Forschungsprojekt zum Winterdienst
Bisher werden im Winterdienst überwiegend einzelne technische Systeme, oft auch losgelöst voneinander eingesetzt. Das Expertenwissen liegt bei den langjährigen Mitarbeitenden und hilft diesen bei der Einsatzentscheidung und beim Vorgehen bei der Winterdienstdurchführung. Ein Forschungsprojekt soll nun technische und organisatorische Einzellösungen (z. B. IoT, Sensorik, Softwarelösungen, Fahrzeugkomponenten, digital verfügbare Wetterdaten, Expertenwissen) zu einem abgestimmten Gesamtsystem (Mensch – Prozess – Organisation – Technik) zusammenführen.
Nutzergerechtes und lernendes IoT-System
Im Juni startete das Forschungsprojekt „Steigerung der Nachhaltigkeit und Präzision im Winterdienst durch Digitalisierung – NachWinD“. Ziel ist der Aufbau und die Evaluation eines nutzergerechten und lernenden IoT-Systems zur digitalen Unterstützung in der Winterdienstvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung. Gemeinsam haben das Fraunhofer-Institut mit Sitz in Lemgo, der INFA-ISFM e.V., ein An-Institut der FH Münster, und Okeanos Smart Data Solutions GmbH mit Sitz in Bochum im Jahr 2023 einen überzeugenden Projektantrag im Rahmen des Innovationswettbewerbs „GreenEconomy.IN.NRW“ eingereicht und freuen sich nun über die Bewilligung von EU-Mitteln und NRW-Landesmitteln zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation.
Ziel: Streumittelverbrauch senken
Im Forschungsprojekt wird der zentralen Frage nachgegangen, wie die Einsatzhäufigkeit und der Streumittelverbrauch im Winterdienst aufgrund des gezielten Einsatzes des oben beschriebenen Gesamtsystems gesenkt werden können. Ziel ist es, die Umweltbelastung durch Salzausbringung und die Reduktion von Fahrzeugemissionen zu senken. Dies würde auch die Kosten der öffentlichen Hand für die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit durch den Winterdienst reduzieren.
Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, dass verantwortliche Planende und Einsatzleitungen eine deutlich bessere Entscheidungsgrundlage erhalten, auf der sie Winterdienstbereitschaft anordnen und Einsätze der operativen Kolonnen ausrufen können. Tourenplanungen und die Streumittelausbringung könnten demnach zukünftig dynamisch an der Wetterlage ausgerichtet werden und sich auf die tatsächlich betroffenen Verkehrsbereiche beschränken. Dazu soll eine Vielzahl verschiedener Daten, wie bspw. Wetter- und Klimadaten, Straßenbelagsinformationen und stadtspezifische Besonderheiten, in einer Datenbank zusammengeführt werden. Durch eine selbstlernende Softwarelösung sollen u. a. KI-Modelle zukünftig individuelle Vorhersagen treffen und damit die Entscheidungen der Verantwortlichen absichern.
An Umfrage beteiligen
Um ein zukünftiges Ergebnis des Projekts besser auf die Anforderungen der Einsatzleitungen im Winterdienst auszurichten, findet jetzt eine breit angelegte Umfrage unter den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Dabei sollen die Erfahrungen der Bau- und Betriebshöfe bezgl. der Einsatzplanung, -organisation und -durchführung abgefragt werden. Gleichzeitig werden die aktuellen technischen Möglichkeiten im Zusammenspiel zwischen Softwareanwendungen im Winterdienst, Wetterinformationen und Streutechnik am Markt erhoben und bewertet.
Nach dieser Grundlagenermittlung sollen verfügbare digitale Daten über verschiedene allgemeine und individuelle Parameter der Gebietskörperschaften zusammengeführt werden, welche die Einsatzhäufigkeit und die Streugutausbringung beeinflussen. Daraus abgeleitete, regionsspezifische Modelle zur Vorausberechnung anstehender Winterereignisse sollen im Anschluss für die Einsatzplanung und die Tourenführung verwendet werden. Pilotbereiche im Kreis Lippe und im Stadtgebiet von Paderborn dienen bereits im Winter 2025/2026 als Versuchsstrecken, um den Erfolg der Ergebnisse bewerten zu können. Im Projekt sind der Kreis Lippe – Eigenbetrieb Straßen, der ASP Paderborn und der Deutsche Wetterdienst als assoziierte Partner beteiligt.
Die Umfrage läuft bis zum 30.11.2024.
INFA/cca