Wuppertal: Enorme Herausforderungen

Anforderungen der Nutzenden, Kostendruck, drohende Fahrverbote: Das Fuhrparkmanagement kommunaler Unternehmen steht vor vielen Herausforderungen.
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Erfahrener Fuhrparkprofi: Michael Schulz.

Herausforderungen, denen sich auch Michael Schulz täglich neu stellen muss. Er ist als Fuhrparkmanager der Wuppertaler Stadtwerke (WSW), für eine Flotte von aktuell rund 380 Fahrzeugen verantwortlich. Eine sehr heterogene Flotte: Rund 40 % der Fahrzeuge sind Pkw oder Transporter bis 2,8 t. Die übrigen 60 % sind leichte und schwere Nutzfahrzeuge verschiedener Gewichtsklassen. Gerade bei den schweren Nutzfahrzeugen finden sich zudem zahlreiche Fahrzeuge in der Flotte, die über spezielle Aufbauten, wie etwa Spülaufbauten zur Kanalreinigung verfügen.

„Die große Vielseitigkeit unserer Flotte liegt in der der Vielfalt des Aufgabenspektrums begründet, das wir zu bewältigen haben“, erläutert Michael Schulz. So werden im Versorgungsgebiet der WSW über 445.000 Einwohner mit Strom und über 37.000 Haushalte mit Erdgas versorgt. Die Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung sind weitere Aufgabenschwerpunkte für die WSW-Mitarbeiter. Das Abwasserkanalnetz umfasst 1.532 km, dazu kommen unter anderem 75 Regenrückhaltebecken, die ebenfalls instandgehalten werden müssen.

„Bei uns gleicht kaum ein Fahrzeug dem anderen, was den Job für mich als Flottenmanager nicht einfacher macht“, sagt Michael Schulz, der nicht nur für die Beschaffung der Fahrzeuge verantwortlich ist, sondern auch die Betriebskosten der Fahrzeuge jederzeit im Blick haben muss.

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Regelmäßige Durchsicht: Hier checkt Werkstattleiter Michael Grünewald ein Fahrzeug der Verkehrsbereitschaft.

Vielfältiges Aufgabenspektrum

Werden die Nutzfahrzeuge in der Kostenrechnung nicht „auffällig“, bleiben sie zehn Jahre in Flotte. „Grund für die lange Nutzungsdauer sind die oft speziellen und daraus resultierend oft sehr teuren Auf- und Ausbauten“, so Schulz. Das betrifft nicht nur die bereits erwähnten Spülfahrzeuge für die Reinigung des Abwassernetzes oder Lkw mit denen Komponenten für die Freilandleitungen transportiert werden. „Auch unsere Transporter aus dem 3,5-t-Segment sind keine Transporter von der Stange“, betont Schulz Die Fahrzeuge werden von den Bautrupps und Service-Team des Energie- und Wasserversorgers eingesetzt. Jede Fahrzeugeinrichtung wird individuell in Absprache mit dem jeweiligen Nutzer konfiguriert und umgesetzt. Das führt dazu, dass selbst die Einrichtungen selbst sehr unterschiedlich ausfallen können. Für die WSW ist es sehr wichtig, dass die jeweiligen Fahrzeuge möglichst punktgenau auf die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzer abgestimmt werden.

Aus diesem Grund ist auch der Bestellprozess bei Neu- und Ersatzbeschaffungen kein Routinejob. „Schon bei der Planung anstehender Ersatzbeschaffungen setze ich mich als Fuhrparkmanager mit den jeweiligen Nutzern zusammen und konfiguriere gemeinsam mit ihnen das Fahrzeug“, erklärt Schulz das Vorgehen. Das sei notwendig, weil die jeweiligen Aufgabenbereiche sehr unterschiedlich sind und das Auswirkungen auf die Konfiguration des Fahrzeuges oder der Einrichtungen habe. Ist das jeweilige Team beispielsweise für neue Gasanschlüsse zuständig, muss neben den handwerklichen Arbeiten auch einiges an Dokumentationsaufgaben erledigt werden. Aus diesem Grund ist für diese Teams auch ein Büroarbeitsplatz im Fahrzeug erforderlich.

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Die Wuppertaler Stadtwerke betreiben rund 380 Fahrzeuge.

Robuste Allradtechnik

Noch spezieller wird es für die Teams, die für die Wartung und Reparatur der Freilandleitungen zuständig sind. Auch sie müssen jede Menge Werkzeuge „am Mann“, respektive im Transporter haben. Aber sie bewegen sich auch häufig weit abseits befestigter Straßen, um beispielsweise Hochspannungsmasten zu erreichen. Schulz: „Um auch bei widrigen Wetterbedingungen ein Maximum an Mobilität zu gewährleisten, geht hier nicht ohne einen lupenreinen Allradantrieb.“ Seit einigen Jahren setzen die WSW für dieses Einsatzprofil auf Citroen-Transporter, die von der französischen Firma Dangel im Einrechnungsgeschäft mit einem mechanischen Allradantrieb ausgerüstet werden. „Eine Lösung, die bei manchen Mitarbeitern zunächst auf Skepsis gestoßen, die sich aber inzwischen sehr bewährt hat“, lobt Schulz. Die Zusammenarbeit mit Dangel geht inzwischen so weit, dass Werkstattmitarbeiter der WSW die notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen bei Dangel absolviert haben und Wartungs- und Garantiearbeiten in Eigenregie durchführen dürfen.

Eine weitere Schwierigkeit bei den Servicefahrzeugen der WSW: Gerade bei den leichten Nutzfahrzeugen wird häufig an der Nutzlastgrenze operiert. Im Regelfall beträgt die Nutzlast bei einem 3,5-Tonner rund eine Tonne, rund 400 kg wiegt eine Werkstatteinrichtung, gute 500 kg sind an Werkzeugen und Material an Bord“, rechnet Michael Schulz vor. Gerade wenn schwere Werkzeuge mitgeführt werden, müssen wir an der einen oder anderen Stelle abspecken, um im 3,5-t-Segment bleiben zu können. Wird es schwerer, muss der Fahrer ein Führerschein der Klasse C haben, an der Berufskraftfahrer-Qualifizierung teilnehmen. „Das wollen wir möglichst vermeiden, weil die Prozesskosten in diesem Fall deutlich steigen würden.“ Außerdem gibt es immer weniger Mitarbeiter, die überhaupt über den Lkw-Führerschein verfügen.

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Safety first: Geht es um Sicherheit, gibt es für den Fuhrparkmanager der Wuppertaler Stadtwerke (WSW), Michael Schulz, keine Kompromisse. Das gilt auch für die Reifen.

Potenzial für Verbrauchsoptimierungen

Ein durchaus relevantes Thema ist auch für Michael Schulz der Kraftstoffverbrauch. „Unsere Fahrzeuge sind überwiegend innerstädtisch unterwegs. Die Topographie Wuppertals mit seinen zahlreichen Steigungen im Straßennetz sorge für vergleichsweise hohe Durchschnittsverbräuche. Gleichwohl ist sich Schulz sicher, mit einer stärker verbrauchsorientierten Fahrweise die Durchschnittsverbräuche zumindest teilweise spürbar nach unten korrigieren zu könnten. Das Problem seien hier allerdings die Zuständigkeiten. Er als Fuhrparkmanager habe keine Weisungsbefugnis gegenüber den Fahrern. „Ich kann nur appellieren, vorausschauend zu fahren“, sagt Schulz.

Zusätzlich zu den Herausforderungen des Tagesgeschäftes muss sich der erfahrene Flottenmanager schon jetzt mit künftigen Herausforderungen befassen. Auch Wuppertal gehört zu den Kommunen, für die die Deutsche Umwelthilfe vor Gericht Fahrverbote einklagen will. „Kommt es dazu, wird das auch gravierende Auswirkungen auf unseren Fuhrpark haben“, so Schulz. Er rechnet damit, dass es bereits in wenigen Jahren zu Fahrverboten kommen könnte. Das Problem: Die durch die sehr speziellen Aufbauten oft langfristig in den Flotten verbleibenden Fahrzeuge entsprechen teilweise nur der Euro-4-Abgasnorm und würden spätestens nach der Verhängung von Fahrverboten nicht mehr in sensible Bereiche einfahren dürfen. Ein Thema, das längst auch im Vorstand der WSW angekommen ist. Schulz wurde beauftragt eine Risikoabschätzung zu erstellen, auf dessen Grundlage im Anschluss eine neue Beschaffungsstrategie entwickelt werden soll.

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Strom tanken: Schon heute gibt es in der WSW-Flotte zwölf Elektrofahrzeuge, für die auch die erforderliche Ladeinfrastruktur zur Verfügung steht.

Alternativen zum Diesel

Die aktuell zur Verfügung stehenden Antriebsalternativen zum Diesel sind Fahrzeuge mit Erdgasmotoren oder Elektrofahrzeuge. Gegenwärtig sind zwölf Pkw mit Elektroantrieb in der WSW-Flotte. Die Erfahrungen mit Blick auf die Reichweiten sind überwiegend positiv. Nicht so positiv wird von den jeweiligen Nutzern dagegen die vorhandene Ladeinfrastruktur bewertet. „Hier müssen wir investieren, wenn wir künftig stärker auf Elektromobilität setzen wollen,“ so Michael Schulz.

Aus heutiger Sicht wären für den Fuhrparkmanager Elektrofahrzeuge allerdings nur zweite Wahl. Zum einen aufgrund der noch nicht wettbewerbsfähigen Investitionskosten in Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur. Im Transporter-Segment sind die Beschaffungskosten aktuell doppelt so hoch, wie die für ein Dieselfahrzeug. Für Unternehmen die mit einer dreistelligen Transportflotte unterwegs sind, ist das schon ein ordentlicher Happen, den es zu verdauen gilt. Zwar würden Investitionen in die Elektromobilität auf Antrag gefördert, so dass ein Teil der Mehrkosten abgedeckt sei, aber die Bewilligung von Fördermitteln setze zwingend einen Kauf der Fahrzeuge voraus. Angesichts des schnell voranschreitenden Entwicklung schon in zwei Jahren wieder veraltet sind.

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Wahrzeichen Wuppertals: Auch die Schwebebahn über der Wupper wird von den WSW betrieben.

Erdgas als Kraftstoff

Die praxisorientiertere Alternative ist für Schulz die Erdgastechnologie. Hier gebe es auch im Segment der leichten Nutzfahrzeuge verfügbare Fahrzeuge ab Werk. Gegen Erdgas spreche die im Raum Wuppertal sehr geringe Zahl an Erdgastankstellen. „Aktuell steht uns im Stadtgebiet nur eine Tankstelle zur Verfügung“, bedauert Michael Schulz. Das sei auch der Grund dafür, dass aktuell nur ein Transporter mit Erdgasantrieb in der Flotte ist. Würde sich die Zahl der Erdgastankstellen auf zwei oder gar drei im Raum Wuppertal erhöhen, könnte das zur Folge haben, dass auch die Wuppertaler Stadtwerke stärker in diese Antriebstechnologie investieren.

Für eine auf Erdgas basierende Mobilitätsstrategie sprich nach Michael Schulz Auffassung auch die Verfügbarkeit der Fahrzeuge. Einige Hersteller bieten leichte Nutzfahrzeuge mit Erdgasantrieb direkt ab Werk zu Preisen, die durchaus mit den Dieselvarianten mithalten könnten. Probleme sieht Schulz jedoch bei der der eingeschränkten Nutzlast: „Die Erdgastanks wiegen leider spürbar mehr, als ein Dieseltank. Werden die Fahrzeuge wie bei uns, bis zur Nutzlastgrenze ausgeladen, ist das natürlich ein spürbarer Nachteil!“

Wie die künftige Mobilitätsstrategie der WSW letztlich aussehen wird, lässt sich derzeit noch nicht wirklich abschätzen. Michael Schulz ist sich allerdings sicher, dass der Diesel auf absehbare weiterhin die dominierende Rolle in der WSW-Flotte spielen wird.

Stephan Keppler, Redaktion KommunalTechnik

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