Reportage: Punktfundamente im Bauhof Neu-Ulm
Neu-Ulm gehört gerade noch zu Bayern. Nur die Donau trennt die knapp 58.000-Einwohner-Stadt von Ulm, das schon in Baden-Württemberg liegt. Mit der Verwaltungsreform wurden die Abteilungen des Baubetriebshofes, die damals an drei verschiedenen Standorten im Stadtgebiet verteilt waren, zusammengeführt und vor zehn Jahren am Striebelhof, im Außenbereich der Stadt, konzentriert. Das Areal ist insgesamt knapp 1,7 ha groß und beherbergt alles, was zum Baubetriebshof gehört, wie zum Beispiel Büro, Werkstätten und Lagerhallen.
Seit 2004 leitet Hans-Jürgen Friede den Baubetriebshof. Der 61-jährige Straßenbaumeister und Betriebswirt ist somit verantwortlich für 125 Mitarbeiter, die allen möglichen Handwerksberufen angehören. „Schwerpunktmäßig sind sie in ihren Branchen tätig, doch wenn es brennt, müssen wir alle zusammenhalten und auch andere Aufgaben übernehmen“, so der Chef, der dabei an Winterdienst oder Hochwasserschutz denkt.
Das Verkehrswegenetz umfasst 260 km – innerorts und Ortsverbindungsstraßen, wie er erklärt. Der Sparte Straßenunterhalt gehören 14 Arbeitskräfte an, die zusammen alle anfallenden Arbeiten übernehmen. Sie sind in Zweier- und Dreier-Teams eingeteilt. Bei Asphaltierungen sind bis zu sechs Leute gemeinsam tätig.
Ruckzuck fertig
Zu den Hauptaufgabengebieten in der Straßenunterhaltung gehören in Neu-Ulm unter anderem das Asphaltieren, die Bordsteinregulierung, die Beseitigung von Setzungen im Pflaster, das Setzen von Straßenschildern bzw. Pollern sowie das „auf Höhe setzen“ von Schachtabdeckungen. Dabei ist die weiteste Entfernung zum Bauhof rund 15 km. Zur Verfügung stehen dazu zwei Lkw mit und ein Lkw ohne Kran, fünf Transporter und ein Radlader.
Früher wurde beim Aufstellen von Verkehrsschildern ein Rohrpfosten mit Schild in den Boden einbetoniert, wie Hans-Jürgen Friede weiter erzählt. Dies hatte jedoch den Nachteil, dass bei einer Beschädigung oder Schrägstellung alles komplett wieder ausgetauscht werden musste. Darauf folgte die Verwendung einer Schraubhülse mit Spannring. Diese wurde ebenso einbetoniert, das Schild hineingesteckt und festgeschraubt. Auf diese Weise musste bei Beschädigungen nur noch der Rohrpfosten ausgetauscht werden. „Heute wird einzig und alleine das Fundamentrohr mit dem Presslufthammer in den Boden eingetrieben“, teilt Friede mit.
Der genaue Ablauf: Als erstes wird zum Prüfen des Untergrunds mit einem speziell vorbearbeiteten, kabelschonenden Spitzmeißel eine trichterförmige Öffnung geschaffen. Dies erspart das zeitintensive Vorlochen (etwa 70 % der Gesamtzeit). Dann wird das Fundamentrohr mit der Aluspitze durch die quadratische, verdrehsichere und mit drei nichtrostenden Nietmuttern ausgestattete Grundplatte gesteckt und mit dem Pressluft- oder Benzinhammer nach und nach in den Boden getrieben. Zwischendurch erfolgt immer wieder mit einer Wasserwaage die Kontrolle, ob alles im Lot ist.
In das gesetzte Fundament kann schließlich die Schilderstange mitsamt Stahl-Klemmring und quadratischer Spannplatte mit den drei Befestigungslöchern eingesteckt werden. Der Klemmring spannt das Rohr, damit es sich nicht dreht und stabil steht. Außerdem stellt es bei eventuellen Beschädigungen gleichzeitig die Knickstelle dar. Somit bleibt das Fundament unbeschädigt, und im Bedarfsfall muss nur die Stange ausgetauscht werden. Zum Schluss wird das Ganze noch mit drei Schrauben fixiert.
Preiswerte Lösung
Dieses TerraQick-System ist nach Aussage des Bauhofleiters seit 2013 auf dem Markt, und er bezeichnet es als „einfach und genial“. Es eigne sich für alles, was im Boden zu verankern sei, so Hans-Jürgen Friede. Als Beispiel nennt er Beschilderungen, Wegweiser, Bänke, Abfallkörbe, Poller, Fahrradständer, Wild- und Holzzäune. „Das Rohr ist in den Längen 400, 600 und 800 mm erhältlich, aber ebenso in jeder Wunschlänge“, berichtet er. Auch die Durchmesser der Schilderpfosten können variieren zwischen 50, 60 und 76 mm, wie er hinzufügt. „Das Stahlrohr ist 2 mm stark. Durch die Verwendung einer Spitze mit abgerundeten Kanten werden eventuell im Boden verlegte Kabel nicht beschädigt. Die Fundament-Rohre sind für alle tragfähigen Böden geeignet und ermöglichen ein Ausrichten und Justieren der einzusetzenden Schilderpfosten.“ Sie seien stabil und ausgelegt für eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren. Das Geländeumfeld bleibe unbeschädigt, und die verwendete KTL-Beschichtung mache sie umweltfreundlich und ökologisch.
Den Stückpreis für ein komplettes Fundament beziffert der Baubetriebshofleiter auf ungefähr 53 €. „Die TerraQuick-Fundamente sind zwar einige Euro teurer als ein Schraubfundament, aber das System erfordert keine Erd- und Betonarbeiten und spart uns Zeit. Und Zeit, sprich Personal, kostet heutzutage ja am meisten“, unterstreicht er. Als zusätzliche Vorteile führt er die Rückbaubarkeit und Wiederverwendbarkeit an.
Eigenverantwortung fördern
Der Bauhof Neu-Ulm ist ein Regiebetrieb der Stadt, der zur Abteilung Personal und Organisation gehört. Die Dienstleistungen erfolgen im Auftraggeber-Auftragnehmer-Verhältnis. „Das heißt, wir müssen wirtschaftlich arbeiten und geben teilweise auch Angebote ab“, erläutert Friede. Ausgeführt werden Dauer- und Einzelaufträge – wobei mit 80 % das Tiefbauamt von Neu-Ulm der Hauptauftraggeber ist. Der Rest verteilt sich auf andere Abteilungen der Stadt. „Wir machen allerdings nur kleinere Asphaltierarbeiten bis 50 Quadratmeter. Größere Projekte werden vergeben – genauso wie Asphalt-Fräsarbeiten, die sich aufgrund von Spezialmaschinen nicht rentieren würden“, erklärt der 61-jährige.
Über die Reihenfolge der Aufträge entscheidet Straßenbaumeister Gerhard Schiffer bei der täglichen Morgenbesprechung mit seinen Kollegen. Er teilt auch entsprechend die Mitarbeiter ein. Darüber hinaus treffen sich zwischendurch die fünf Meister der verschiedenen Ressorts mit dem Bauhofleiter, um immer wieder die neue Auftragslage und deren Durchführung durchzusprechen.
Grundsätzlich wird versucht, dass die Arbeitskräfte relativ selbstständig arbeiten. „Denn durch die eigene Verantwortung sind sie entsprechend gut motiviert, ihren Beitrag zu leisten und eine ordentliche Arbeit zu erbringen“, meint Friede. Auch die Gesundheit der Beschäftigten wird im Bauhof groß geschrieben. Bisher bestand die Möglichkeit, sich in einem Sportstudio fit zu halten, doch die Akzeptanz der Mitarbeiter ließ zu wünschen übrig. Deshalb wird ein neuer Versuch gestartet. So steht ab sofort im Bauhof-Gemeinschaftsraum eine Sportecke zur Verfügung, wo die Mitarbeiter im Haus das Trainingsprogramm „Aktiv fit“ während der Arbeitszeit absolvieren können. Zweimal wöchentlich unterstützt ein Trainer die Gesundheitsinitiative vor Ort jeweils eine Stunde lang. Während der übrigen Zeit steht jedem selbst, z. B. vor Feierabend, die Türe offen.
Hans-Jürgen Friede ist zufrieden mit dem Rückhalt durch die Stadt. „Wir bekommen immer wieder genügend Geld, um uns die nötigen Gerätschaften zu beschaffen“, schildert er die Situation. Sein Blick in die Zukunft: „Wir sind gut ausgelastet und wollen uns nicht vergrößern. Wenn es so weiter läuft, dann passt es.“
Helga Gebendorfer
(Fotos: Gebendorfer)