Deutsche Baumpflegetage 2024: Wachsende Branche
Das Konzept scheint aufzugehen. Egal wen man fragt: Auf die Deutschen Baumpflegetage lässt eigentlich niemand etwas kommen. Basis der Veranstaltung ist ein hochwertiges Vortragsprogramm. Dazu das Kletterforum (Vorführungen und Vorträge an einem Kletterturm) und eine Messe (160 Aussteller auf 8.200 m2, innen und außen).
Augenscheinlich „ziehen“ vor allem Vorträge und Forum. Denn während dort Programm stattfindet, ist es im Messe-Bereich merklich ruhiger. Ist dort Pause, herrscht dagegen auf der Messe reger Betrieb. Die Aussteller sind aber begeistert von der Qualität des Publikums. Kein Wunder: Die Eintrittspreise bewegen sich pro Veranstaltungstag im deutlich drei-stelligen Euro-Bereich. Hier kommt also niemand, um „nur zu schauen“. In Summe waren 2024 knapp 3.200 Menschen in Augsburg, so die Veranstalter.
Der thematische Fokus auf den Deutschen Baumpflegetagen lautete: Bäume unter Stress – Baumbiologie im Klimawandel und Baumschutz auf Baustellen.
Stadtbäume vor verschiedenen Stressfaktoren schützen
Durch Hitze, Trockenheit und Baustellen sind insbesondere Stadtbäume immer mehr Stressfaktoren ausgesetzt. Dazu wurden aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse, die daraus resultierenden Lösungsansätze und deren praktische Umsetzung präsentiert. Fachpartner war in diesem Jahr die TU München. Sie ist bereits seit 1993 Mitglied im Fachbeirat der Deutschen Baumpflegetage und nun erstmals in dieser Funktion. Der dortige Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung gab aufgrund von Forschungsergebnissen Empfehlungen, wie die Baumpflegebranche die Zukunftsaufgabe Klimawandel in ihrer täglichen Arbeit angehen kann.
Am zweiten Tag der Tagung stand der Baumschutz auf Baustellen im Mittelpunkt der Fachvorträge. Für Bäume bedeuten Baumaßnahmen zusätzlichen Stress zu Hitze und Trockenheit. Außerdem war an diesem Tag ein vergleichsweise neues Problem Thema. Nämlich, dass Solaranlagen häufig durch Bäume verschattet werden. Dies hat zudem eine juristische Dimension. Denn die Verschattung einer Solaranlage durch rechtlich geschützte Bäume rechtfertigt wohl nicht zwangsläufig deren Fällung. Aus über 20 Jahren Erfahrung konnte der Referent des Vortrages „(Stadt-) Bäume für die Zukunft“ zurückgreifen. Er sprach über Erfahrungen mit Baumpflanzungen auf urbanen Standorten im Versuchsbetrieb Stutel an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim.
Leitthema des dritten Tages war die Baumkontrolle und Baumuntersuchung. Unter anderem ging es um die Mistel, die die Menschen als romantischen Glücksbringer schätzen. Für Bäume hingegen stellen sie eine immer größere Bedrohung dar. Ein weiterer Fokus am zweiten Veranstaltungstag waren Neuerungen im Bereich der Zugversuche. Die Sachverständigen-Arbeitsgemeinschaft Baumstatik (SAG) hat hierzu einen Leitfaden entwickelt, den sie auf den Deutschen Baumpflegetagen vorstellte.
Sämtliche Vorträge sind im Jahrbuch der Baumpflege 2024 zusammengefasst.
Kletterforum mit praktischen Demonstrationen
Auch 2024 war das Kletterforum Schauplatz praktischer Demonstrationen. Zum Beispiel ging es um die Zukunft des Kew Garden, einem berühmten botanischen Garten in Großbritannien. Ein innovatives Konzept gab es am zweiten Veranstaltungstag. Ein Baumpflegteam wurde durch einen kompletten Arbeitstag begleitet, beginnend mit der Risikobeurteilung. Weitere Themen waren Altersarmut von Subunternehmern in der Baumpflege und der Umgang mit Social Media im Berufsfeld.
Die nächsten Deutschen Baumpflegetage finden vom 6. bis 8. Mai 2025 in Augsburg statt.
Johannes Hädicke, Redaktion KommunalTechnik