Grabbepflanzung: Sortiment erweitern mit Blick auf den Klimawandel
Auf fast jeder Grabanlage sind sie zu finden: Bodendecker und rahmenbildende Einfassungspflanzen. Sie zählen zu den wichtigen Gestaltungselementen der Friedhofsgärtnerei. Unter den an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg (LVG) getesteten Stauden und Gehölzen für Grab und Rahmengrün reihen sich immer mehr, speziell für sonnenexponierte Standorte geeignete Kandidaten in die Gruppe der trockenheitsverträglichen Arten und Sorten ein. Der Klimawandel geht voran, auch festzustellen an den vergangenen, phasenweise sehr heißen Sommern der Jahre 2018, 2019 und 2022. Deshalb haben an das entsprechende Klima angepasste Sortimente mit geringem Bewässerungsbedarf eine immer größere Bedeutung.
Abgesehen von typischen Trockenheitskünstlern, wie beispielsweise Vertretern aus dem großen Programm der Sedumgruppe, besteht eine hohe Nachfrage weiterer, geeigneter Pflanzenarten und -sorten. Im Folgenden soll auf bisher eher noch weniger populäre Alternativen eingegangen werden – im Vergleich zum gängigen Standardsortiment, wie beispielweise Cotoneaster, Euonymus oder mittlerweile auch Mitchella.
Hohe Anforderungen
Die Anforderungen an Bodendecker und Rahmenpflanzen für die Grabbepflanzung sind hoch. Neben der Hitze- und Trockenheitsverträglichkeit, stehen auch die in Gesellschaft von Baumbeständen ausreichende Tropfenfall- und Wurzeldrucktoleranz im Fokus, eine ausgeprägte Regenerationsfähigkeit, ein ganzjährig gepflegtes Erscheinungsbild und im Hinblick auf die Biodiversität besonders bestäuberfreundliche Kandidaten.
An der LVG Heidelberg werden seit 2008 auf zwei Versuchsanlagen aktuell 35 Stauden und 40 Gehölze für die Bepflanzung auf Grabflächen gesichtet. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um keine Neuheiten im eigentlichen Sinne, sondern bezogen auf deren Verwendung für diesen speziellen, gartenbaulichen Bereich.
Neben den monatlichen Bewertungen im Hinblick auf den „Gesamteindruck“ umfassen die Bonituren auch die Überwinterungseigenschaften. Der Versuchsstandort in Heidelberg ist im Hinblick auf die Winterhärtezonen in die Zone 7b (-14,9 °C bis –12,3 °C) eingruppiert. Das in der Vergangenheit aber tatsächlich vorherrschende, verhältnismäßig moderate bis milde Winterklima mit abschnittsweise anhaltender Nässe und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt oder knapp darüber stellte art- und sortenbezogen eine besondere Herausforderung dar, insbesondere für die in der Sichtung stehenden Stauden.
Azorella trifurcata
Aus der Familie der Doldengewächse stammend, ist das Andenpolster eine immergrüne, niedrige Polsterstaude mit langsamem Wuchs. Die Pflanze ist für die Verwendung auf trockenen, gut drainierten Standorten attraktiv. Beheimatet in Argentinien, Chile und Peru, überzeugt die Staude mit ihrem feinen, rasenartigen Laub. Besonders für kleinere Grabflächen oder als Teilbepflanzung ist die Sorte 'Nana' empfehlenswert.
Zentral zeitweise entstehende, kleine Stellen mit Verbräunungen werden ähnlich wie bei manchen Thymusarten im Frühjahr rasch überwachsen. Blütenrückstände können sehr leicht mit einer nicht zu harten Bürste entfernt werden. Im Hinblick auf weitere Pflegemaßnahmen ist kein Aufwand notwendig. Die mattenartigen Polster sind sehr dicht und fest mit einer Höhe von 5 bis 8 cm. Bei der Pflanzung ist eine Pflanzdichte von 20 Stk./m² vorteilhaft, um einen raschen Flächenschluss zu erzielen.
Rainer Koch,
Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG), Heidelberg
Den vollständigen Artikel lesen Sie in Ausgabe 4/2023.