Gurkenwasser gegen Glätte
Die Straßenmeisterei Dingolfing, die zum Staatlichen Bauamt Landshut gehört, streut auf rund 260 km Bundes- und Staatsstraßen im Landkreis Dingolfing-Landau FS 30 und für Präventiveinsätze gegen Reifglätte FS 100. Die Sole hierfür wird mit Gurkenwasser produziert. „Das Gurkenwasser wird wie Sole verwendet, also in erster Linie zum Anfeuchten des Trockensalzes, um die Haftung auf der Straße zu verbessern und damit Verwehverluste zu vermeiden“, erklärt Klaus Däuschinger, Leiter der Straßenmeisterei Dingolfing. Die Straßenmeisterei Dingolfing setzt die Sole im Winterdienst ein, wenn die Temperaturen auf 2°C runtergehen, bis die Temperaturen wieder darüber steigen. Das ist in Niederbayern meistens von November bis April der Fall. Die Straßenmeisterei Dingolfing betreut nur Bundes- und Staatsstraßen mit Bushaltestellen, jedoch ohne Gehwege und Radwege. Diese sind im Unterhalt der Kommunen.
Gewürzgurkenhersteller gab Anstoß
Der Anstoß zur Nutzung von Gurkenwasser für den Winterdienst kam vom Gewürzgurkenhersteller. Der hatte erfahren, dass beim Winterdienst Salzsole eingesetzt wird und war auf die Idee gekommen, dass sein Salzwasser dafür geeignet ist, das während der Produktion von Gewürzgurken anfällt. Bei dem Gurkenwasser handelt es sich nämlich nicht etwa um die Flüssigkeit, die sich beim Verkauf im Gewürzgurkenglas befindet, sondern um eine Kochsalzlösung, die in der Herstellung für den sechswöchigen Reifeprozess der Gurken benutzt wird. Normalerweise wird das Salzwasser danach entsorgt. Der Einsatz für den Winterdienst ist für den Gewürzgurkenhersteller eine Möglichkeit, die Entsorgung und deren Kosten zu vermeiden.
Das Gurkenwasser hat in der Fertigung eine Salz-Konzentration zwischen 8 und 10 %. „Mit dieser Sole könnten wir nicht arbeiten, da wir eine 21-prozentige Sole brauchen“, erklärt Klaus Däuschinger. Nach der Nutzung des Salzwassers für die Gurkenproduktion erhöht der Gurkenproduzent daher die Konzentration des Gurkenwassers auf 21 %, indem er weiteres Salz dazu mischt. Zum Ausbringen des Gurkenwassers nutzt die Straßenmeisterei die vorhandenen Feuchtsalzstreu- und Kombistreuautomaten. Die Kugelmann Kombistreuautomaten mit 5 m³ Salz und 6.600 l Soletank werden mit den beiden eigene 3-Achs-LKW MAN 400 und 460 gefahren.
Salz gespart
Die Eigenschaften des Gurkenwassers und die der konventionellen Sole schätzt Klaus Däuschinger als gleichwertig ein: „Wir sehen den Vorteil der Nutzung des Gurkenwassers in der Umweltfreundlichkeit, da das Gurkenwasser dadurch nicht entsorgt werden muss. So wird das Salz auch nicht verschwendet.“ Die Straßenmeisterei Dingolfing könnte die Salzsole für den Winterdienst auch selbst herstellen. Eine Soleanlage ist vorhanden. Aber durch den Einsatz des Gurkenwassers, wird wiederum Salz für die Herstellung der Sole gespart. Zur Umweltfreundlichkeit kommt so aber noch eine Entlastung des Personals, da die Herstellung der Sole entfällt. „Von der Qualität her gibt es keinen Unterschied zwischen unserer selbst hergestellten Sole und der Sole vom Gewürzgurkenhersteller“, erklärt Klaus Däuschinger. Bei durchschnittlichem Winterwetter mit beispielsweise Reifglätte ist die Verfügbarkeit des Gurkenwassers problemlos gewährleistet. „An Tagen, an denen es stark schneit, wird in allen drei Meistereien des Staatlichen Bauamtes Landshut relativ viel Salz und Sole verbraucht. Zu diesen Spitzenverbräuchen müssen wir auf selbst produzierte Sole zurückgreifen“, sagt Klaus Däuschinger.
Zum Staatlichen Bauamt Landshut gehören neben der Straßenmeisterei Dingolfing noch die beiden Straßenmeistereien Abensberg und Landshut, die das Gurkenwasser ebenfalls im Winterdienst einsetzen. Alle drei Straßenmeistereien haben wiederum jeweils mehrere Standorte. Bei durchschnittlichem Winterwetter mit beispielsweise Reifglätte ist die Verfügbarkeit des Gurkenwassers problemlos gewährleistet. „An Tagen, an denen es stark schneit, schneit es aber nicht nur bei uns, sondern dann schneit es in ganz Bayern. Dann brauchen alle drei Meistereien, die mit Gurkenwasser beliefert werden, eine Nachlieferung. Da der Gewürzgurkenhersteller nur einen Lkw hat, funktioniert das dann nicht und wir müssen gegebenenfalls auf konventionelle selbsthergestellte Sole zurückgreifen“, sagt Klaus Däuschinger. Dafür hat die Straßenmeisterei Dingolfing zwei Soleanlagen an den Stützpunkten in Dingolfing und Landau.
Nicht überall machbar
Nicht für jeden ist der Einsatz von Gurkenwasser sinnvoll. Die Grundvoraussetzung für den Einsatz ist die Nähe zu einem Gewürzgurkenhersteller. „Der weite Transport der fertigen Sole mit einem Tankfahrzeug wäre nicht umweltfreundlich und wird bei einer größeren Entfernung außerdem unwirtschaftlich. Zu einem Großteil wird Wasser transportiert, das überall verfügbar ist“, betont Klaus Däuschinger. Zwar könne die Anschaffung einer Soleanlage gegengerechnet werden. Diese spielt für die Versorgungssicherheit aber eine große Rolle, weshalb Soleanlagen ohnehin weiter vorgehalten werden müssen.
Carmen Carl,
Redaktion KommunalTechnik
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