DEULA-Expertentipp: Richtig gießen

Ausfälle bei Jungbäumen liegen oft am Fehlen der richtigen Wassergabe zum rechten Zeitpunkt. Was muss beim Bewässern von Stadtbäumen beachtet werden?
Foto: Keppler

Sind Bäume erst frisch gepflanzt oder noch nicht an ihrem Standort etabliert, so dass sie noch kein ausreichend verzweigtes Wurzelsystem für eine kontinuierliche Wasserversorgung aufgebaut haben, müssen sie für eine vitale Weiterentwicklung bei lang anhaltender Trockenheit bedarfsgerecht gegossen werden. Erschwerend für Bäume im urbanen Raum kommt hinzu, dass sie häufig inmitten hochgradig versiegelter Flächen gesetzt werden. Es kann bereits nach kurzer Zeit der sogenannte Blumentopfeffekt entstehen. Gerade bei diesen Bäumen ist jedoch der Anspruch an Ästhetik und Vitalität oft hoch. Viele Gehölzarten werden durch Wasserstress anfälliger gegenüber Parasiten. Ein Befall mit Splint- oder Prachtkäfern und das anschließende Absterben des Baumes können die Folge sein.

In der Praxis ist die Fingerprobe vor Ort zur Einschätzung der aktuellen Bodenfeuchtesituation ein gutes und wichtiges Mittel. Es wird dazu eine kleine Menge an Oberboden mit dem Spaten aus Tiefen bis zu 30 cm entnommen und zwischen den Fingern zerrieben. Mit einiger Erfahrung kann die Beurteilung ausreichend präzise sein. Sollen tiefere Horizonte geprüft werden, ist ein Bohrstock erforderlich. Durch angrenzende Pflasterungen oder Baumroste überbaute Pflanzgruben machen es dem Gärtner schwer oder unmöglich auf klassische Weise die Bodenfeuchte zu kontrollieren.

Systeme zur Baumbewässerung

Es sind verschiedene Systeme verfügbar, die das Ziel haben, das Gießwasser bei Baumpflanzungen möglichst effektiv an den Wurzelballen zu bringen. Ein schlicht in den Boden geformter Gießrand ist die einfachste und am wenigsten effektive Möglichkeit, die Baumbewässerung zu unterstützen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Radius erweitert werden kann, um das Wurzelwachstum aus dem Ballen heraus zu fördern und sie ist nicht anfällig für Vandalismus.

Der Gießring ist weit verbreitet. Aus schlagzähem, wetterfestem Kunststoff sorgt er dafür, dass das Wasser nicht abfließt, sondern zielgerichtet in den Boden einsickert. Zusätzlich bietet er Schutz vor seitlichen Mähschäden. Bewässerungssäcke sind eine Alternative. Die grünen Säcke mit 75 bis 100 l Volumen werden um den Stamm gelegt und befestigt. Über Tropflöcher im Boden geben sie ihren Inhalt innerhalb von 5 bis 7 h in den Untergrund ab. Für größere Stammumfänge können mehrere Säcke miteinander verbunden werden.

Einige Kommunen haben positive Erfahrungen mit Baumpatenschaften machen können. Private Anwohner übernehmen das Gießen. Lässt man sie auch die Baumscheibe bepflanzen, können sie kreativ gestalten und nebenher die Struktur der oberen Bodenschicht für die Wasseraufnahme verbessern.

Die DEULA rät:

Der Erhalt von Straßen- und Parkbäumen durch Städte und Kommunen ist eine der wichtigsten Anpassungsmaßnahmen an die Klimaerwärmung. Wie bereits erwähnt, stößt die Fingerprobe zur Bodenfeuchteermittlung schnell an ihre Grenzen und „Gießen, was das Zeug hält“ ist angesichts aufeinander folgender Trockenjahre und einhergehend schwieriger Grundwasserentwicklung kaum mehr zu vermitteln und sicher nicht der zukunftsweisende Weg. Bodenfeuchtesensoren können bei Jungbaumpflanzungen zu einer bedarfsgerechten Bewässerung herangezogen werden. Eine möglichst repräsentative Auswahl der Einsatzorte kann die Zahl der eingesetzten Sensoren überschaubar halten und einen aussagekräftigen Mittelwert erzeugen. Im Idealfall werden sie bei der Pflanzung im Dreierverbund auf Höhen von 30, 60 und 90 cm gesetzt. Dadurch lässt sich eine möglichst optimale Anwuchsphase mit gleichzeitig minimalen Pflegekosten sicherstellen. Damit Sensoren über viele Jahre Daten liefern können, sind Varianten mit externer, wechselbarer Stromversorgung empfehlenswert. Preise unterscheiden sich stark, was eine kompetente Beratung erforderlich macht.

Frank Heidmeier, Dipl. Forstingenieur und Ausbilder an der DEULA Westerstede

 

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