Reportage Autobahnmeisterei Neusitz

Wichtigste Devise im Winterdienst auf Autobahnen ist, Glätte nicht zu bekämpfen, sondern sie im Optimalfall präventiv zu verhindern. Dabei spielt vor allem Sole, also „FS 100“, mittlerweile eine immer größere Rolle – so auch bei der mittelfränkischen Autobahnmeisterei Neusitz.

Wer auf der Autobahn A 7 die Republik durchquert, kann sich des Gefühls kaum erwehren, mehr Baustellen als freie Strecke zu passieren. Die Realität ist natürlich nicht ganz so krass, aber gerade die Baustellen sind in jeder Hinsicht regelmäßig Engpässe, oft mit langen Staus und nicht selten Unfällen mittendrin. Eine zusätzliche Verschärfung kann im Winter eintreten, vor allem bei Schneefall. Das betrifft aber nicht nur die Verkehrsteilnehmer, sondern auch die Räumfahrzeuge. Wie zum Beispiel im Bereich der Autobahnmeisterei Neusitz, die den etwa 65 km langen Abschnitt der A7 von unterfränkischen Marktbreit bis zum Kreuz Feuchtwangen im Mittelfranken betreut: „In unserem Bezirk wird die Autobahn schrittweise komplett saniert, also von Grund auf neu aufgebaut. Die aktuelle Baustelle war 2017 nördlich von Rothenburg ob der Tauber und sollte eigentlich im Spätherbst für die kommenden Wintermonate aufgelöst werden. Dies geschah jedoch aus verschiedenen Gründen erst eine Woche später als geplant – und prompt kam am ersten Advent der erste Schnee dazwischen“, sagt Herbert Wagenländer, Dienststellenleiter der Autobahnmeisterei.

Das hatte auch für sein Team organisatorisch Konsequenzen. Normalerweise haben im Winterhalbjahr dort in jeder Schicht mindestens zwei Kollegen Bereitschaftsdienst. Sie prüfen kontinuierlich die Straßenverhältnisse und benachrichtigen bei Bedarf bis zu sechs weitere Kollegen, je nachdem, ob Glätte und/oder Schnee angesagt sind. Das technische Rückgrat der Autobahnmeisterei bilden vier dreiachsige Lkw sowie zwei Unimog. „Bei Bedingungen wie am ersten Adventswochenende hätten normalerweise vier Fahrzeuge mit je zwei Mitarbeitern als Besatzung gereicht. Wegen der langen Baustelle, in der wir keine Seiten-Schneepflüge einsetzen können, mussten wir aber auf sechs aufstocken und mit einfacher Besetzung fahren“, erklärt er weiter.

Von zwei verschneiten Adventswochenenden und einzelnen „Schnee-Tagen“ bis Mitte Januar abgesehen, hielten sich die Winterdiensteinsätze des Teams Neusitz noch im üblichen Rahmen der vergangenen drei Jahre. Somit überwog auch die Bekämpfung von Glätte gegenüber dem Schneeräumen, so Herbert Wagenländer weiter. Beides hat für ihn aber gleich hohe Priorität, wie er weiter betont: „Unsere oberste Devise ist, wie auf wohl allen Autobahnen als den Lebensadern des Verkehrs, nicht Glätte zu bekämpfen, sondern bereits ihre Entstehung zu verhindern. Hier liegt die vom Bund als oberster Behörde gelegte Messlatte sehr hoch – höher, als es auf Kreis- oder Gemeindestrassen üblich und notwendig ist. Darin soll keine Wertung liegen, aber es bedeutet für uns schlichtweg, deutlich früher aktiv zu werden.“

Sensoren ersetzt nicht die persönliche Überprüfung durch den Bereitschaftsdienst.

Vor diesem Hintergrund sind Wetter- und Glätteprognosen ein sehr wichtiges Mittel der Prävention. Dies fällt dem Besucher der Autobahnmeisterei schon im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes auf. Dort hängt ein großer 43-Zoll-Monitor, der permanent die aktuellen Wetterkarten und Verlaufsfilme des Wetterradars zeigt, ebenso wie die Messergebnisse der an mehreren Brücken installierten Sensoren und Wetterstationen. Im Bezirk Neusitz gibt es davon zwei, außerdem können Daten der benachbarten Meistereien abgefragt werden. So stehen Informationen über die relative Luftfeuchtigkeit, Temperatur von Luft und Fahrbahn sowie die Niederschläge zur Verfügung, anhand derer eine zu erwartende Glättebildung mit zwei bis fünf Stunden Vorlauf abgeschätzt werden kann, so der Dienststellenleiter. „Das ist sehr hilfreich, ersetzt allerdings nicht die persönliche Überprüfung durch unsere Kollegen des Bereitschaftsdienstes. Immerhin beträgt der Höhenunterschied zwischen Marktbreit und Feuchtwangen etwa 320 m, da kann die Glätte an sehr unterschiedlichen Punkten zum Problem werden, vor allem in der Übergangszeit im Herbst und Frühjahr. Insgesamt gilt deshalb für uns: Vorbeugen ist für uns das A und O. Und bevor die erste Flocke oder der erste Tropfen Regen auf gefrorenen Boden fällt, muss das Salz auf der Straße liegen. Denn ist der Stau erst einmal da, hat auch der Winterdienst keine Chance mehr.“

Völlig selbstverständlich ist für ihn übrigens auch die Dokumentation der durchgeführten Arbeiten via GPS-Technik. Auf diese Weise werden Zeiten, Fahrstrecken sowie Streubreiten und -mengen erfasst. „Das haben wir schon vor zehn Jahren umgestellt, und somit ist die Erfassung sowohl für die Salz- als auch für die Soleausbringung exakt möglich“, berichtet er. Eine Aufzeichnung per Papier sei nach seiner Einschätzung im Ernstfall vor Gericht wertlos. Außerdem sieht er darin eine deutliche Zeitersparnis und Entlastung seiner Mitarbeiter. „Sie sind im Ernstfall teilweise 8-10 h pro Schicht unterwegs. Dann hinterher noch Papiere ausfüllen zu müssen, wenn der Fahrer allein unterwegs war und keinen Beifahrer hatte, halte ich für nicht zumutbar“, so seine Überzeugung. „Und auch für die Abrechnung mit externen Dienstleistern bietet GPS viele Vorteile.“

Mit FS 30 sollte man möglichst nicht schneller als 40 km/h fahren.

Salz bedeutet in diesem Zusammenhang aber nicht „trockenes“ Material, sondern grundsätzlich Feuchtsalz, also entweder FS 30 oder FS 100, also Sole. Letztere hat dabei allerdings eindeutig den Vorrang, wie Herbert Wagenländer hervorhebt. Seit 2013 setzt die Autobahnmeisterei Neusitz Sole ein und hat damit im Regelbetrieb viele Erfahrungen sammeln können. Vorteil eins ist für ihn die absolut gleichmäßige Ausbringung und Verteilung auf der Fahrbahn. Auch FS 30 biete dafür schon eine relativ gute Gewähr, wobei die Erfahrung jedoch zeige, dass in der Praxis besonders die Verteilung durch Verwirbelung nachfolgender Fahrzeuge doch nicht immer optimal sei. Und aus der besseren Haftung der Sole auf der Fahrbahn ergibt sich für Herbert Wagenländer Vorteil zwei: höhere Fahrgeschwindigkeiten bei der Ausbringung.

„Mit FS 30 sollte man möglichst nicht schneller als 40 km/h fahren. Mit Sole sind dagegen bis zu 60 km/h möglich. Dadurch können wir erheblich effizienter arbeiten und auch kurzfristiger großflächig auf Witterungsveränderungen reagieren“, erklärt er. Zumal es mit den Sprühfahrzeugen möglich sei, auf einmal bis zu 10,50 m abzudecken, also drei Fahrbahnbreiten bzw. zwei Fahrbahnen sowie die Auf- und Abfahrten. Ein weiterer Effizienzaspekt ist für ihn der erheblich geringere Salzverbrauch. Im Normalfall sprühen die Neusitzer Kollegen bei Sole 15 ml/m², was bei einem Salzanteil in der Lösung von 22 % rund 3 g/m² Salz entspricht. Früher habe man bei Trockensalz rund 15 g/m² gestreut, daher sei der Verbrauch drastisch gesunken. Das [...]

 

Jens Noordhof, Redaktion KommunalTechnik

Fotos: Noordhof

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in der Ausgabe 1-2018 der KommunalTechnik.

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