Pragmatisch ökologisch

Rinteln hat ein naturnahes Mähkonzept für das Straßenbegleitgrün eingeführt und wird dabei u.a. von einer Biologin unterstützt.
Rinteln mäht die Feldsäume nach wie vor mit Mulchtechnik – jedoch zeitlich angepasst, nach Absprache mit einer Biologin. (Foto: Schmatzler)

Die meisten Rasen- und Parkflächen würden noch ganz konservativ mit vorhandener Sichelmähtechnik gemäht werden, „wobei wir auch dort bereits ab und an einzelne Flächen stehen lassen, wenn unsere Biologin dies für notwendig hält“, erklärt Klaus-Ulrich Hartmann, gleich zu Beginn unseres Termins im Mai. Der gelernte Garten- und Landschaftspflegemeister ist seit 2007 Baubetriebshofleiter und Leiter der Grünkolonne in Rinteln.

Sein Vertreter Daniel Spönemann verantwortet den „Aufgabenbereich Schwarz“, zu dem neben der Straßenunterhaltung der rund 200 km Gemeindestraßen auch die Pflege des Straßenbegleitgrün gehört. Für letztgenanntes wurde zwar bereits im Jahr 2019 im Rat eine naturnahe Pflege beschlossen. Die endgültige Umsetzung lässt aber aus verschiedenen Gründen auf sich warten – unter anderem war und ist es nicht leicht, das Budget für die benötigte Technik durchzukriegen. Seit Anfang 2022 besteht nun ein ökologisches Mähkonzept - zunächst aber vor allem für Wegraine und Feldsäume entlang von Wirtschaftswegen .

Bei der Erstellung des Mähkonzeptes wurden die Verantwortlichen von einem Ingenieurbüro unterstützt sowie vom NABU begleitet. Nach einem Monitoring der Flächen, wurden zunächst vier unterschiedliche Bereiche nach Eigenschaft und Potential definiert und welche Maßnahmen förderlich für eine Ökologisierung wären, also wie oft, wann und wie gemäht werden sollte.

"Die Technik ist aus meiner Sicht noch nicht praxisreif und die Frage der insektenfreundlichen Aufnahme noch nicht zu-friedenstellend gelöst", Daniel Spönemann, Leiter Aufgabenbereich Schwarz, Baubetriebshof Rinteln. (Foto: Hartmann)

Mähkonzept als dynamischer Prozess

Die Besonderheit in Rinteln: Durch die Lage im Weserbergland gibt es feuchte Marschböden, die in der Weserniederung liegen wie auch Magerstandorte an bis zu 400 m hoch gelegene Hanglagen. Die Art der angrenzenden Bewirtschaftung variiert teils stark und es muss von Standort zu Standort einzeln betrachtet werden, wann welche Flächen gemäht werden dürfen. In der Zukunft soll ein Mähplan entstehen, nach dem wir in der Wege- und Feldrainpflege arbeiten. Das Mähkonzept muss aber als dynamischer Prozess verstanden werden. Wir müssen von Jahr zu Jahr schauen, wie die Flächen aussehen“, erklärt Bauhofleiter Klaus-Ulrich Hartmann.

Hier kommt die bereits zu Beginn angesprochene Biologin ins Spiel. Sabrina Buth ist seit Oktober 2022 im Tiefbau- und Umweltamt als Natur- und Umweltschutzbeauftragte angestellt. Sie unterstützt den Baubetriebshof unter anderem, indem sie die Wege- und Feldraine und auch innerörtliche Flächen im Blick behält und in engem Austausch mit den Verantwortlichen darüber ist, welche Flächen demnächst gemäht werden dürfen und welche nicht. „Da ist schon einiges an Absprache nötig“, gibt Daniel Spönemann zu bedenken. Für die Schwarz-Kolonne arbeitet Sabrina Buth derzeit deshalb an einer App: “Über die sollen die ausführenden Kollegen dann auf dem Tablet die Informationen einsehen können, zu welchen Zeiten welche Flächen gemäht werden dürfen”, berichtet Sabrina Buth.

Das ökologische Mähkonzept wurde zunächst vor allem für Wegraine und Feldsäume entlang von Wirtschaftswegen eingeführt. (Foto: Schmatzler)

Höhere Mähkosten für mehr Artenvielfalt

Die Kosten für Mähen inklusive Aufnehmen sind zwei- bis dreimal so hoch, meinen die Rintelner – im Vergleich zum herkömmlichen Mähen. Am Ende sei ein ökologisches Mähkonzept auch oft mit sehr vielen Überfahrten und dementsprechenden Kosten verbunden, weshalb auch ein gewisser Pragmatismus gelebt wird. “Wir haben in vielen Gebieten tatsächlich auch schon eine ganz gute Artenvielfalt. Manchmal kann man schon durch ein bisschen angepasstes Mähen und Ausmagerung tolle Ergebnisse erzielen”, erklärt die Biologin.

Für die Beschaffung der Technik für den Baubetriebshofbereich Schwarz ist Daniel Spönemann zuständig. Der gelernte Straßenwärter sagt: „Im Prinzip gibt es die Mähtechnik ja schon aus der Landwirtschaft, überall werden jetzt die alten Balkenmähwerke wieder herausgeholt. Schwierig ist meiner Meinung nach das Aufnehmen des Schnittgutes am Straßenbegleitgrün. Ladewagen mit Pick-Ups bekommen Probleme durch die Vermengung mit Schotter etc. Das Absaugen ist kontraproduktiv, wenn man Insekten schützen möchte. Die Abstreiftechnik scheint mir nicht ausgereift zu sein.“

Mirja Schmatzler

Den vollständigen Artikel lesen Sie in Ausgabe 3/2023 in der Zeitschrift KommunalTechnik.

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