Gehölzpflege in Allendorf
Die 5.600-Einwohner Gemeinde Allendorf-Eder ist von Industrie geprägt. Mitten im Ederbergland steht das Hauptwerk der Viessmann Werke, dazu ein eigener Flugplatz. Für Bauhofleiter Horst Huhn hat dies einige Vor-, aber auch Nachteile: „Wir profitieren durch das Werk. Es gibt eine gepflegte Infrastruktur, obwohl wir nicht direkt an einer Autobahn liegen“, erklärt er. Seine zehn Mitarbeiter kommen aus unterschiedlichen Handwerksberufen. Neben Maurern und Forstwirten arbeiten Landmaschinenmechaniker sowie CNC-Fräser und Gärtner auf dem Bauhof. Werden neue Mitarbeiter gesucht, entscheidet nicht allein der erlernte Beruf: „Wir achten darauf, dass die Leute mit anpacken können und im Team arbeiten, auch wenn sie zeitweise neben ihrem Gewerk in der Grünpflege oder dem Winterdienst eingesetzt werden.“
Gemeinsam fahren wir vom Bauhof, der sich ein Gelände mit der Freiwilligen Feuerwehr, einem Dienstleitungszentrum und der Postagentur teilt, zu einem nahen Schulgelände, dessen Feuerwehrzufahrt frei geschnitten werden muss. „Wir haben eigentlich einige Wirtschaftswege, an denen wir die Hecken und Bäume schneiden müssten, doch die Bodenverhältnisse lassen es nicht zu. Es sind meist Graswege, die wir mit Schlepper und Lkw kaputt fahren würden. Uns fehlen einige starke Frosttage, damit die Wege befahrbar werden. Aber sobald es kalt genug ist, werden wir mit dem Winterdienst beschäftigt sein“, erzählt Horst Huhn und deutet auf die Allendorf umgebenden Berge. Die höchste Stelle der Gemeinde liegt bei 380 m ü.n.N.
Warten auf Frost
Am 95 PS-Schlepper ist schon der Schneepflug montiert und Fahrer Tim Clemens zeigt auf eine massive Verstrebung, mit der ein Auslegearm für die Astschere an der Dreipunkt-Aufhängung des Hecks befestigt ist: „Sollten wir morgen früh einen Winterdiensteinsatz haben, muss nur der Auslegearm gegen eine Streueinheit ausgetauscht werden. Das dauert keine 20 Minuten.“ Als Fahrer ist er für den Schlepper und seine Anbaugeräte verantwortlich, war aber auch maßgeblich in die Entscheidungen für einen neuen Auslegearm eingebunden. „Unsere Astschere verwendeten wir schon am alten Ausleger. Den hatte der Bauhof Anfang der 1990er Jahre von einem Wasser und Bodenverband erworben, der ihn sich in den 80er Jahren angeschafft hatte. Nach fast 30 Jahren musste er ersetzt werden. Nachdem wir uns auf der „demopark“ über mögliche Hersteller informiert hatten und ein Ersatz im Haushaltsplan genehmigt worden war, konnten wir uns mit den lokalen Händlern in Verbindung setzen“, erzählt Horst Huhn. Ihm ist es wichtig, dass neue Maschinen in der Region gekauft werden: „Unsere Gewerbetreibenden zahlen Steuern an die Gemeinde, von denen wir unseren Haushalt finanzieren. Daher sollte das Geld auch hier bleiben“, erläutert er sein Vorgehen.
Seine Mitarbeiter können dabei Wünsche äußern, was ersetzt werden sollte und muss, und welche Anforderungen das Gerät erfüllen muss. Im Falle des Auslegearms fiel die Wahl auf einen Twiga von Spearhead: „Es kamen auch andere in Frage, bei denen uns letztendlich das Preis-Leistungsverhältnis sowie die Konstruktion nicht überzeugt haben. Sie waren etwas leichter, wirkten aber nicht so stabil“ sagt er und Tim Clemens ergänzt: „Bisher hatten wir auch keine Schäden am Ausleger, also seit 2013.“
Die Steuerung ist elektrisch-proportional - wenn ich den Hebel nur ein kleines Stück nach hinten ziehe, bewegt sich der Ausleger auch nur ein kleines Stück
Üben und Wenden
Bis er richtig mit dem Ausleger umgehen konnte, so schätzt er, waren ca. 50 Einsatzstunden nötig: „Die Bedienung ist denkbar einfach, das kann fast jeder sofort. Bis man aber seine volle Einsatzgeschwindigkeit erreicht hat, braucht es etwas Übung.“ Je nach Gehölzarten und Einsatzstrecke schafft er 400 m bis 1,2 km in der Stunde: „Dabei ist der Verbrauch des Schleppers mit ungefähr 4 l in der Stunde nicht viel höher, als im Standgas.“ Während der alte Ausleger über ein Bowdenzug-System mit mehreren Steuerungshebeln bedient wurde, wird der Twiga mit einem Joystick bedient, so Tim Clemens: „Die Steuerung ist elektrisch-proportional - wenn ich den Hebel nur ein kleines Stück nach hinten ziehe, bewegt sich der Ausleger auch nur ein kleines Stück. Das macht die Steuerung sehr einfach und intuitiv.“ Geschnitten werden zumeist Weichhölzer wie Pappeln, Haselbüsche, Weiden, Schwarzdorn und Hartriegel. Seltener stehen auch Eichen, Buchen oder vereinzelte Nadelgehölze in den Hecken, die mit geschnitten werden. „Wir haben auch Obstgehölze auf unseren Grünflächen, aber die schneidet unserer Gärtner von Hand“, erzählt Horst Huhn. Und weiter: „Wir haben für den Auslegearm auch ein Mulchgerät und eine Grabenfräse. Mit dem Mulchgerät haben wir schon einzelne Hecken gekürzt, doch das Schnittbild ist unsauber und wirkt ausgefranst. Das ist für uns nur eine Notlösung.“ Um den Mulchkopf effizient einsetzen zu können, ist der Ausleger mit einem Rotor-Flex-Gelenk ausgestattet - die Anbaugeräte können damit um 180° geschwenkt werden: „Im Heckenschnitt wird es höchstens genutzt, wenn ein Ast dicker als 6 cm ist und von beiden Seiten bearbeitet wird“, verrät Tim Clemens. Als angenehm empfindet er auch die vordere Reichweite des Arms. Hierbei kann das Arbeitswerkzeug auf Höhe der Fahrzeugkabine betrieben werden „Dass unsere Fahrer sich nicht ständig im Sitz drehen müssen, war ein wichtiges Kaufkriterium“, erläutert Horst Huhn.
Veränderungen
Sind die Hecken erst einmal gekürzt, arbeitet eine Handkolone nach: schneidet einzelne Zweige ab und zieht sie auf den Weg, wo sie von einem Bagger zusammen geschoben und auf einen Lkw geladen werden. Wie Horst Huhn erklärt, werden sie thermisch verwertet: „Wir lagern sie auf unserem Schredderplatz. Später werden sie gehäckselt und einem Wärmekraftwerk des Landkreises zugeführt.“
Mit einem Blick auf den Bagger erzählt der Bauhofleiter, dass es eigentlich Zeit für einen Neuen wäre: „Aber das war im letzten Haushalt nicht möglich. Wir versuchen unsere Maschinen auszutauschen, bevor größere Reparaturen, die wir nicht mehr selbst leisten können, sie unwirtschaftlich machen. Es gab aber auch schon Geräte, die wir behalten haben bis es keine Ersatzteile mehr gab.“ Die Maschinenbeschaffung könnte in Zukunft anders ablaufen, da er seit Januar 2016 zwei Bauhöfe leitet: „Die Bauhöfe Allendorf und Bromskirchen haben fusioniert. Wir sind jetzt ein Bauhof, haben aber zwei Standorte und teilweise doppelte Ausstattung. Zugunsten der Auslastung wird die ein oder andere Großmaschine in Zukunft sicher nur noch an einem Standort vorgehalten.“ Aber als erstes müssen die Mitarbeiter als Team zusammen finden, bevor die Maschinenausstattung neu aufgestellt wird.
Gesa Lormis
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Zeitschrift KommunalTechnik Ausgabe 1 Jan./Feb. 2016.