Streustofflagerung, Teil 1: Halle oder Silo?
Der Winterdienst sollte auch bei häufig schnell wechselnden Randbedingungen (z.B. Wetterverhältnisse, Verkehrsaufkommen) wirtschaftlich und umweltschonend durchgeführt werden. Die Anforderungen stellen eine große Herausforderung an die Verantwortlichen. Dieses Leitbild kann also nur erfüllt werden, wenn der Winterdienst optimal organisiert und ausgestattet ist. Die Einsätze müssen rechtzeitig abgearbeitet werden können, d.h. in der Regel innerhalb kürzester Zeit. Verlustzeiten sind auf ein Minimum zu reduzieren. Zentrale Bedeutung hierbei haben die optimierte Streustofflagerung sowie eine prozessoptimierte Beladung der Winterdienstfahrzeuge. In einem Forschungsvorhaben im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr wurden Empfehlungen zur Art der Streustofflagerung (Halle oder Silo) und zur Anordnung, baulichen Gestaltung und Ausstattung von Streustoffhallen sowie Streustoffsilos erarbeitet. Thema der Studie: Effektivität und Wirtschaftlichkeit der Streustofflagerung.
Es wird immer eine projektspezifische Planung empfohlen – mit einer individuellen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unterschiedlicher Lagerungsvarianten.
Grund dafür sind stark variierende Anforderungen und Rahmenbedingungen für die Streustofflagerung. Hierbei ist folgendes zu berücksichtigen: die reinen Investitionen für die Errichtung, die Kosten für Wartung und Instandsetzung sowie die effiziente Nutzung für die Streustoffbeladung. Somit können sich in vielen Fällen etwas höhere Investitionen durch eine erhöhte Lebensdauer und eine Zeitersparnis im Winterdienst bezahlt machen.
Halle oder Silo
Bei Lagerkapazitäten deutlich über 500 t empfiehlt sich in der Regel die Lagerung in einer Streustoffhalle und die Beladung mit einem Radlader. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Beladung unter einem Streustoffsilo zwar etwas schneller geht als mit dem Radlader. Der limitierende Zeitfaktor ist aber in der Regel die Solebetankung, die für den Einsatz von Feuchtsalz erforderlich ist. Daher sollten nach Möglichkeit Streusalz und Sole parallel beladen werden können, so dass mehrere Ladeplätze mit Anschlüssen für die Solebetankung vorzusehen sind. Daher ist die mit höheren Investitionen verbundene Kombination aus Streustoffhalle und Verladesilo häufig nicht zweckmäßig. Denn in diesem Fall ist das Verladesilo für die Zeit der Solebetankung blockiert oder Salz und Sole müssen nacheinander geladen werden. Abhilfe können hier weitere Stellplätze mit Solebetankungsmöglichkeiten für ein paralleles Befüllen der Fahrzeuge schaffen.
Für geringere Lagerkapazitäten bis ca. 500 t sind vielfach Streustoffsilos wirtschaftlicher. Bei diesen sind die Lagerungskosten weitgehend proportional zur Lagerkapazität. Im Einzelfall kann auch bei größeren Lagerkapazitäten die Silolagerung sinnvoll sein, insbesondere an nicht ständig besetzten Nachladestandorten. Dies gilt für den Fall, dass der erforderliche Radlader nicht für andere Arbeiten eingesetzt werden kann und die Lebensdauer eines Radladers bei fehlendem Waschplatz am Stützpunkt stark beeinträchtigt wird. Für die Silolagerung empfiehlt sich in der Regel die Anordnung von zwei oder drei Streustoffsilos, die alle mit einem Anschluss für die Solebetankung ausgerüstet sind. So können zum einen auch mehrere Winterdienstfahrzeuge zeitgleich laden. Zum anderen steht bei Ausfall oder vollständiger Entleerung eines Silos noch ein weiteres zur Verfügung.
Text: Prof. Dr.-Ing. Thorsten Cypra, Steinbeis-Transferzentrum Infrastrukturmanagement im Verkehrswesen (IMV), Karlsruhe
Im nächsten Teil behandeln wir das Thema "Anforderungen an Hallen".
Sie möchten nicht warten? Den kompletten Artikel finden Sie hier (KommunalTechnik Ausgabe 5/2022).