Wie entsteht eigentlich Rollrasen?
Etwa 60 cm breit und 1,70 m lang ist eine Bahn Rollrasen, die bei der Firma Rasenland in der Nähe von Hannover produziert wird. Dicht nebeneinander auf Paletten gestapelt warten die Rollen darauf, verlegt zu werden. Früh am Morgen werden die Rasenbahnen von der Fläche geschält, um noch am gleichen Tag zum Kunden geliefert zu werden. Denn für ein optimales Ergebnis ist eines besonders wichtig: Schnelligkeit.
Bis es soweit ist, dauert es jedoch seine Zeit, wie uns Inhaber Albrecht Freiherr Knigge jun. erklärt: „Unser Rasen wächst für mindestens ein Jahr, bevor er geerntet wird. Die Aussaat erfolgt je nach Sorte im Frühjahr oder Herbst und es sind ungefähr 100 Arbeitsgänge nötig, bis ein Rollrasen erntebereit ist. Die 80 Mähvorgänge machen davon den größten Teil aus, weiterhin folgen Düngergaben, das Walzen, Striegeln und Bürsten sowie der Pflanzenschutz. Letzterer kommt jedoch nur in sehr geringem Umfang zum Einsatz, denn ein gut versorgter und dicht wachsender Rasen ist kaum anfällig für Pilzerkrankungen oder Unkräuter.“
Amerikanisches Saatgut
Doch in einem guten Rasen steckt weit mehr, als viel Pflege: Es kommt auf die Saatgut-Mischung an. Die Firma Rasenland hat vier verschiedene Rasentypen im Angebot, darunter strapazierfähiger Spiel- und Sportrasen oder Bellevue Supra, der auch in halbschattigen Bereichen gut wachsen soll. „Wir legen viel Wert auf gute Mischungen und daher beziehen wir unser Saatgut aus Oregon, USA. Dort wird besonders sortenrein und hochwertig produziert“, so Albrecht Freiherr Knigge und weiter: „In der Mischung für den Rasen Bellevue Supra stecken vier verschiedene Arten. Darunter zu etwa 50 % die Lägerrispe (Poa supina), Weidelgras (Lolium perenne), die Wiesenrispe (Poa pratensis) und Rotschwingel (Festuca rubra). Poa supina zeichnet sich durch gute Schatten- und Schnittverträglichkeit aus und ist zudem sehr belastbar und konkurrenzstark.“
Auf etwa 50 ha wächst der Rollrasen am Standort Pattensen. Da der Rasen nur geerntet wird, wenn ein Auftrag vorliegt, ist eine hohe Schlagkraft nötig. Mit insgesamt drei Erntemaschinen können bis zu 3.000 m² in der Stunde geschält und verladen werden. Die Maschinen schälen den Rasen samt einer etwa 1,5 bis 2 cm Wurzelschicht an. Über ein Laufband werden die Rasenrollen automatisch zum Heck der Erntemaschine transportiert, aufgerollt und auf Paletten gestapelt. Der Rasen wird bewusst mit nur wenig Bodenanteil geerntet, denn dadurch werden die Wurzeln stärker angeschnitten. Bei dem späteren Verlegen ergeben sich so mehr Punkte, an denen der Rasen anwachsen kann. Neben den sogenannten Schnellverlegerollen bietet die Firma auch größere Rollen mit einer Breite von 54 cm und 20 m Länge an. Diese würden insbesondere von Kommunen angefragt, denn mit den Großrollen könnten auch große Flächen schnell begrünt werden.
Kosten und Nutzen
Die Preise für das Material bei der Neuanlage von Rasenflächen sind bei Rollrasen etwas höher als für Saatgut. „Unterm Strich ist die Neuanlage einer Fläche mit Rollrasen aber günstiger, denn die Pflege nach dem Auslegen ist geringer als bei dem Arbeiten mit Saatgut. Es findet keine Bodenerosion statt, Samen werden nicht von Vögeln gefressen und der Rasen muss sich nicht erst über mehrere Monate entwickeln“, sagt Albrecht Freiherr Knigge. „Ich bezeichne uns gerne als Rasenschule. Wie bei einer Baumschule bereiten wir den Rasen optimal auf den späteren Einsatz vor. Der Rasen wächst bereits sehr dicht, sodass Unkräuter kaum eine Chance haben sich anzusiedeln.“
Korrekt verlegt, soll der Rasen innerhalb ein bis zwei Wochen anwachsen und kann genutzt werden. „Ein unschlagbarer Vorteil, sodass immer mehr Kommunen zum Rollrasen, statt zum Saatgut greifen – zumindest, wenn es um repräsentative Flächen geht“, meint Freiherr Knigge. So wächst sein Rollrasen auf dem Schlossplatz in Stuttgart, dem Zwinger in Dresden, dem Opernplatz in Hannover oder wurde anlässlich des Staatsbesuchs von Präsident Obama im Schloss Herrenhausen verlegt.
Gute Vorbereitung
Das Verlegen des Rasens kann in der Regel von den Kommunen selbst erledigt werden. Wichtig ist die gute Vorbereitung des Bodens. Er sollte von alten Grassoden befreit, gelockert und geglättet sein. Der pH-Wert muss zwischen 6 und 7 liegen und ein Starterdünger mit hohem Phosphatgehalt im Planum ermöglicht ein schnelles Anwachsen. Ist der Boden so vorbereitet sollten erst dann die frischen Rollrasenbahnen geliefert und möglichst schnell ausgelegt werden. Der Rasen kann sich sonst auf der Palette selbst erhitzen und Schaden nehmen, wenn er länger als 24 h gelagert wurde.
Die Bahnen von 60 cm der 1-m²-Schnellverlegerolle sollen ein gerades Verlegen erleichtern, erklärt Albrecht Freiherr Knigge. Zwei Personen sollen bis zu 100 m² in einer Stunde schaffen. Zum Verlegen des Rasens gehört das Anwalzen, um einen Bodenschluss zu garantieren. Danach muss direkt nach dem Verlegen und während der Anwuchsphase kräftig gewässert werden – etwa 15 bis 20 l/m², damit auch der Unterboden durchfeuchtet ist. „Wir haben nur sehr wenige Reklamationen unserer Kunden“, sagt Albrecht Freiherr Knigge. In der Zeit nach dem Verlegen kann man nur Folgendes falsch machen – entweder zu wenig oder zu stark wässern. Bei zu wenig Wasser vertrocknet der Rasen. Wird zu stark gewässert, kann der Rasen durch Staunässe Schaden nehmen.“ Wichtig für alle Rasenflächen ist die mineralische Düngung mehrmals pro Jahr, damit die Qualität des Rasens erhalten bleibt. Im Gegensatz zu Rasensaatgut kann der Rollrasen fast ganzjährig von März bis Dezember geerntet und verlegt werden. Und so verwandeln sich die Flächen, die am heutigen Tag mit Rollrasen ausgestattet werden, in strahlendes Grün – trotz kühler Temperaturen und Hagelschauern.
>> Die Autorin: Maren Schlauß,
Redaktion KommunalTechnik
Erschienen in der KommunalTechnik Augabe 3, 2016.