecken gefüllt, übernimmt auch hier ein Entsorgungsbetrieb die Entleerung.

Helmuth Ziegler

Mehr zum Thema Bauhof-Neubau und Sanierung lesen Sie in der KommunalTechnik Ausgabe 4/2025.