Fahrzeugkonzept in Simmern
Still liegt der Bauhof der Stadt Simmern/Hunsrück in der prallen Sonne eines heißen Juni-Nachmittags. Kein Mitarbeiter zu sehen, fast kein Fahrzeug auf dem Hof. Ich bin ein Viertelstündchen zu früh dran, eigentlich sind Bauhofleiter Nils Köhler und ich für 15 Uhr verabredet. Doch schon saust ein Kangoo mit der Aufschrift „Stadt Simmern – Bauhof“ durch die Einfahrt und kommt vor der Verladerampe des Hauptgebäudes zum Stehen. „Moin!“ schallt es mir fröhlich entgegen. Moin? Wir sind doch hier im Hunsrück und nicht kurz vor der Nordseeküste. Doch das Rätsel löst sich schnell auf: Nils Köhler stammt ursprünglich aus Nienburg an der Weser, nordwestlich von Hannover. Bis Anfang 2017 arbeitete er für ein GaLa-Bau-Unternehmen in Braunschweig – und leitet seit März den Simmerner Bauhof. „Die Stellenanzeige fand ich eher zufällig, aber die Aufgabe hat mich gereizt und der Ortswechsel nicht gestört“, erzählt er.
Bei dem Bürgermeister, dem Stadtrat und der Verwaltung erhät der Bauhof immer große Unterstützung.
Seine Erwartungen haben sich absolut erfüllt, so sein Zwischenfazit nach den ersten Monaten: „Die Stadt und mein hochmotiviertes Team sind wirklich super. Nicht zu vergessen unser Bürgermeister, der Stadtrat und die Verwaltung, bei denen der Bauhof immer große Unterstützung findet, wenn es zum Beispiel um Fortbildungen oder Investitionen in Technik geht. Das ist nicht selbstverständlich.“
Zu den überzeugenden Aspekten gehört aus seiner Sicht unter anderem die Aufgabenvielfalt, die der Bauhof im Jahresverlauf zu erfüllen hat. Das beinhaltet nicht allein das Standardrepertoire, wie es bei vielen vergleichbaren Betrieben auf der To-do-Liste steht: Grünflächen- und Baumpflege, Gehölzschnitt, Stadtreinigung, Straßenkontrolle und -reparaturen sowie die Beschilderung. „Simmern ist eine touristisch sehr aktive Stadt, sodass allein das Themenfeld Rabatten, Parkflächen, Blumenkübel und -kästen mit mehrmals wechselnden Bepflanzungen über das Jahr hinweg so manche Stunde des Bauhofteams füllt“, erklärt Nils Köhler. „Hinzu kommt die Pflege von etwa 20 ha Grünflächen in der, beziehungsweise um die Stadt herum, etwa am Naherholungsgebiet Simmersee. Zusätzlich unterstützt das Bauhofteam die städtischen Wochenmärkte sowie rund ein Dutzend Veranstaltungen, wie zum Beispiel in Form des Kulissenbaus für die Schinderhannes-Festspiele, die 2017 ganz im Zeichen der Reformation stehen.
Apropos Team: Insgesamt kann der Bauhofleiter auf 15 Mitarbeiter/innen bauen, davon 12 in Vollzeit. Somit kommt es schon auf eine gute technische Ausstattung an, damit die beschrieben Arbeiten erfüllt werden können. Diesbezüglich sieht er den Bauhof mit einem Lkw, fünf Pritschenfahrzeugen, einer 2-m³-Kehrmaschine, einem Pickup und einem Pkw-Kastenwagen generell schon recht gut ausgerüstet. Nicht zu vergessen die insgesamt drei Traktoren, allesamt der Marke John Deere, die aus seiner Sicht eine zentrale Säule der täglichen Arbeitserledigung sind.
Wir haben den Winterdienst auf Straßen und Wegen an den Maschinenring ausgelagert.
Dabei ist der mit 38 PS Kleinste mit seinen sieben Jahren gleichzeitig auch der „Älteste“ – und die Maschine mit den meisten Einsatzstunden. Der kleine Traktor (Modell 2720) schafft pro Jahr zwischen 400 und 500 h, so Nils Köhler, und wird primär für Mäharbeiten eingesetzt, möglich durch ein in der Fronthydraulik angehängtes Mähdeck mit rund 1,50 m Arbeitsbreite. Und auch im Winterdienst kommt der Traktor mit passendem Schneeschild sowie Streuer zum Einsatz – allerdings nur in Spitzenzeiten. „An sich haben wir den Winterdienst auf Straßen und Wegen an den Maschinenring ausgelagert. Dennoch bleibt für uns bei Schnee und Eis rund um die städtischen Gebäude genug zu tun.“
Eine Kategorie größer und schon zu den Standardtraktoren gehörend ist der 5075 E mit seinen 75 PS. Pluspunkt ist hier der Frontlader, sodass die Maschine vielseitig eingesetzt werden kann. Eine im Heck angehängte Pritsche mit 1000-l-Wasserfass verrät einen weiteren Hauptarbeitsbereich: Wässern von Blumenkübeln und anderen Bepflanzungen, bis hin zu Neuanpflanzungen. Der Traktor ist mit seinem zarten Alter von zwei Jahren der Youngster im Fuhrpark – aber nicht wirklich der Shootingstar, wie der Bauhofleiter findet. „Wir haben festgestellt, dass er für unsere Einsatzzwecke etwas zu klein ist. Die Motorleistung ist an sich ok, aber die Hubleistung des Frontladers könnte besser sein. Schwierig ist allerdings der Einsatz des Wasserfasses, denn die insgesamt rund 1,3 t im Heck sind hart an der Grenze. Hilfreich ist da unser Frontgewicht von etwa 300 kg. Rückblickend hätte der Traktor also durchaus eine Nummer größer sein dürfen.“
Genau das trifft auf den dritten im Traktoren-Bunde zu, den John Deere 5090 R. Mit 90 PS und Frontlader ist er schwerpunktmäßig mit dem Anbau-Schlegelmulcher (1,60 m Arbeitsbreite) zur Pflege des Straßenbegleitgrüns und größerer Grünflächen im Stadtrandbereich sowie dem Simmersee im Einsatz. Wichtig sind ebenfalls Ladearbeiten, etwa von Boden, Mulchmaterial, Hackschnitzeln und anderen Schüttgütern. Vorhanden ist zudem eine Palettengabel. Zusätzlich läuft er mit Gestrüppzange und Astsäge im Gehölzschnitt. Einen Auslegermäher setzt der Bauhof nicht selbst ein. Die Pflege steiler Böschungen und breiterer Straßenrandstreifen, die nicht mit dem Mulcher zu bearbeiten sind, übernimmt ein Dienstleister mit großem Traktor und 10-m-Ausleger, wie Nils Köhler weiter berichtet.
Für unsere Verhältnisse passen die Traktoren einfach besser.
Die Frage, ob ein solcher Traktor jenseits der 100 PS auf seiner Investitions-Wunschliste steht, verneint der Bauhofleiter jedoch eindeutig. Unter den gegebenen Anforderungen sei der Bestand in Ordnung und andere Anschaffungen vordringlicher. Ein moderner Unimog gehöre allerdings nicht dazu, da er im Bauhof der 8.000-Einwohner-Gemeinde nach Einschätzung der Verantwortlichen zu überdimensioniert sei. „Bis 2013 hatten wir einen, der dann aber im stolzen Alter von über 20 Jahren verkauft und nicht ersetzt wurde. Für unsere Verhältnisse passen die Traktoren einfach besser, denn wir sind flexibler und haben vor dem Hintergrund der Anschaffungskosten in der gegenwärtigen Konstellation insgesamt ein Fahrzeug mehr“, ist er überzeugt.
In Sachen Investitionen für 2018 und darüber hinaus plant der Bauhofleiter erst einmal in andere Richtungen. So steht ein 3,5-t-Minibagger auf seiner Agenda, ergänzt um einen passenden Anhänger zum Transport der Baumaschine. Ein weiterer Anhänger für den Einsatz an den Standardtraktoren wäre zwar schön, aber nicht vordringlich. Während der demopark haben er und einer seiner Mitarbeiter sich über Bürstensysteme mit integriertem Behälter und Aufsatz für Ölbindemittel informiert. Denn die Aufgabe der Ölspurbeseitigung hat das Team für die Kernstadt schon seit vielen Jahren. Doch voraussichtlich ab August soll dies auch für die 32 angegliederten Ortschaften gelten, mit entsprechendem Bereitschaftsdienst, wie Nils Köhler erzählt: „Dafür konnten wir den Transporterbestand bereits aufstocken. Aber die vorhandenen Bürsten am Kompakttraktor passen nicht optimal zu dieser Aufgabe. Und mein Ziel ist, Handarbeit so weit wie möglich abzubauen. Denn unser Arbeitsspektrum wird tendenziell weiter wachsen, das Team aber voraussichtlich erst mal nicht.“
In welche Richtung sich die zusätzlichen Tätigkeitsgebiete entwickeln, ist nach seinen Worten noch nicht vollständig absehbar. Sicher sei, dass in Sachen Wildkrautbekämpfung technisch nachgerüstet werden müsse. Hier setzt sich Nils Köhler derzeit mit dem Thema Heißwasser auseinander. „Doch was auch immer noch kommen mag: Traktoren bleiben für uns vielseitige und unverzichtbare Helfer“, meint er abschließend.
Jens Noordhof,
Redaktion KommunalTechnik
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