Reportage: Baubetriebshof Rees
Was ist für Politik und Verwaltung einer Gemeinde besser als zufriedene Bürger? Ganz klar: zufriedene Bürger, die das auch zum Ausdruck bringen! Ein interessanter Gradmesser dafür ist zum Beispiel die Neue Ruhr Zeitung (NRZ), die regelmäßig Umfragen zum sogenannten Bürger-Barometer durchführt. Ende 2016 erreichte die 22.000-Einwohner-Stadt Rees am Niederrhein in dieser Umfrage einen Platz im Spitzenfeld, wie der dortige Bauhofleiter Andreas Böing zu Recht mit Stolz berichtet. „Bei dieser Umfrage bewerteten 27 % Teilnehmer das Erscheinungsbild der Stadt Rees als sehr gut und 53 % als gut. Zusammen ergab das also 80 % Zufriedenheit – und für uns seitens des Bauhofteams darüber hinaus viel konkrete Zustimmung. Das motiviert einerseits unser Team, was mich persönlich besonders freut. Und es zeigt, dass wir mit unserem Konzept der Stadtreinigung und Grünflächenpflege auf einem guten Weg sind.“
Aufkleber kommen an
Motivierend wirkte in diesem Zusammenhang im Herbst 2017 sicher auch der 3. Platz in der Kategorie „Bester Gesamtauftritt“ beim KT-Image-Award 2017. So jedenfalls schildert es Bauhofleiter Andreas Böing, der den Preis anlässlich der Verleihung (siehe Ausgabe 7-2017) zusammen mit Andreas Mai, Stadtkämmerer und Betriebsleiter des Bauhofbetriebes, entgegennehmen konnte. „Unser gesamtes Team ist sehr froh über die Tatsache, dass wir mit unserer Bewerbung zu den besten Bauhöfen des Wettbewerbs gehörten“, so Andreas Böing.
Ganz im Sinne des Wettbewerbs, die Imagearbeit der Baubetriebshöfe zu fördern, war für ihn glasklar, in den Tagen nach der Preisverleihung Aufkleber in verschiedenen Größen vom Logo des KT-Image-Award, dem Daumen mit dem Slogan „I like my Bauhof“, anfertigen zu lassen und diese an allen Fahrzeugen des Bauhof-Fuhrparks anzubringen. Dies natürlich öffentlichkeitswirksam, gemeinsam mit den Mitarbeitern und der Presseabteilung der Stadt Rees, die daraus postwendend eine Pressemitteilung verschickte. „Für uns war die Aufkleberaktion ein besonderer Tag, und wir wurden hinterher von vielen Seiten darauf angesprochen“, erzählt er und fügt dann noch mit einem Augenzwinkern hinzu: „Eine ältere Dame aus der Nachbarschaft fragte sogar an, ob es davon auch einen kleinen Aufkleber gäbe, den sie auf ihren Rollator kleben könne. Denn sie findet unsere Arbeit und die Aufkleber so prima. Das zeigt mir, wie gut unser Team mit den Einwohnern von Rees verbunden ist.“
Probleme schnell lösen
Doch worauf ist diese gute Akzeptanz zurückzuführen? Für Andreas Böing gibt es dafür mehrere Ursachen. Eine davon ist eine regelmäßige Pressearbeit, die aus seiner Sicht dank der sehr guten Zusammenarbeit mit der städtischen Pressestelle eine breite Wirkung entfaltet. „Mindestens einmal pro Monat greifen wir aktuelle Themen auf, die den Bauhof betreffen, sei es nun der Start der jährlichen Laubsammelaktion, der Winterdienst, die Beseitigung aktueller Hochwasserschäden oder der Aufbau zum großen Musik-Festival, das jedes Jahr in Rees stattfindet. Damit sind wir als Bauhof in der örtlichen Tagespresse, aber auch schon mal bei Hitradio Niederrhein oder dem WDR präsent“, freut sich der Bauhofleiter.
Wichtig ist ihm, die Menschen mit Botschaften zu erreichen, die ihr direktes Lebensumfeld betreffen. Dazu gehören in digitalen Zeiten natürlich auch Internet und Social Media. „Auf diesem Gebiet sind wir bereits aktiv, aber wir möchten da noch mehr tun“, erklärt Andreas Böing und fügt noch hinzu: „Je besser wir die Bürger erreichen und sie informieren, quasi mitnehmen bei unserer Arbeit, desto größer ist die Akzeptanz.“
Ganz besonderes Augenmerk richtet das Bauhofteam darauf, Wünsche, Hinweise, Sorgen und Beschwerden der Bürger ernst zu nehmen. „Das ist natürlich leicht gesagt. Aber für uns bedeutet das, zum Beispiel konkrete Beschwerden bezüglich des Erscheinungsbildes ernst zu nehmen und das jeweilige Problem zügig zu beseitigen. Oft genug werden in solchen Fällen die Mitarbeiter/innen unseres Teams direkt darauf angesprochen, oder aus dem Rathaus kommen entsprechende Hinweise umgehend zu uns. Das schieben wir nicht auf die lange Bank, dafür benötigen wir aber auch keine Beschwerde-App. Hier in Rees kennt man sich.“
Gut aufgestellt
Große Bedeutung misst er diesbezüglich auch der morgendlichen Gesprächsrunde im Bauhof bei. Da werde über Aktuelles gesprochen, jeder berichte, was ihm während der Arbeit aufgefallen sei, und Lösungen würden besprochen. „Die Identifikation des Teams mit der Arbeit und der Stadt sowie die Eigeninitiative sind sehr groß, da regelt sich sehr vieles von allein, ohne dass es dazu besonderer Anweisung bedarf. Das ist richtig klasse“, freut sich der Chef. In Hinweisen oder Beschwerden sieht er übrigens keine persönliche Kritik an der Arbeit des Bauhofes – was nicht bedeute, dass nur eitel Sonnenschein in Rees herrsche. „Aber es macht doch Spaß, auf die Bürger zuzugehen. Die Wünsche der Bürger sind wichtig für das Stadtbild. Und wir dürfen es mit gestalten.“
Hilfreich dabei sei zweifelsfrei die Tatsache, dass der Bauhof technisch wie personell gut ausgestattet sei und somit meistens auch Ressourcen „freigeschaufelt“ werden können. Auf diese Weise sind Bürgersorgen in der Regel zügig aus der Welt zu schaffen. „Wir kümmern uns – das sorgt für Zufriedenheit. Und das wiederum hilft sowohl Politik als auch Verwaltung, wenn es um Budgetplanungen, Personalkapazitäten und Investitionen in Technik geht“, meint der Bauhofleiter.
Wobei nach seiner Formulierung der Bauhof Rees als „eigenbetriebsähnliche Einrichtung“ bei der Maschinen- und Fahrzeugbeschaffung autark agieren kann. Grundlage ist eine detaillierte Kostenzuordnung und –rechnung, auf deren Basis der Bauhof den konkreten Aufwand immer sehr exakt ermitteln und darstellen kann und dies als Grundlage für die Investitionsplanung nimmt. „Es ist schon ein großer Vorteil, dass wir so eigenständig arbeiten können“, freut er sich.
Bei der Anschaffung von Technik hat für ihn nach eigener Aussage großen Stellenwert, die Mitarbeiter/innen in den Findungs- und Entscheidungsprozess mit einzubeziehen – im Großen wie im Kleinen. So kam vor einiger Zeit zum Beispiel der Vorschlag auf, bei der Gehölzpflege vorhandene Handsägen durch Akku-Astscheren zu ersetzen. „Solche Vorschläge sind optimal, denn sie erleichtern die Arbeit und steigern zudem die Motivation. Das sollte man nicht unterschätzen, denn als Arbeitgeber steht die Stadt durchaus im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft. Und das eigene Arbeitsumfeld ist schon ein Wettbewerbsfaktor.“
Wobei man nicht immer alles kaufen müsse, sondern auch Miete oder die Auftragsvergabe an externe Dienstleister sinnvoll sein könne, wie er nebenbei anmerkt: „So haben wir zum Beispiel weder eine Kehrmaschine auf Lkw-Basis noch Kompaktkehrmaschinen selbst im Bestand. Das haben wir vor Jahren kalkuliert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Vergabe für uns wirtschaftlicher ist – wie übrigens mehrere meiner Bauhofleiterkollegen im Kreis Kleve auch. Doch das Arbeitsergebnis kann so schlecht nicht sein, angesichts der guten Bewertung durch unsere Bürger.“
Bürger beteiligen
Ein weiterer Aspekt des anfangs angesprochenen „Erscheinungsbildes“ sind, wie wohl in jeder Gemeinde, in Rees die öffentlichen Grünflächen. Rechnet man Stadt und Ortsteile zusammen, obliegen dem Bauhof in der Pflege beachtliche 62.000 m² Pflanzflächen, 82.000 m² Gehölzareale sowie 410.000 m² Rasenflächen. Darin enthalten sind unter anderem 13 Sportplätze, die bis zu 50 Mal pro Jahr gemäht werden. Das erspare die Grünschnittentsorgung von den Sportplätzen und reduziere zudem den Düngereinsatz, zum Beispiel bei Stichstoff um 5 g/m2, so Andreas Böing. In der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu unterschätzen sind seines Erachtens zudem die fünf Friedhöfe – und nicht zu vergessen die 33 Spielplätze.
Letztere sind für den Bauhofleiter außerdem ein schönes Beispiel dafür, wie positiv es aufgenommen wird, die Bürger einzubeziehen. „Wenn wir einen Spielplatz neu gestalten wollen, fragen wir vorher die Anwohner – und da vor allem die Kinder. Sie sind es schließlich, von denen wir hoffen, dass sie das Angebot nutzen und dort ihren Spaß haben können“, hebt er hervor. So hätten bei den jüngsten Projekten Basketballkörbe, eine Torwand und eine Vorrichtung für „free climbing“ auf der Wunschliste gestanden. Sicher sei die Umsetzung etwas aufwändiger als die üblichen Standardelemente eines Spielplatzes – zumal die Individualität eines jeden Platzes ihm am Herzen liegt. Und auch Kontrolle sowie Unterhalt bedürfen nach Einschätzung Andreas Böings eines etwas größeren Aufwandes. „Doch das Konzept funktioniert sehr gut.“
Dieses gilt genauso für andere Aktivitäten mit Bürgerbeteiligung – wie zum Beispiel die alljährlichen Laubsammelaktionen, zu denen Anwohner das Laub der Straßenbäume zusammenrechen, damit es vom Bauhof in bestimmten Intervallen aufgesaugt und abtransportiert werden kann. Dass dabei auch Laub von privaten Grundstücken inbegriffen ist, wird vom Bauhof in Kauf genommen. „Wir appellieren generell an die Anwohner, aktiv bei der Pflege ihrer Umgebung in den Straßen mitzuhelfen. Deshalb befürworten und vereinbaren wir auch konkrete, schriftlich vereinbarte Pflegepatenschaften, zum Beispiel für einzelne Beete oder Rasenflächen. Da wäre es kontraproduktiv, im übertragenen Sinne jedes Blatt nachzuzählen.“
Ähnlich handhabt der Bauhof das aktuelle Thema der Eichenprozessionsspinner, die mittlerweile auch in Rees zu einem Problem geworden sind. So können die Grundstücksbesitzer ihre Bäume an Straßenbereichen gegen eine kleine Gebühr ebenfalls behandeln lassen. Für die Betroffenen sei dies finanziell günstig, und der Bekämpfungserfolg insgesamt größer. Das nütze schließlich der ganzen Stadt, so Andreas Böing.
Sehr positiv wird nach seiner Erfahrung auch eine andere Aktion mit Bürgerbeteiligung angenommen: die Geburtenbäume. Neugeborene Reeserinnen und Reeser erhalten von der Stadt einen Baum, den der Bauhof überreicht, verbunden mit detaillierten Pflanz- und Pflegetipps. „Auf diese Weise tragen wir alle dazu bei, das Stadtbild dauerhaft grün und schön zu erhalten“, meint der Bauhofleiter – und führt das Ergebnis der Redaktion KommunalTechnik bei einer abschließenden Stadtrundfahrt zu Recht stolz vor.
Jens Noordhof, Redaktion KommunalTechnik
Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 3/2018 der KommunalTechnik.