Reinigt mehr als die Straße

2016 stellte Ravo eine Kehrmaschine vor, die im laufenden Betrieb die Luft von Feinstaub reinigen soll. Derzeit laufen drei Maschinen in Deutschland in Testeinsätzen, unter anderem in Münster bei den Abfallwirtschaftsbetrieben.
In Münster werden überwiegend Bürsten aus Kunststoff-Stahl-Gemisch eingesetzt. Eine E-Kehrmaschine fährt ausschließlich mit Kunststoffbürsten, um nicht unnötig laute Geräusche zu erzeugen. Foto: Pia-Kim Schaper

Es klingt einfach: Die Ravo Hygion-Kompaktkehrmaschine ist mit einem System ausgestattet, das die Luft von Feinstaub säubern soll, während die Maschine im Betrieb ist: dem Saiga Particle System. Es erfasst Feinstaubpartikel der Größen PM10 und PM2.5. Zu ersteren zählen beispielsweise Staub, Pollen und Pilze; ihr Durchmesser ist kleiner als 10 µm. Sie entstehen durch Zerkleinerung und Abschürfung von Stein und Boden und werden vom Wind verbreitet. Feinstaubpartikel der Größe 2.5 können Verbrennungspartikel, organische Verbindungen oder Metalle mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 µm sein. Sie entstehen bei Verbrennungsmotoren von Autos, beim Verbrennen von Pflanzen und bei der Verarbeitung von Metallen.
Diese Partikel sollen durch positive Ionisierung aus dem Luftstrom der Maschine gezogen werden: Die Feinstaubpartikel werden elektrisch aufgeladen und anschließend von einer positiv geladenen Kollektorplatte angezogen und gebunden. An den Platten lagern sie sich zu ungefährlich großen Staubteilchen zusammen, die ohne direkten Kontakt des Anwenders entfernt werden können. Das Saiga Particle System wurde vom deutschen TÜV geprüft und zugelassen. Benannt wurde das System nach einer bedrohten Antilopenart, die ihre rüsselartig vergrößerten Nasen vermutlich dazu nutzen, trockene und  staubige Wüstenluft zu filtern. So viel zur Theorie. In mehreren europäischen Städten startete nun eine intensive Pilotphase. Eine dieser Städte ist Münster.

Nachdem er die Ravo Hygion auf der IFAT 2016 gesehen hat, holte Hugo Tork die Maschine für eine Testphase nach Münster. Foto: Pia-Kim Schaper

Halbjährige Testphase
„Wir haben die Maschine im Juni für sechs Monate angemietet“, erzählt Hugo Tork, technischer Leiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM). „Sie ist wie eine konventionelle Ravo-Kompaktkehrmaschine, wie wir sie ohnehin im Einsatz haben, mit der Besonderheit, dass sie zusätzlich die Luft säubern soll.“ Tatsächlich ist die Ravo Hygion Teil der Ravo 5 iSerie. „Die Maschinen sind so exzellent; ich bin mir ziemlich sicher, dass wir sie nach der Testphase übernehmen werden“, lässt Hugo Tork durchblicken. Joachim Schwebke ist seit Juni mit der Ravo Hygion unterwegs. Zuvor ist er drei Jahre lang eine „normale“ Kehrmaschine gefahren. „Sie fährt sich wie andere Kehrmaschinen auch. Arbeitstechnisch ist nichts anders“, erzählt er. Bereits früher habe Hugo Tork eine Methode zum Binden von Staub eingesetzt, die man als Trick 17 bezeichnen könnte: „Wir haben teilweise Spülmittel zum Wasser dazugegeben, weil es auch bindet. Aber jetzt macht das der Strom, der direkt von der Fahrzeugelektrik genommen wird. Wenn die Maschine dann abgestellt wird, fallen die Staubteilchen runter und können mit dem Kehricht entfernt werden.“ Messen kann das die Stadt selbst allerdings nicht. „Da müssen wir dem TÜV-Gutachten vertrauen, genauso, wie ich einem Katalysator trauen muss, dass er tatsächlich den Rußausstoß reduziert“, sagt Hugo Tork. Sichtbar sind die Ergebnisse mit bloßem Auge nicht.

Aufmerksam geworden ist Hugo Tork auf die Maschine bei der IFAT 2016. Eine alte Kehrmaschine war gerade abgeschrieben und er suchte nach Innovationen. „Die Hygion fand ich zukunftsweisend. Es war jedoch nicht einfach, sie zu bekommen“, schmunzelt er. „Wir mussten bereits auf der IFAT fest zusagen, dass wir testen wollen, obwohl wir noch nicht wussten, ob wir die Genehmigung dafür von der Stadt bekommen. Allerdings kann man sich in Münster relativ sicher sein, dass die Kommune solche Anschaffungsvorhaben mitträgt. Sie verfolgt ebenfalls das Ziel, umweltfreundliche Innovationen in die Stadt zu holen.“ Die Ravo Hygion kostet in der Anschaffung etwas mehr als 200.000 €. Sollten die AWM die Maschine kaufen, würde sie über sechs Jahre abgeschrieben werden.

Pia-Kim Schaper, Redaktion KommunalTechnik

Dieser Artikel erschien in KommunalTechnik, Ausgabe 6/2017.

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