Neuer Betriebshof Saarlouis: Großbaumverpflanzung
Die sprichwörtlichen Berge zu versetzen, also jeden Tag große Herausforderungen zu meistern, kennen wohl alle Baubetriebshof-Verantwortlichen und ihre Teams. Aber die wenigsten werden vermutlich in ihrem gesamten Berufsleben vor der Herausforderung stehen, große Bäume zu verpflanzen. Dietmar Esser, Abteilungsleiter Grünflächen und stellvertretender Leiter des „Neuen Betriebshofes Saarlouis“, kurz NBS, stand sogar schon zweimal vor dieser ungewöhnlichen Aufgabe. „Die erste Umpflanzaktion hatten wir vor gut 15 Jahren zu bewältigen. [...]
Genaue Kalkulation
Angesichts der damaligen, positiven Erfahrungen trieb es Dietmar Esser keine einzige Schweißperle auf die Stirn, als er 2019 die Anfrage bekam, weitere 18 Großbäume zu verpflanzen. Initiator war der saarländische Landesbetrieb für Straßenbau. Im Zuge der Verlängerung der Bundesstraße B 51 sollte die Anschlussstelle „Holzendorffer Straße“ ausgebaut werden. Dort standen besagte Bäume buchstäblich im Weg – und die Stadt erhielt das Angebot, sie mit entsprechender Kostenerstattung übernehmen zu können. „Somit stand als erste Aufgabe an, diese Kosten zu ermitteln“, erläutert Dietmar Esser.
Zu kalkulieren waren daher nicht nur die Vorbereitung der Bäume für den Umzug und der eigentliche Transfer durch die bereits erwähnte Firma Opitz. Zum Gesamtpaket gehörte auch die Vorbereitung der Pflanzflächen, außerdem die sogenannte Fertigstellungspflege für das erste Vegetationsjahr 2021. Sie sollte u.a. einen Pflegedurchgang sowie zehn Wässerungsdurchgänge zu je 600 l Wasser pro Woche und Baum. Weiterhin galt es, die Entwicklungspflege für die Jahre 2022 und 2023 zu kalkulieren, u.a. mit der Pflege der Baumscheibe und fortwährender Bewässerung, dem Nachspannen der Baumverankerung aus Stahlseil, dem Pflegeschnitt der Krone, dem Auflegen von frischem Mulch usw..
Nachdem diese Punkte kalkuliert und mit dem Landesbetrieb abgestimmt waren, galt es, den neuen Standort zu finden. Hierbei hatte der Abteilungsleiter Grünflächen freie Wahl und mehrere Optionen. Letztlich entschied er sich nach interner Diskussion mit NBS-Kollegen für Flächen auf dem Friedhof in Fraulautern, der 14 der 18 Bäume aufnehmen sollte, sowie für einen Kinderspielplatz an der Bahnhofsallee. Es folgte die Prüfung der örtlichen Gegebenheiten, wie z.B. die Prüfung der Kabel- und Leitungspläne sowie „Probegrabungen“ an den geplanten neuen Standorten der Bäume, um später nicht mit dem Bagger unliebsame Überraschungen zu erleben.
Im Frühjahr verpflanzt
Zu den notwendigen Vorbereitungen der Aktion gehörte u.a. auch, den Reiseweg der Bäume genauestens zu untersuchen und festzulegen. Denn 15-20 m hohe Bäume nimmt man nicht mal eben huckepack auf den Lkw und fährt von A nach B. „Das Ausmaß hat schon die Dimension eines Schwertransportes, denn Fahrzeug plus Baum brachten es locker auf bis zu 46 t Transportgewicht. Damit fielen einige Routenoptionen flach, weil die auf dem ursprünglich geplanten Weg befindlichen Brücken für dieses Gewicht nicht zugelassen sind“, schildert Dietmar Esser die Situation. Letztlich wuchs die Wegstrecke von ursprünglich geplanten 8 km auf rund 13 km, die dann auch noch durch eine Nachbargemeinde führten. „Das klingt nicht viel, aber man darf nicht vergessen, dass wir diese Tour insgesamt 18-mal absolvieren mussten, und das jeweils im Konvoi mit Begleitfahrzeug vor und hinter dem Lkw sowie anfänglich auch mit Polizeibegleitung“, betont er weiter.
Da auf dem finalen Weg einige Brücken unterquert werden musste, fiel der Rückschnitt der Bäume kräftiger aus als anfangs gedacht – was sich im Nachhinein als eindeutig unproblematisch herausstellte. Dieser Punkt bringt Dietmar Esser zu einem anderen, ihm wichtigen Aspekt: dem Zeitpunkt des Verpflanzens. Landläufig werde Herbst oder Winter als optimaler Pflanzzeitpunkt angesehen. „Wir haben uns jedoch für das Frühjahr, zum Beginn des Blattaustriebs entschieden. Der Vorteil dabei ist, dass der Baum mit einsetzender Vegetation quasi unmittelbar reagieren kann, etwa auf die beim Umsetzen unvermeidlichen Verletzungen und Schnittwunden. Dadurch kann er sich gegen eventuellen Pilzbefall besser wehren als in der Winterruhe, die Wundheilung setzt also unmittelbar ein “, so die Erklärung.
[...]
Text: Jens Noordhof, Redaktion KommunalTechnik
Fotos: Esser, NBS
Den kompletten Text lesen Sie im e-Magazin der aktuellen Ausgabe 6/21 der KommunalTechnik.
Sie sind Abonnent der Zeitschrift KommunalTechnik? Dann haben Sie kostenfreien Zugang zu den E-Magazinen der letzen 10 Jahre?