Lastenräder – ein Baustein beim Umbau kommunaler Flotten
Im Forschungsprojekt „TRASHH“ wurden die Einsatzmöglichkeiten von kleineren Fahrzeugkonzepten wie E-Lastenräder bei der Stadtreinigung Hamburg (SRH) getestet. Kommunen stehen in der Verantwortung, einen Beitrag zur Verringerung der verkehrsbedingten Probleme zu leisten und damit aktiv dem Klimawandel, der Luftverschmutzung und der sinkenden urbanen Aufenthaltsqualität entgegenzuwirken. Ein wichtiger Lösungsbaustein dabei ist der Umbau des eigenen kommunalen Fuhrparks hin zu innovativen und nachhaltigen Fahrzeugkonzepten, etwa elektrifizierte Lastenräder.
Diese tretkraftunterstützten Kleinfahrzeuge bieten kommunalen Betrieben vielfältige Einsatzmöglichkeiten, insbesondere, wenn es darum geht, Waren oder Ausrüstung in der Stadt oder auf relativ kurzen Strecken zu transportieren. Die Nutzungsoptionen für kommunale Betriebe sind dabei vielfältig. In diesem Artikel wird vorrangig auf den Einsatz in der Straßen- und Grünflächenreinigung eingegangen.
Lastenräder bieten den Vorteil, dass sie lokal emissionsfrei betrieben werden können, weniger Platz auf der Straße benötigen und weniger Lärm erzeugen als konventionelle Pkw oder Transporter. Außerdem können sie oft schneller und effizienter durch den Verkehr navigieren, was Zeit und Geld spart. Durch die Entwicklung leistungsfähiger E-Antriebe und Batteriesysteme sind elektrifizierte Lastenräder in den letzten zehn Jahren auch für den gewerblichen Einsatz immer attraktiver geworden. Das zeigen auch die deutlich wachsenden Absatzzahlen von E-Lastenrädern, die vom Zweirad-Industrie-Verband veröffentlicht wurden: 15.000 im Jahr 2016, 39.000 in 2018 und 120.000 in 2021.
Lastenfahrräder im Stadtreinigungs-Test
Mit dem Projekt „TRASHH“ („Technologisch-wirtschaftliche Analyse der Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern in kommunalen Unternehmen am Beispiel der Stadtreinigung Hamburg“) wurden die Einsatzpotenziale von E-Lastenrädern bei kommunalen Stadtreinigungsunternehmen am Beispiel der Stadtreinigung Hamburg praktisch erprobt und ermittelt, ob weitere erfolgreiche Effekte durch die Nutzung dieses Fahrzeugkonzepts zu erwarten sind. Hierfür wurden sieben E-Lastenräder beschafft, umgebaut und in zwei Demonstrationsphasen im Arbeitsalltag der SRH getestet. Die Tests wurden vom DLR-Institut für Verkehrsforschung und vom SRH-Innovationsbereich zentral koordiniert und vom Prozessmanagement Reinigung begleitet.
Um am Projektende Handlungsempfehlungen für andere Kommunen und kommunale Unternehmen entwickeln zu können, haben DLR und SRH zu Projektbeginn Leitfragen für die Feldtests entwickelt:
- Welche Tätigkeiten können E-Lastenräder in einem breiten Aufgabenfeld ausführen?
- Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus dem Einsatz von E-Lastenrädern im Unternehmen?
- Können gleichermaßen Emissionen und Fuhrparkkosten eingespart werden?
- Wie reagieren die Mitarbeitenden auf die Umstellung auf E-Lastenräder?
Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.
In der ersten Phase der praktischen Umsetzung (2017 bis 2019) fand eine Pilotphase der E-Lastenräder in diversen Arbeitsprozessen und Reinigungsaufgaben statt. Da die Arbeitsaufgaben im Bereich der Reinigung vielfältig sind, wurden zunächst in einer Prozessanalyse Reinigungsprozesse hinsichtlich ihres grundsätzlichen Potenzials für die Lastenradnutzung untersucht.
Folgende Aufgaben wurden als besonders geeignet eingestuft:
- Gehwegreinigung
- Pflege der Solarpresspapierkörbe
- Papierkorbleerung entlang von Velorouten
- Kümmerer: eigenverantwortliche Reinigungskraft in Gebieten mit hohem Publikumsverkehr oder erhöhtem Reinigungsbedarf
- Grünflächenreinigung
Die Testfahrzeuge wurden anhand von verschiedenen Kriterien ausgewählt und beschafft, etwa ein Zuladungsgewicht von 50-400 kg, ein Zuladevolumen von 500-1500 l, eine elektrische Reichweite von ca. 80 km sowie mögliche Zusatzausstattungen wie beispielsweise Vorrichtungen für das Mitführen von Mülltonnen, Mülltüten, Besen, Schaufel, Reinigungs- und Verbrauchsmaterialien und Werkzeug.
Von zunächst zwei Rädern Anfang 2017 wurde die E-Lastenradflotte bis Anfang 2019 auf sieben Fahrzeuge erweitert. In dieser Zeit wurden insgesamt mehr als 3.000 km Fahrleistung per GPS-Tracking aufgezeichnet. Von besonderem Vorteil für die Nutzung von Lastenrädern ist das Netzwerk an Betriebsstandorten der SRH im Stadtgebiet. So decken Kreise mit 5-km-Radien um die Depotstandorte einen Großteil der Fläche Hamburgs ab (Abb. 1.). Dies verringert die Regiewege (also Zu- und Abfahrtswege) zu den Einsatzorten.
Dr. Johannes Gruber, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Verkehrsforschung und Britta Peters, Hamburg Institute for Innovation, Climate Protection and Circular Economy
Den vollständigen Artikel lesen Sie in Ausgabe 2/2023 in der Zeitschrift KommunalTechnik.