Spielend leicht geprüft

In Bremerhaven werden die 148 Spielplätze, Schulhöfe und Freiflächen an Kitas, Krippen und Freizeitheimen jährlich von Frank Koetting und seinen Kollegen überprüft. Die Redaktion KommunalTechnik hat ihn bei einer Jahreskontrolle begleitet und erfahren, worauf man bei der Kontrolle achten muss.

Als Frank Koetting mit dem grünen Sprinter des Gartenamtes Bremerhaven vorfährt, hat er alles dabei, was er für die anstehende Spielplatzkontrolle braucht. Dieser befindet sich im nördlichen Zentrum der 120.000-Einwohner-Stadt Bremerhaven.

„Zunächst benötige ich meinen Koffer und meine Schaufel. Damit kann ich schon einen Großteil der Geräte überprüfen“, erklärt der gelernte Zimmermann und zückt seinen Handheld. Dort sind sämtliche Geräte auf Spielplätzen, Schulhöfen und Freiflächen an Kitas und Krippen sowie Freizeitheimen in einem Kataster verzeichnet. „Ich suche mir den Spielplatz aus der Datenbank heraus und kann dann mit meiner Tour beginnen. Es ist genau festgelegt, in welcher Reihenfolge ich die Geräte überprüfen muss. Die erste Station wird die Seilbahn sein.“ Die Seilbahn ist eines der älteren Spielgeräte auf diesem Platz. Die Balken sind aus langlebigem und robustem Robinienholz und scheinen auf den ersten Blick intakt zu sein. Doch Frank Koetting muss genauer hinsehen. Mit der Schaufel gräbt er hierzu im Sand die Pfosten frei. „Die ersten 5 cm unterhalb der Bodenoberfläche sind entscheidend. Sind die Balken von Pilzen besiedelt, befinden sie sich häufig an dieser Stelle.“

Mit einem Schraubenzieher klopft er zunächst den Pfosten ab und bohrt dann in das Holz. Wenige Zentimeter kann er in das Holz vordringen. Weiches Holz ist ein erstes Anzeigen für Schäden, da Pilze im feuchten Boden das Holz leichter besiedeln können. In Folge wird Lignin oder Cellulose des Holzes zersetzt und die Stabilität ist langfristig gefährdet. Das Problem ist allerdings, dass die Schäden nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und selbst ein oberflächlich intakter Pfosten kann im Inneren zerstört sein. Anders herum kann auch ein äußerlich leicht beschädigter Pfosten noch voll tragfähig sein.

Mit dem Resistograph prüfen wir die Pfosten auf Standfestigkeit.

Daher kommt in Bremerhaven ein besonderes Gerät zum Einsatz. Frank Koetting geht zurück zum Wagen und kehrt kurz darauf mit einem weiteren Koffer zurück. Darin befindet sich ein Resistograph, ein Gerät, das eigentlich für Baumkontrollen eingesetzt wird. Er setzt die Spitze des Messgeräts auf den unteren Teil des Pfostens und startet die Messung. Je nach Festigkeit des Untergrundes zeichnet die Messnadel höhere und niedrigere Ausschläge auf das Papier. „Die Skala auf dem Papier erlaubt es mir, genau nachzuvollziehen, wie stabil das Holz im Inneren ist. Bei diesem Spielgerät ist alles in Ordnung. Die äußeren Zentimeter sind weich, aber danach folgt durchgehend festes, tragfähiges Holz. Hier haben wir also keinen Grund zur Sorge.“ Danach folgt die Überprüfung des Sitzes. Hier wird Frank Koetting fündig – eines der Kettenglieder ist verschlissen und muss ausgetauscht werden.

Thomas Reinicke, Jens Menssen und Frank Koetting (v.l.) sind wichtige Ansprechpartner rund um Spielplätze in Bremerhaven.

Mittlerweile ist auch Thomas Reinicke, Technischer Leiter des Gartenbauamtes, zur Kontrolle hinzugestoßen. Er ist für die Einhaltung der ordnungsgemäßen Durchführung der Kontrollen zuständig und im Arbeitskreis der GALK u. a. für die Gewährleistung und Garantie von Spielgeräten zuständig. Er erklärt, dass in Bremerhaven sehr großen Wert auf die hohe Qualität von Spielgeräten gelegt wird: „Robinie ist neben Eiche das Holz, mit dem wir die besten Erfahrungen gemacht haben. Es hat eine Haltbarkeit, die andere Hölzer kaum erreichen können und wir kaufen nur FSC-zertifizierte Geräte. Wir haben schon vor vielen Jahren auf dieses Holz gesetzt und wie man an dieser 20 Jahre alten Seilbahn sieht, hat sich die Entscheidung gelohnt. Die Anschaffungskosten sind etwa 15 % höher als die für Spielgeräte aus anderem Holz, wie beispielsweise Douglasie.“

Die Investition in qualitativ hochwertiges Material lohnt sich.

Der gesamte Spielplatz wurde im Jahr 1996 angelegt. Es handelt sich um einen Themen-Spielplatz, wie viele der 148 Spielplätze, Schulhöfe, und Freiflächen an Kitas, Freizeitheimen und Krippen der Stadt. Passend zum Thema Weltraum befinden sich zwei zentrale Groß-Spielgeräte auf dem Platz: eine Holzrakete samt Rutsche und ein Holz-Ufo auf Federn. Ergänzend dazu gibt es viele Kleingeräte zum Schaukeln und einen Bereich, der speziell auf die Bedürfnisse von Kleinkindern ausgelegt ist. Zur Holzrakete erklärt Thomas Reinicke: „Im letzten Jahr haben wir dieses Gerät vollständig ausgetauscht, da die Konstruktion an einigen Stellen nicht mehr sicher war. Die Rutsche aus Edelstahl konnten wir glücklicherweise weiter nutzen und einfach im neuen Modell installieren. Auch hierbei lohnt sich die Investition in qualitativ hochwertiges Material.“

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Zeitschrift KommunalTechnik Ausgabe 2 März/April 2017.

Fachwissen kompakt

In diesem Jahr bringt der Beckmann Verlag ein weiteres Handbuch heraus. Das KommunalHandbuch Spielflächen befasst sich mit den Themen Planung und Neubau von Spielflächen. Es wird in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Spielen in der Stadt“ des GALK e.V. (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz) herausgegeben. Inhaltlich geht es unter anderem um die Anforderungen verschiedener Altersklassen an Spielplätze, das Basiswissen Recht für Spielplätze: Planungs- und Baurecht, Umweltrecht, Verkehrssicherung sowie Regelwerke. Weitere Kapitel behandeln die Planung von Freiräumen zum Spielen: Flächensicherung und Bereitstellung von Spielflächen, Freiraumtypen. In einem Praxisteil geht es um die Spielplatzunterhaltung: Kontroll- und Wartungsintervalle, Qualifikationen zum Spielplatzprüfer und Fortbildungen, Dokumentation von Kontrolle und Wartung. Abschließend geht es um die Beschaffung von Spielgeräten, die Garantie und Gewährleistung.

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