Zu Besuch beim Baubetriebshof Wardenburg

Klein, aber fein - so kann der Wardenburger Baubetriebshof gut beschrieben werden. Für seine Größe ist er ziemlich gut aufgestellt und arbeitet in vielen Bereichen sehr professionell und doch dicht am Bürger. Das wurde schon durch die Bewerbungsunterlagen zum KT-Image-Award 2014 deutlich und bestätigt sich beim Besuch der KommunalTechnik Redaktion in Wardenburg.
Hilker Werner, gelernter Landmaschinen-Schlosser, repariert in seiner aufgeräumten Werkstatt, was zu reparieren ist.

Es ist ruhig auf dem Baubetriebshof Wardenburg, als ich dort an einem Montagmorgen um 9 Uhr auf der Matte stehe. „Jetzt zur Sommerferienzeit ist es hier eigentlich immer am ruhigsten“, erzählt mir Baubetriebshofleiter Jan Nitz. Die verbliebene Mannschaft ist schon unterwegs. Der Großteil ist damit beschäftigt, die restliche Beschilderung des Cityfestes, das am Wochenende zuvor in Wardenburg stattfand, einzusammeln.

Jan Nitz empfängt mich im 2012 neu errichteten Verwaltungs- und Sozialgebäude. Der Neubau des Verwaltungsgebäudes sei dringend nötig gewesen, zuvor beherbergte ein mittlerweile abgerissenes, in die Jahre gekommenes Bauernhaus die Betriebshof-Mannschaft. Das neue Gebäude ist schlicht aber praktikabel. Ein Büro mit vier Sitzplätzen, in dem hauptsächlich Jan Nitz sowie Verwaltungskraft Sonja Dittmer ihre Arbeit verrichten. Ein Pausenraum mit Küchenzeile sowie Umkleiden und Sanitärräume für Männer und Frauen. Nicht zu vergessen ist der beheizte Trockenraum mit eingebauter Lüftung für nass oder klamm gewordene Arbeitskleidung.

Der Baubetriebshof Wardenburg gewann 2014 unter der Leitung von Baubetriebshofleiter Jan Nitz den 2. Platz im Bereich „Bester Gesamtauftritt“ beim KT-Image-Award 2014.

Insgesamt 18 Personen arbeiten im Baubetriebshof Wardenburg, der nahezu alle kommunalen Arbeiten in der 16.000 Einwohner zählenden Gemeinde nahe Oldenburg übernimmt. „Von der Grünpflege über die Laubbeseitigung, die Umrüstung der Straßenbeleuchtung und den Winterdienst bis hin zu Hausmeistertätigkeiten in kommunalen Einrichtungen wie Kitas und Schulen erledigen wir fast alles selbst“, berichtet Jan Nitz, gelernter Landschaftsgärtner und seit 2012 Leiter des Baubetriebshofes. Allerdings sei mit dem Neubau leider auch die Tischlerwerkstatt gewichen: „In diesem Bereich vergeben wir mittlerweile viel und führen nur noch kleinere Tischlertätigkeiten selbst aus.“ Ausgelagert ist auch die Straßenreinigung, hier werden nur noch die Rad- und Fußwege betreut.

Das Wahrzeichen von Wardenburg ist der „Wardenburger Glockenturm“

Beetpflege mit Bürgerbeteiligung

Ein großer Punkt im Baubetriebshof ist in Wardenburg seit jeher die Beetpflege. Rund 1.500 Straßenbeete gilt es jedes Jahr zu pflegen. Davon sind ca. 600 Beete mittlerweile in Bürgerpatenschaft – das verringert den Aufwand erheblich. „Mittlerweile läuft es meistens so, dass die Bürger von sich aus auf uns zugehen, weil ihnen das Beet vor ihrer Haustür nicht mehr gefällt. Dann besprechen wir mit den Anwohnern, wie das Beet neu anlegt werden soll. Entweder übernimmt dann der Bauhof noch die Neuanlage oder aber der Bürger besorgt die Pflanzen selbst auf Kosten der Gemeinde. Die Pflege des Beetes übernimmt anschließend der Pate“, erklärt Jan Nitz das Vorgehen. Der Aufwand der ersten Absprache ist für den Baubetriebshof groß, lohne sich jedoch durch die darauffolgende Patenschaft und den damit ausbleibenden Pflegeaufwand.

Ein jährlicher Wettbewerb mit Prämierung des schönsten Blumenbeetes zollt dem Bürgeraufwand Respekt und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Aktion in aller Munde bleibt und mögliche neue Beet-Paten lockt.

Baubetriebshofleiter Jan Nitz und Verwaltungskraft Sonja Dittmer teilen sich die Arbeit im Büro. Zurzeit werden sie in das neue Bauhofprogramm Ares eingearbeitet.

Beschwerden ernst nehmen

Auch bei anderen Themen scheuen sich die Wardenburger Bürger nicht, im Baubetriebshof anzuklopfen oder anzurufen, wenn sie meinen, dass an der einen oder anderen Stelle in der Gemeinde etwas ver- oder ausgebessert werden könnte. „Es gibt zwar eine offizielle Telefonnummer für Beschwerden im Rathaus, hinter der ein professionelles Beschwerdemanagement steht, diese wird aber eher selten genutzt. Meistens nutzen die Bürger den direkten Draht zu uns“, berichtet Sonja Dittmer. Und das sei auch gut so, fügt sie hinzu: „Wir können auch nicht immer überall sein und alles sehen. Wir sind unter anderem auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen und versuchen diese dann auch möglichst zügig abzuarbeiten.“

Der direkte Draht zu den Bürgern ist wichtig, hilfreich ist hier auch die örtliche Presse. Regelmäßig wird dort über Aktionen des Bauhofes berichtet und Baubetriebshofleiter Jan Nitz ist sehr daran gelegen: „Es ist wichtig, sich ab und an selbst bei denen zu melden, wenn es etwas zu berichten gibt. Die Bürger müssen wissen, was wir hier eigentlich machen. Nur dann können sie sich auch bei uns melden und nur dann können sie auch Verständnis für unsere Arbeit aufbringen.“ Geplant sei aus diesem Grund auch eine Fotodokumentation „Ein Tag auf dem Bauhof“, die im Internet und in der Tagespresse erscheinen soll.

Der „Wardenburger Glockenturm“, findet sich auf dem Logo des Baubetriebshofes wie auch im Pflaster vor dem Verwaltungs- und Sozialgebäude wieder.

Präsent sein

Um in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden zu können, muss auch etwas vorhanden sein, woran man erkannt  oder vom Gala Bau-Unternehmen unterschieden werden kann. Die 11 Fahrzeuge des Baubetriebshofes sind alle mit dem Baubetriebshof-Logo beklebt, das auch auf der einheitlichen Mitarbeiter-Kleidung zu finden ist.

Das Logo des Baubetriebshofes ist schlicht und einfach gehalten, enthält aber als wichtigen Punkt den Wardenburger Glockenturm – Wahrzeichen von Wardenburg und somit auch für viele Bürger etwas, mit dem sie sich identifizieren können und das sie mit der Gemeinde verbinden. Ich entdecke den Glockenturm bei unserem Rundgang über den Bauhof im Pflaster vor der Eingangstür wieder – eine schöne Idee, um Besucher zu begrüßen.

In Zukunft werden die Aufträge und Arbeiten im Baubetriebshof in Wardenburg mit Hilfe eines androiden Handys erfasst werden.

Neue Dokumentationslösung

Auch im Bereich Auftragsmanagement und –dokumentation sind die Wardenburger recht fortschrittlich. So arbeiten die Mitarbeiter schon seit Jahren zur Auftragsdokumentation mit mobilen Taschencomputern und verzichten gänzlich auf eine Papierlösung. Da das System in der Vergangenheit aber immer öfter zu Ausfällen neigte, steht momentan die Umrüstung auf die Bauhofsoftware Ares von MPS (wir berichteten in der KommunalTechnik Ausgabe 4/2013, S. 8) bevor. Im Schrank liegen schon die neuen Smartphones, mit denen in Zukunft über ein App die Aufträge aufgerufen und nach Beendigung dokumentiert werden. Die Daten werden auf den Bürorechner geschickt, wo diese bequem dokumentiert, abgelegt und verarbeitet werden können. „Toll ist auch, dass ich mit dem Programm alle möglichen Auswertungen und Statistiken erstellen kann“, sagt Jan Nitz.

So aufgeräumt wie das Schilderlager ist auch der Rest des Baubetriebshofes.

Regeln und Fristen einhalten

Nicht wirklich Sorge, aber durchaus viel Arbeit bereiten ihm zurzeit Fragen rund um die Arbeitssicherheit und das Thema Verantwortlichkeiten: „Inwieweit sind wir für was zuständig, wer ist wann für was verantwortlich? Wie oft müssen wir was kontrollieren? Wofür brauche ich welche Betriebsanweisung usw.? Das sind alles Fragen, mit denen ich mich in letzter Zeit viel befasst habe. Ich habe einen Haufen Betriebsanweisungen geschrieben und Mitarbeiter unterwiesen. Es ist leider immer mehr so, dass Bürger selbst nicht mehr nachdenken und sofort die Verantwortung/Schuld an jemanden anderen abgeben und es dann eventuelle Schadensersatzansprüche gibt“, so Jan Nitz und ist froh, dass er mit seiner computergestützten Auftragsdokumentation lückenlos nachweisen kann, wann und wo zum Beispiel Winterdienst-Arbeiten erledigt wurden.

Für bessere Organisation sorgt moderne Technik.

Bald mit Feuchtsalz unterwegs

Auch beim Winterdienst denkt der Baubetriebshof Wardenburg fortschrittlich: gerade ist die Ausschreibung für eine Soleanlage für das Jahr 2016 gelaufen. Mit ihr soll der Einsatz von Feuchtsalz im Winterdienst möglich werden, was sparsamer und umweltfreundlicher sein soll. „Wir stellen hier leider immer wieder Salzschäden an Straßenbäumen fest“, berichtet der Baubetriebshofleiter. 2013 hat er am niedersächsischen Projekt „Klimawandel und Kommune“ teilgenommen, das sich vor allem mit der Anpflanzung von klimaresistenten, aber auch salzunempfindlichen Bäumen beschäftigte. Seit dem wird in Wardenburg bei Neuanpflanzungen besonders darauf geachtet, welchen Einflüssen sie ausgesetzt werden und standhalten müssen.

Rund 20.000 Straßenbäume gilt es insgesamt zu pflegen, gegebenenfalls zu ersetzen und vor allem ihr Laub zu beseitigen. Noch genießt das Bauhof Team aber die „Ruhe vor dem Sturm“ – ab Oktober geht’s in die Laubsaison, die für zwei Monate oder länger anhält. Aber so lange werde ich nicht warten und mache mich auf den Heimweg.

>> Die Autorin: Mirja Plischke, Redaktion KommunalTechnik

>> Kontakt: Jan Nitz, Baubetriebshofleiter Wardenburg, E-Mail: baubetriebshof@wardenburg.de

Erschienen in der KommunalTechnik Ausgabe 05/2015.

 

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