Förderung der biologischen Vielfalt

Biologische Vielfalt auf öffentliche Grünflächen ist gefragt. Wir geben einen Überblick dazu, wie das fachgerechten Pflegemanagement gelingen kann.
Wildpflanzen Totholz Steinhaufen
Die Kombination aus heimischen Wildpflanzen, Totholz und Steinhaufen schafft verschiedensten Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. (Foto: Stiftung für Mensch und Umwelt, Müller)

Summende Wildbienen, zirpende Grashüpfer, singende Vögel und vielleicht sogar eine vorbeihuschende Eidechse: eine schöne Vorstellung. Diese lässt sich eigentlich leicht auf urbanen Grünflächen realisieren. Doch seit Jahrzehnten sehen unsere Flächen auffällig gleich aus, egal ob es sich dabei um kommunale Flächen oder um sogenanntes „Abstandsgrün“ im Wohnungsbau handelt. Meist bestehen sie aus einer Rasenfläche, die regelmäßig kurzgemäht wird, eingefasst von sauber gestutzten Hecken oder angereichert mit saisonal wechselnden Stauden. Dementsprechend haben sich unsere Sehgewohnheiten an dieses klare Bild angepasst. Wir erwarten inzwischen, dass eine Grünfläche genauso aussieht.

Auszubildende
Auszubildende lassen sich für eine naturnahe Gestaltung begeistern. (Foto: Stiftung für Mensch und Umwelt, Müller)

Prinzip "naturnah" durchsetzen

Für die Natur haben solche Flächen aber sehr wenig zu bieten. Weder kommen im Scherrasen die vorhandenen Kräuter zur Blüte noch bietet er Tieren Lebensraum. Die Gehölze sind durch den ständigen „Hausmeisterschnitt“ in eine geometrische Form gezwängt, die mit dem natürlichen Wuchsbild nicht viel gemein hat.

Glücklicherweise geht es auch anders. Das Prinzip „naturnah“ setzt sich mehr und mehr durch.

Steine
Steine dürfen auch bei einer naturnahen Gestaltung verlegt werden. Große versiegelte Flächen sind jedoch tabu. (Foto: Stiftung für Mensch und Umwelt, Müller)

Was heißt „naturnah“?

Der Begriff „naturnah“ bezieht sich auf Gestaltungs- und Pflegemethoden, die sich an natürlichen Prozessen und lokalen Ökosystemen orientieren. Ziel ist es, Lebensräume zu schaffen, die sowohl für heimische Pflanzen und Tiere geeignet sind als auch für den Menschen einen hohen Erholungswert bieten. Naturnahe Grünflächen zeichnen sich durch die Verwendung gebietsheimischer Pflanzenarten sowie die Schaffung vielfältiger Strukturen wie Totholz, Steinhaufen und Wasserstellen aus. Dünger ist nicht notwendig, da die Pflanzen standortangepasst ausgewählt werden und daher keine zusätzlichen Nährstoffe benötigen. Auch auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird verzichtet.

Naturnahe Grünflächen sind ein Schlüssel zur Förderung der biologischen Vielfalt im städtischen und halböffentlichen Raum. Sie bieten Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten, die in konventionell gepflegten Anlagen keinen Platz finden. Die Verwendung heimischer Pflanzen fördert die Ansiedlung spezialisierter Insekten. Diese dienen wiederum als Nahrung für Vögel und andere Tiere. Eine Faustregel besagt, dass an jeder heimischen Pflanzenart zehn Tierarten leben.

Trockenmauer
Trockenmauern sind ein beliebtes naturnahes Gestaltungselement. (Foto: Stiftung für Mensch und Umwelt, Müller)

Erhalt der Pflanzenvielfalt

Die fachgerechte Pflege ist auch bei naturnahen Anlagen sehr wichtig. Im Mittelpunkt stehen der Erhalt der Pflanzenvielfalt und des Lebensraums für die tierischen Bewohner. Doch auch das Erscheinungsbild der Fläche darf nicht vergessen werden. Denn „naturnah“ heißt nicht „wild“.

Auch in der naturnahen Pflege sorgen ein Leistungsverzeichnis und ein Pflegeplan für Klarheit. Zudem empfiehlt sich ein regelmäßig gemähter Sauberkeitsstreifen entlang von Wegen und Aufenthaltsbereichen. Damit ist signalisiert, dass die Pflege so gewollt ist. Dann kann es auch im Hintergrund etwas wilder aussehen. So gelingt ein guter Kompromiss zwischen biodiversitätsfördernden Maßnahmen und Akzeptanz.

Kommunikation zur Umgestaltung

Die Umgestaltung von konventionellen Grünflächen in naturnahe kann auf Widerstand stoßen – insbesondere, wenn die neue Ästhetik ungewohnt ist. Erfolgreiche Kommunikation ist hier wichtig. Klären Sie die Menschen also auf. Vermitteln Sie über Informationsveranstaltungen und Workshops die Vorteile und Notwendigkeit von naturnahen Flächen. Infoschilder sind ebenfalls ein bewährtes Mittel. Die Beteiligung ist oft einfach. Anwohner und Nutzer können bereits in den Planungsprozess einbezogen werden. Auch bei Pflanzaktionen oder beim Stecken von Geophyten sind sie gerne mit dabei.

Markus Schmidt,

Stiftung für Mensch und Umwelt