Bauhof Geisenfeld - (Fast) alles in eigener Hand
Der Bauhof ist eine Abteilung der Stadt mit 11.650 Einwohnern. Vor 34 Jahren wurde dieser in den Ortsteil Zell ausgelagert, weil der vorherige Standort in der Stadtmitte zu eng wurde. Das rund 9.500 m² große Gelände beherbergt ein Bürogebäude mit Sozialräumen und Aufenthaltsraum sowie Maschinen- und Gerätehallen, Werkstatt, Fahrzeug-Waschanlage und Salzlager. Vor drei Jahren erfolgte zur Vergrößerung des Aufenthaltsraums in Gemeinschaftsarbeit und fast komplett in Eigenleistung ein 50 m² großer Anbau sowie die Gestaltung der Außenanlagen. „Alles in Abstimmung und der Unterstützung von Bürgermeister, Stadträten und Verwaltung“, fügt Johann Koschitschek hinzu.
Seit sieben Jahren ist der gelernte Maurer mit Befähigung zur Ausbildung von Lehrlingen der Bauhofleiter. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem Personalführung und tägliche Personaleinteilung zusammen mit seinem Stellvertreter Sven Wolfsfellner. So beraten die beiden bei Arbeitsbeginn zunächst die anfallenden Arbeitsabläufe, bevor in der anschließenden Team-Besprechung die konkrete Einteilung der Fahrzeuge, Maschinen und Mitarbeiter erfolgt. Zum anderen ist der Bauhofleiter zuständig für die Betreuung des Fuhrparks und Organisation aller notwendigen Pflege- und Wartungsarbeiten. Weiter fungiert der 57-Jährige als Ansprechpartner hinsichtlich Organisation, Kontakt und Zusammenarbeit mit allen Fremdfirmen. Schließlich stellt er den Mittler zwischen Stadtverwaltung und Bauhofteam dar – sowohl in finanziellen Angelegenheiten und Investitionen als auch in den täglichen Arbeiten.
Vielfältiges Aufgabenspektrum
Nach dem Winterdienst kümmert sich der Bauhof um die Grünflächenpflege. Zu betreuen sind elf Sportplätze, elf Bolzplätze, 26 Spielplätze, acht Kindergärten und gut 52 Grünanlagen, die mit dem Handmäher gepflegt werden. Außerdem fallen die Pflege und der Unterhalt der 28 städtischen Rückhaltebecken an. Weiter müssen in den Kindergärten und Sportplätzen jährlich bzw. bei Bedarf Sand aus den Sandkästen und Fallzonen ausgetauscht werden. Auf dem Programm stehen auch Pflege und Unterhalt von zwei Friedhöfen sowie aller Liegenschaften der Stadt.
Bevor vor allem im Herbst und Winter die Gehölzpflege in allen Stadtteilen auf dem Programm steht, gehören Straßenunterhalt und -reparatur zu den täglichen Schwerpunkten. „Da zeigt sich, was wir können. Wir sind dafür bestens ausgestattet“, stellt Johann Koschitschek fest und verweist mit Stolz auf seine Mitarbeiter, die eine Reihe von Handwerksberufen wie Schreiner, Mechaniker, Landschaftsbauer und ausgebildete Straßenwärter mitbringen. So steht einer schlagkräftigen Ausführung nichts im Weg.
Der 57-Jährige kann auf 20 Mitarbeiter – 16 Vollzeit, drei Teilzeit und einen Lehrling – bauen, von denen vier als Vorarbeiter eingesetzt sind. Während ein bis zwei Personen in der Werkstatt, zwei bis drei Personen in der Schreinerei und je nach Wachstum drei bis vier Mann in der Grünflächenpflege beschäftigt sind, besteht der Straßenunterhalt-Trupp je nach Bedarf meist aus drei bis fünf Personen.
136 km Straßennetz
Die Palette der Arbeiten dieses Teams ist äußerst vielfältig. So sind 136 km Straßennetz sowie über 20 km Geh,- Rad- und Schotterwege zu betreuen, wobei die größte Entfernung 20 km vom Bauhof ist. Weiter stehen an Sinkkästen reinigen und bei Bedarf neue anlegen, kleine Straßenschäden asphaltieren, Risse vergießen, Schächte angleichen und heben, Winterdienst, Straßen kehren, sprich kleinere Verschmutzungen mit der Anbaukehrmaschine beseitigen, Abfalleimer und Hundekotstationen leeren, Unkrautbekämpfung mit dem Wildkrautbesen bzw. Fugenkratzer, Pflasterarbeiten in kleinem Rahmen, also Ausbesserungsarbeiten bzw. neu pflastern und einsanden, Bankette schottern und wiederherstellen sowie Ausbesserungsarbeiten. Hinzu kommen Grundplatten für Bushaltestellen erstellen, Sandfänge reinigen und nach Bedarf Gräben ausbaggern und mit Wasserbausteinen befestigen. Das Mähen von Begleitgrün an Straßenrändern, größere Asphaltarbeiten und Straßenkehren sind hingegen ausgelagert. „Die Investition in Spezialmaschinen wäre zu teuer. Außerdem wäre die Auslastung zu gering“, begründet der Bauhof-Chef.
„Durchschnittlich sind im Sommer zwei bis drei Tage pro Woche für den Straßenunterhalt reserviert“, verrät der Bauhofleiter. Folgende Maschinen sind dazu im Einsatz: ein Mobilbagger, ein Kettenbagger, zwei Schlepper mit 80 bis 146 PS, zwei MAN-Lkw - einer mit und einer ohne Kran. „Mit dieser Ausstattung sind wir zufrieden. Denn damit bewältigen wir alles, was wir zu tun haben“, fügt er hinzu und teilt mit, dass er gegebenenfalls bei Bedarf an Neuanschaffungen auf offene Ohren stößt. „Wir genießen jede Unterstützung – egal ob von Bürgermeister, Stadtrat oder Verwaltung“, freut er sich und erzählt, dass es bisher noch keine Ablehnung gegeben hat: „Wir bekommen alles, was wir notwendig brauchen. Das zeigt, dass der Bauhof Wertschätzung erfährt und das freut uns sehr.“ Auf diese Weise ist es möglich, vorausschauend zu planen, wobei die komplette Mannschaft eingebunden ist. „Jeder wird gehört und kann seine Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen. Aus der Praxis heraus gibt es die wertvollsten Tipps“, betont er. Jährlich erfolgt außerdem ein Besuch zusammen mit einem Mitarbeiter auf einer Fachmesse, um Neuheiten wie z. B. die Klapperpaste zum Schächteangleichen, zu erkunden und zu erstehen. Manchmal bringen einfache Dinge große Wirkung und Verbesserungen.
Vorbeugen statt Reparieren
Die Bauhof-Mannschaft hält viel von vorbeugenden Maßnahmen wie Risse vergießen, Unkrautbekämpfung und Bankette abschieben. „Denn das größte Gift für Teerstraßen ist Wasser. Deshalb tun wir alles dafür, dass es abläuft. Trockene Fahrbahnen halten länger“, spricht Johann Koschitschek aus Erfahrung. Nur bei schönem und trockenem Wetter werden Risse vergossen und Asphaltierungsarbeiten erledigt. Dabei lässt die Mannschaft immer mehrere Baustellen zusammenkommen und legt dann konzentriert los. Jeder Mitarbeiter bzw. viele Bürger melden eventuelle Schäden, die dann im Laufe der Zeit abgearbeitet werden.
Zum Asphaltieren ist der Bauhoftrupp gut ausgerüstet. Zunächst wird die Baustelle verkehrsmäßig abgesichert und dann geht es in folgender Reihenfolge los: Fugenband anbringen, Haftkleber aufsprühen, Gefälle prüfen und schließlich Teer auftragen, glätten und mit Rüttelplatte verfestigen. Die Thermobox auf der Lkw-Ladefläche fasst 2 t Asphalt, der bei Bedarf beim 15 km entfernten Bayerischen Asphalt-Mischwerk abgeholt wird. Auf diese Weise hält die Temperatur so lange, bis die Arbeiten erledigt sind. Nach Abkühlung der Grobschicht wird die Feinschicht aufgetragen.
Arbeiten im Team
„Ich lege viel Wert auf gute Zusammenarbeit und möchte, dass es allen gut geht. Wir sind ein Team und jeder wird so geschätzt, wie er ist“, erklärt Johann Koschitschek, der sich auf seine Kollegen verlässt. „Sie sind Profis und in der Lage, die gestellten Aufgaben selbstständig, gewissenhaft und zufriedenstellend zu erledigen“, so der Chef, der die komplette Verantwortung für Maschinen und Aufgaben stets den Truppenführern überträgt. Freilich schadet ab und zu eine Kontrolle nicht. „Wenn das Resultat passt, spare ich nicht mit Lob“, versichert er und weist darauf hin, dass er für seine Leute die Verantwortung übernimmt.
So sorgt er beispielsweise zusammen mit Bauamtsleiterin Irene Wimmer für den nötigen Arbeits- und Gesundheitsschutz. So werde allen eine passende und hochwertige Arbeitskleidung mit Kopfbedeckungen sowie Sonnencreme, Zecken- und Mückenschutz zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden die Mitarbeiter aufgefordert, im Sommer bei hohen Temperaturen regelmäßig kurze Pausen zum Trinken zu machen - genauso wie Aufwärmpausen bei Minusgraden im Winter. „Wir passen alle gut zusammen, fühlen uns wohl und es herrscht ein angenehmes Arbeitsklima. Alle zeigen Engagement und Motivation“, beschreibt der Bauhofleiter die Situation.
Sein Anliegen ist ebenfalls, das Bauhofpersonal selbst aufzubauen. Insgesamt hat Johann Koschitschek schon fünf Lehrlinge ausgebildet. „Facharbeiter sind Mangelware. Junge Mitarbeiter können wir selbst nach unseren Bedürfnissen formen“, erklärt er und stellt fest, dass alle froh sein müssen, wenn sich immer wieder ein Lehrling bereit erklärt, diesen Beruf auszuüben. Vor kurzem feierte ein Straßenwärterlehrling seinen Berufsabschluss, im Moment geht ein Straßenwärterlehrling ins 3. Lehrjahr und im September startete ein Auszubildender zum Tiefbaufacharbeiter. „Ich bin jedes Mal stolz, wenn ich sehe, was die jungen Leute auf die Beine stellen, wie sie sich entwickeln und was sie dazulernen“, so Johann Koschitschek, der ihnen durchaus verantwortungsvolle Arbeiten wie Fahren der Streufahrzeuge im Winterdienst oder Bedienung des Mobilbaggers überträgt. Nach drei Jahren Ausbildung ist er stolz, dass sie die Lehre geschafft haben und versucht, sie in die eigene Mannschaft zu integrieren. Weiter wünscht er sich, dass sich mehr Bauhöfe dazu entschließen, ihren Nachwuchs selbst auszubilden.
Wachsendes Aufgabenspektrum
„Das Aufgabenfeld hat sich enorm gewandelt und zu den üblichen Arbeiten sind viele andere dazugekommen“, bekräftigt er und führt z. B. eine Vielzahl von Vereinsfesten sowie Veranstaltungen der Stadt wie Bürgerfest und kulturelle Events an. Hier ist der Bauhof zuständig für die Verkehrsabsicherung, Aufstellen von Hütten und Verkaufsständen und anschließende Aufräumarbeiten.
„Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir alles mit unserem Team und den Fachkräften gut bewältigen werden“, ist er überzeugt und hofft, dass es so weitergeht wie es gerade läuft. Sein Wunsch: ausreichend Personal mit Handwerksberufen und Angleichung der Bezahlung im TVDÖ. „Vielleicht gibt es ja für den Bauhof in Zukunft sogar eine zusätzliche Stelle“, wagt er seinen Traum zu formulieren.
Seit Anfang Mai ist zur Bauhofzuständigkeit die Gemeinde Ernsgaden neu hinzugekommen, wobei auch eineinhalb Arbeitskräfte integriert wurden. Vorrangiges Ziel von Johann Koschitschek ist, dort den gleichen Standard wie in Geisenfeld herzustellen. „Dann sind die zusätzlichen Tätigkeiten zu stemmen“, ist er sich sicher.
Text und Fotos: Helga Gebendorfer