Baumsubstrate richtig anwenden
Bäume sind von großer Bedeutung für die Lebensqualität in Städten. Sie tragen nicht nur zur Ästhetik bei, sondern verbessern auch das städtische Klima, die Luftqualität und das Wohlbefinden der Bewohner. Ein wesentlicher Faktor für die Gesundheit und das Wachstum von Bäumen ist die Bodenbeschaffenheit. Ein optimaler Wurzelraum im Boden sorgt gleichzeitig für eine Versorgung der Wurzeln mit Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff, entsorgt CO2 und bietet die Möglichkeit zur Verankerung.
In städtischen Gebieten müssen Bäume jedoch häufig in versiegelten oder stark verdichteten Böden wurzeln, da die verfügbare Fläche stark durch Verkehrs- und Parkflächen beansprucht wird. Diese Böden haben eine reduzierte Infiltrationsrate für Niederschläge und einen eingeschränkten Gasaustausch mit der Atmosphäre, was häufig zu Vitalitätsverlusten und vorzeitigem Absterben der Bäume führt.
Die Situation wird durch den urbanen Wärmeinseleffekt und den Klimawandel zusätzlich verschärft. Stadtbäume sind zunehmend extremen Temperaturen ausgesetzt und Niederschläge fallen entweder aus oder treten als Starkregen auf, wovon die Bäume kaum profitieren. Insgesamt führen diese Faktoren dazu, dass die Lebensdauer von Stadtbäumen deutlich verkürzt ist. Im Durchschnitt erreichen sie nur 50 % ihrer möglichen Lebensspanne, Straßenbäume sogar nur 25 % (Roloff 2013).
Qualitative Unterschiede trotz Standardisierung
Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, Bäumen bei der Pflanzung möglichst gute Startbedingungen zu geben. Gleichzeitig muss der Wurzelraum aufgrund der begrenzten städtischen Fläche aber z. B. auch für Straßen, Parkplätze und Gehwege zur Verfügung stehen. Hier kommen standardisierte Baumsubstrate gemäß den Richtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL 2010) und den Zusätzlichen Technischen Vorschriften für die Herstellung und Anwendung verbesserter Vegetationstragschichten (ZTV-Vegtra Mü (HA Gartenbau 2018) ins Spiel.
Baumsubstrate sind speziell entwickelte mineralische Mischungen, die beiden Nutzungsansprüchen – Lebensraum für Wurzeln und Lastabtrag für Verkehrsflächen – versuchen gerecht zu werden. Sie sind auf einen für Wurzeln guten Luft- und Wasserhaushalt optimiert – bei gleichzeitig hoher Stabilität bei Belastung.
Auch wenn das Wort „Substrat“ ausgehend aus der gärtnerischen Praxis im Sprachverständnis positiv belegt ist und das Wort „standardisiert“ ein hohes Vertrauen schafft, bestehen trotzdem starke qualitative Unterschiede zwischen verschiedenen Baumsubstraten. Hinzu kommt, dass Baumsubstrate in ihren Eigenschaften und dem, was sie können, häufig falsch verstanden werden. Das Verständnis und die richtige Anwendung dieser Substrate sind von zentraler Bedeutung, da Fehler bei der Auswahl oder beim Einbau schwerwiegende Konsequenzen haben können. Ungünstige Bedingungen können das Wachstum der Bäume hemmen, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressfaktoren reduzieren und langfristig zu ihrem Absterben führen. Weiterhin können Schäden an der oberirdischen und unterirdischen Infrastruktur regelrecht provoziert werden.
Handlungsempfehlungen für die Praxis
Ein umfassendes Fach-Webinar am 28.08.2024 wird sich detailliert mit diesen Themen auseinandersetzen und praxisnahe Informationen sowie Handlungsempfehlungen bieten:
- Wann werden Baumsubstrate verwendet?
- Welche Eigenschaften in Bezug auf den Luft-, Wasser- und Nährstoffhaushalt haben sie?
- Was ist beim Einbau von Baumsubstraten zu beachten?
- Wie kann der richtige Einbau kontrolliert werden?
- Welche Alternativen zu Baumsubstraten gibt es?
Diese Fortbildungsveranstaltung ist eine wertvolle Gelegenheit für alle, die in der städtischen Grünpflege und im Landschaftsbau tätig sind, ihr Wissen zu vertiefen und die Qualität der urbanen Begrünung nachhaltig zu verbessern.
Dr. Katharina Weltecke