VKU-Arbeitskreis Baubetriebshöfe: „Die Baubetriebshöfe waren immer einsatzfähig!“

Die Corona-Pandemie hat so einiges auf den Kopf gestellt – auch in den Baubetriebshöfen. Die Redaktion hat darüber mit dem Vorsitzenden des Bundesarbeitskreises, Hans-Jürgen Schiffner, gesprochen.
Hans-Jürgen Schiffner leitet die Technischen Betriebe Heidenheim udn ist Vorsitzender des VKU-Arbeitskreises Baubetriebshöfe. (Foto: Archiv Beckmann Verlag)

Was hat sich durch die Corona-Pandemie an den Arbeitsabläufen der Baubetriebshöfe geändert? Welche Probleme galt es zu lösen?

Hans-Jürgen Schiffner: Die erste große Herausforderung war, für alle Betriebe zunächst einmal die Hygienemaßnahmen für die eigenen Mitarbeiter zu erarbeiten, aufzustellen und umzusetzen. Es wurden Schichtdienst oder ein zeitversetzter Arbeitsbeginn eingeführt. Unsere Mitarbeiter arbeiten in allen kommunalen Bereichen der Stadt/Gemeinde und sind deshalb auch systemrelevant. Entsteht auf dem Baubetriebshof eine Infektionskette, wird eine Kommune deutlich handlungsunfähiger bei den operativen Aufgaben. Diese Gefahr galt es zu verhindern! Grundsätzlich waren die notwendigen Hygienemaßnahmen durch das breite Aufgabenspektrum, dass die Baubetriebshöfe schon immer jeden Tag ausführen, teilweise schon vor den offiziellen Vorgaben eingeführt. Automatisch kamen die Kollegen dann an die schwierigen Fragestellungen: Welches Desinfektionsmittel? Was für einen Mund-Nasen-Schutz müssen unsere Mitarbeiter bei welcher Gelegenheit tragen? Haben wir genug davon? Wie viele Personen dürfen gemeinsam in einem Fahrzeug fahren? Wie viele Mitarbeiter dürfen überhaupt noch gemeinsam arbeiten? Wie kommen die Mitarbeiter zum jeweiligen Arbeitsstandort?

Wie sind Sie in Ihrem Betrieb, den Städtischen Betrieben Heidenheim, damit umgegangen?

Schiffner: In meinem Betrieb war der Wechsel auf zeitversetztes Arbeiten – quasi wie Schichtdienst – oder das Arbeiten in sehr kleinen Arbeitstrupps mit ein bis drei Mitarbeitern keine große Umstellung, weil wir das vor Corona auch schon hatten. So musste in der Grünpflege oder in der Stadtreinigung gar nicht viel verändert werden. Dadurch war es für uns recht einfach, mögliche Infektionsketten zu verhindern und die Teams trotz der Trennungen effektiv arbeiten zu lassen. Eine ganz andere, neue Herausforderung an unsere Mitarbeiter war das teilweise sehr anstrengende Arbeiten unter Mund-Nasen-Maske.

Schnell einsatzfähige Bauhof-Teams, die auch mal spontan agieren können, sind enorm wichtig.

Was waren dann aus Ihrer Sicht die schwierigeren Herausforderungen?

Schiffner: Wir Baubetriebshöfe haben fast überall die Finger im Spiel, wenn es um operative Tätigkeiten in einer Kommune geht. Wir sind die Dienstleister unserer Kommunen. Während der Pandemie sind kurzfristig – wie schon erwähnt – ganz neue Aufgaben unter ganz neuen Bedingungen auf uns zugekommen. Mancherorts mussten die Baubetriebshöfe Not-Lazarette, Abstrich-Test-Zentren oder Evakuierungszonen in kürzester Zeit aufbauen. Gleichzeitig ging der ganz normale Alltag aber für unsere Mitarbeiter weiter. Die Möbel vom Obdachlosenzentrum mussten genauso weiter transportiert, wie der Mülleimer weiter geleert oder die Beisetzung unter erschwerten Bedingungen vollzogen werden musste. Diese Mehrbelastungen bedurften für die Betriebsleiter einer strengen Disposition, einer sehr intensiven Kommunikation und eines ‚kurzen Drahtes‘ zur auftraggebenden Stadt- oder Gemeindeverwaltung.

Hier waren Kommunen im Vorteil, die solche Krisen-/Katastrophenpläne im Vorfeld durchgespielt hatten und so die Prozessabläufe schon festgelegt waren. In unserer Stadt hatten wir glücklicherweise bereits vor Corona solche Prozessabläufe besprochen und einen Notfallplan aufgestellt. Darauf konnten wir gleich zu Beginn der Corona-Pandemie aufbauen, was nicht bedeutete, dass alles reibungsloser verlief! Aber wir hatten es dadurch in vielen Bereichen einfacher und mussten keine Zeit mit formatieren und sortieren vergeuden.

Gab es Situationen, wo Mitarbeiter geschützt werden mussten? Hatten die Baubetriebshöfe genügend Schutzmaterialien vorrätig?

Schiffner: Wie schon gesagt, Baubetriebshöfe sind in einer Kommune für vieles zuständig, u.a. auch für Hausmeister- und Handwerkertätigkeiten in öffentlichen Einrichtungen und auch Wohngebäuden, wie z.B. Asylantenwohnheimen, Obdachlosenheimen, Integrationszentren, Altenheimen, Krankenhäusern usw. Oberste Priorität war und ist es natürlich, unsere Teams gesund- und einsatzfähig zu halten.

Und hier wird auch die Systemrelevanz der Baubetriebshöfe deutlich. Insbesondere in solchen Zeiten, aber auch im normalen Alltag sind schnell einsatzfähige Bauhof-Teams, die auch mal spontan agieren können, enorm wichtig! Da hilft den Kommunen dann kein externer Auftragnehmer. Umso wichtiger war es, dass den Bauhöfen wohl fast überall die nötige Schutzkleidung zur Verfügung gestellt wurde. Das Problem der Beschaffung der Schutzmaterialien war ja deutschlandweit vorhanden. Auch hier war im Vorteil, wer vorgesorgt hatte und bereits einen Vorrat liegen hatte. Mittlerweile ist dies kein Thema mehr.

 

Wie sind Sie bei den Städtischen Betrieben Heidenheim mit Verdachtsfällen umgegangen?

Schiffner: Immer, wenn es bei uns einen Corona-Verdachtsfall in den eigenen Reihen der Mitarbeiter oder auch in der Arbeitsperipherie gab, haben wir die davon betroffenen Teams unverzüglich und komplett von der Arbeit freigestellt, bei vollem Lohn nach Hause geschickt, dass Gesundheitsamt informiert und diese Kollegen entscheiden lassen, was weiter zu tun ist. Das Gesundheitsamt unseres Landkreises hat dann unverzüglich entschieden, ob ein Test am Mitarbeiter nötig ist oder nicht. Auch entgegengesetzt lief die Kommunikation vom Gesundheitsamt zu uns vorbildlich und auch mal unproblematisch nach Dienstschluss. Erst nach Entwarnung durften die Mitarbeiter wieder zur Arbeit kommen.

Hier müssen wir allen unseren Mitarbeitern (meinen Heidenheimer Mitarbeitern natürlich im Speziellen) auch mal ein großes Dankeschön aussprechen. Es war nicht immer leicht, solche Situationen zu ertragen, mancher hatte Angst evtl. die Angehörigen anzustecken oder selbst zu erkranken. Alle haben mitgezogen und ziehen immer noch mit und haben mit ihrem Engagement gezeigt, wie wichtig die Baubetriebshöfe in der Daseinsvorsorge für die Kommunen sind.

 

Mein Wunsch an die Politik: Auf bisher reine Lippenbekenntnisse müssen nun auch wirkliche Beschlüsse folgen.

Thema Finanzen: Corona greift die kommunalen Haushalte an. Was bedeutet das für die Baubetriebshöfe? Steht uns ein Ausgabenstopp bevor?

Schiffner: Dies Thema wird in den Kommunen ganz unterschiedlich gehandhabt. Es gibt Kommunen, da passiert gerade noch gar nichts, die machen erst mal weiter wie gehabt. Und dann gibt es Kommunen, die jetzt schon mit Argwohn die sinkenden Steuereinnahmen im nächsten Jahr betrachten und in diesem Jahr daher schon einmal Vorsicht walten lassen und verschiedene Investitionen hintenanstellen, um das befürchtete Loch nicht ganz so groß werden zu lassen.

Andererseits wurden aufgrund der Mehrwertsteuersenkung auch Anreize für die Kommunen geschaffen, die Neu- bzw. Ersatzbeschaffungen genau jetzt zu tätigen, auch wegen der im Konjunkturpaket nur versprochenen – bisher aber noch nicht realisierten – 10.000-15.000 € Zuschuss pro Lkw-Neubeschaffung. Mein Wunsch als Bundesvorsitzender des AK Baubetriebshöfe an die Politik: Dass hier auf bisher reine Lippenbekenntnisse auch wirkliche Beschlüsse folgen. Dass die kommunalen Betriebe und unsere Mutterkommunen in der Beschaffung dadurch unterstützt werden, denn die Baubetriebshöfe laufen in Krisenzeiten genauso weiter wie zuvor und müssen handlungsfähig bleiben. Es werden nicht weniger Aufgaben, sondern eher mehr.

Ebenso möchte ich an dieser Stelle unsere Forderung wiederholen, alle Kommunalfahrzeuge der Baubetriebshöfe von Steuer und Maut zu befreien. Allein diese zwei Wünsche würden für unsere Betriebe und Mutterkommunen eine erhebliche finanzielle Erleichterung bedeuten.

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Das Interview führte Mirja Schmatzler, Redaktion KommunalTechnik

Das komplette Interview lese Sie in der KommunalTechnik Ausgabe 5/20 (Erscheinungstermin 28.08.20)