Umweltbewusstes Grünflächenmanagement

Wie ein umweltbewusster Sommerdienst aussehen kann, haben wir uns auf dem Bauhof Karlstein in Unterfranken angesehen.
Bandschwader
Statt per Mulcher wird in Karlstein nur zweimal jährlich mit dem Mähbalken gemäht. Das Schnittgut wird anschließend mit Hilfe eines Doppelbandrechens geräumt. (Foto: Keppler)

Es ist kurz vor 6 Uhr. Auf dem Vorplatz des Bauhofes Karlstein stehen die Mitarbeitenden des Bauhofes zusammen, scherzen, lachen und besprechen, was an diesem Tag erledigt werden muss. Es wird ein weiterer heißer Julitag werden. Für das 13-köpfige Bauhof-Team unter der Leitung von Bauhofleiter Florian Knerr steht klassischer Sommerdienst an. Die jungen Bäume müssen bewässert, Grünflächen gemäht und das Schnittgut der letzten Tage abgeräumt und in die Kompostierung transportiert werden. 

Karlstein am Main liegt im äußersten Nordwesten Bayern im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg. Eine Gemeinde mit knapp über 8.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und einem ausgeprägten Umweltbewusstsein. Bereits 1987 wurde hier ein Umweltbeirat gegründet, der die Gemeinde in Fragen des Umweltschutzes berät und der in den über 30 Jahren seines Bestehens zahlreiche Impulse gesetzt hat.

Bauhofteam
Der Bauhof der Gemeinde Karlstein beschäftigt 13 Mitarbeitende, die alle klassischen Bauhofaufgaben erledigen. (Foto: Keppler)

Das zeigt sich nicht zuletzt im Ortsbild. Parkartig gepflegte Grünanlagen findet man in Karlstein nicht. „Die binden zwar jede Menge personelle und finanzielle Ressourcen, sind aber für Insekten und Amphibien kein naturnaher Lebensraum“, erklärt Max Geibig. Er ist stellvertretender Bauhofleiter und verantwortlich für die Grünflächenpflege in der Gemeinde. Die wurde auf Initiative des Umweltbereites vor einigen Jahren auf eine neue Grundlage stellt.

Suche nach optimalem Mähzeitpunkt

„Viele Grünflächen werden nur noch zweimal im Jahr gemäht und den Einsatz von Mulchern haben wir auf ein absolutes Minimum reduziert“, fasst Max Geibig die Essentials der neuen Pflegephilosophie zusammen. So ganz reibungslos gestaltete sich die Umstellung jedoch nicht. Der gelernte Garten- und Landschaftsbauer hat in den letzten sechs Jahren viel experimentiert, ist bei einigen Flächen noch auf der Suche nach dem optimalen Mähzeitpunkt. Anfangs setzt er auf einen möglichst späten ersten Schnitt, wie er in vielen wissenschaftlichen Publikationen empfohlen wird. Inzwischen ist sich Max Geibig aber gar nicht mehr so sicher. „Wir werden im nächsten Jahr auf einigen Flächen etwas früher mähen und beobachten, wie sich die Flächen dort entwickeln“, sagt Max Geibig. Grundsätzlich geht es ihm darum, die Flächen abzumagern und so den Artenreichtum auf den Flächen zu stärken.

Traktor Mäher
Insektenschonend Mähen: Die bayerische Gemeinde mäht seit einigen Jahren mit wenigen Ausnahmen nur noch mit Balkenmähern. (Foto: Keppler)

Ein gelungenes Beispiel sind dafür die seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschafteten Wiesen im Mainvorland. Dort wachsen statt der üblichen zwei bis drei Grassorten bis zu 20 Pflanzenarten pro Quadratmeter, darunter Schlüsselblume, Karthäusernelke, Salbei oder Wiesenflockenblume.

Gen-Reservoire bereichert Grünflächen

Für den Landschaftspflegeverband in der Region sind die Wiesen ein Gen-Reservoir, das der Verband seit einigen Jahren zur Bereicherung von Streuobstwiesen, Brachfeldern und verarmten Biotopen quer durch den Landkreis Aschaffenburg nutzt. Auf rund 18 ha ernten die Landschaftspfleger mit einem eigens dafür konstruierten Gerät die Pflanzensamen ab und bringen sie anderswo im Landkreis wieder aus.

Experimentiert wird auf einigen gemeindeeigenen Flächen auch mit der Beweidung durch eine kleine Ziegenherde einer Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung von Karlstein. Eine Beweidung gilt in Teilen der Fachliteratur als bestmögliche Variante in der Grünflächenpflege. Max Geibig und sein Team wollen die beweideten Flächen mit Blick auf die vorkommenden Gräser und Kräuter daher besonders aufmerksam im Auge behalten. „Wir sind für alle Ansätze offen, die den Artenreichtum fördern“, so der Profi für kommunale Grünflächenpflege. 

Stephan Keppler,

Redaktion KommunalTechnik

Den vollständigen Artikel lesen Sie in Ausgabe 5/23.